Gaming-Influencer: Kann man davon leben, sein Hobby Videospiele zum Beruf zu machen?

Eine Karriere als Gaming-Influencer klingt für viele junge Menschen nach einem Traumjob: Ganz so leicht ist es aber nicht, davon zu leben.

Gaming Influencer

Wie sinnvoll ist es wirklich, sein Hobby Gaming zum Beruf machen zu wollen? © Vecteezy

Auf der Livestreaming-Plattform Twitch ist Eileen vor allem unter ihrem Pseudonym „Kunshikitty“ bekannt. Als Gaming-Influencer erreicht sie fast 190.000 Menschen, unter anderem mit dem Livestreaming von Videospielen. Was für viele nach einem Traumjob klingt, ist aber auch ein hartes Geschäft.

Ihren Erfolg erklärt sich Eileen durch die besondere Beziehung zu ihren Fans. „Ich denke, dass beim Live-Streaming eine ganz besondere Bindung zwischen Zuschauer und der Person, die in die Kamera spricht, entsteht“, sagt sie gegenüber der Tagesschau.

Übrigens: Diese Art von Bindung zwischen Konsumenten (in diesem Fall den Zuschauern) und Prominenten nennt man „parasoziale Beziehungen“: Durch den ständigen Kontakt zu ihrem Idol kann bei den Konsumenten das Gefühl entstehen, mit ihm befreundet zu sein, auch wenn das Idol einen persönlich gar nicht kennt.

Deutsche Gaming-Szene: Von Stars und Newcomern

Montana Black und Gronkh zählen zu den Pionieren des Live-Streamings von Computerspielen in Deutschland. Sie haben damit maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Form der Unterhaltung überhaupt populär wurde.

Ihr Erfolg hat zudem viele ihrer Zuschauer dazu inspiriert, die gleiche Karriere einzuschlagen: Darunter die Zwillingsschwestern Janine und Nadine, die auf Twitch als „HappyZwillinge“ bekannt sind. Die bekennenden Gronkh-Fans streamen sich selbst beim Spielen von Videospielen live und unterhalten sich auch mit ihren Followern. Über 2.500 Menschen folgen ihrem Kanal inzwischen bereits.

Förderung der nächsten Generation

Bis zum 25. August 2024 findet in Köln die Gamescom statt. Sie ist eine der größten Messen für Computer- und Videospiele weltweit und damit ein beliebtes Ziel für Gaming-Influencer. Teil der Messe ist auch die „Gamescom Creator-Academy“, ein Coaching-Programm, für das die HappyZwillinge als eines von 15 Nachwuchstalenten ausgewählt wurden.

Im Rahmen eines fünfwöchigen Programms besuchen sie Seminare, die ihnen zeigen, wie sie ihre Reichweite steigern können. Noch können Nadine und Janine nicht von ihrem Hobby leben, doch sie hoffen, dass sich dies irgendwann ändern wird.

Wir haben Spaß daran, Leute zu unterhalten und von unserer Spielbegeisterung zu erzählen. Man muss sich natürlich ein bisschen abheben von anderen, weil es schon sehr viele Gaming-Creator gibt. Was bei uns sehr gut ankommt, ist, dass wir Zwillinge sind.

Janine und Nadine

Bedeutung der Influencer für die Industrie

Die Gaming-Industrie hat die Bedeutung von Influencern schon vor langer Zeit erkannt. Laut Felix Falk, dem Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche, sei Influencer-Marketing das effektivste Mittel, um Spiele bekannt zu machen und Begeisterung zu wecken. Einige Unternehmen würden sogar ihr gesamtes Marketing-Budget in solche Kooperationen investieren, anstatt auf klassische Werbekampagnen zu setzen.

Mithilfe von Influencern können Games-Hersteller auf ganz authentische Weise Öffentlichkeit machen für ihre Spiele, Begeisterung dafür entfachen.

Felix Falk

Was für Influencer leichtes Geld bedeuten kann, sieht Manoucher Shamsrizi, Mitgründer des gamelab.berlin, aber auch kritisch. Viele Gaming-Influencer würden inzwischen weitaus länger über Produkte reden, für deren Vermarktung sie bezahlt wurden, als über das eigentliche Spiel – hat es sich also vom Traumjob zum eiskalten Geschäft entwickelt? Dies sei früher noch anders gewesen und werde in der Community zum Teil auch kritisch gesehen, sagt Shamsrizi.

Influencer auf der Gamescom: Ein zweischneidiges Schwert

Auch die Präsenz von so vielen Influencern auf der Gamescom wurde in den letzten Jahren immer wieder zum Gegenstand hitziger Diskussionen: Sie würden oft Stände blockieren – an denen die Warteschlangen ohnehin schon sehr lang sein können – und die Messe eher zur Selbstpromotion nutzen.

Janine und Nadine sehen in ihrer Anwesenheit hingegen eine Möglichkeit, noch mehr Leuten Zugang zur Gamescom zu gewähren. In diesem Jahr wollen sie zum ersten Mal live von dort streamen.

Vor allem für die Leute, die nicht hier sein können, ist das eine gute Möglichkeit, Eindrücke von der Messe zu bekommen, und zwar nicht nur über Inhalte von den großen Gamesproduzenten, sondern auch von den kleinen Creatoren, die persönlich die Messe zeigen.

Janine und Nadine

Was du dir merken solltest:

  • Gaming-Influencer nutzen ihre Plattformen, um eine starke parasoziale Beziehung zu ihren Zuschauern aufzubauen. Das hilft ihnen dabei, eine große Fangemeinde zu gewinnen.
  • Die Gamescom und Programme wie die „Gamescom Creator-Academy“ bieten jungen Talenten wichtige Möglichkeiten zur Weiterbildung und zur Steigerung ihrer Reichweite in der Gaming-Community.
  • Die Gaming-Industrie hat die Bedeutung von Influencern für effektives Marketing erkannt, wobei einige Unternehmen ihr gesamtes Marketingbudget in Kooperationen mit diesen Online-Persönlichkeiten investieren.

Bild: © Vecteezy

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