KI macht Sinn im Job – aber nur, wenn wir selbst den Kopf benutzen

Studie zeigt: KI macht Arbeit sinnvoller, wenn sie Routine übernimmt – und Menschen weiter selbst denken und entscheiden.

Frau am Computer

KI kann den Arbeitsalltag erleichtern – doch sinnstiftend bleibt ein Job nur, wenn Menschen weiter selbst entscheiden, abwägen und Verantwortung tragen. © Pexels

Wenn KI den lästigen Papierkram erledigt, wächst oft die Zufriedenheit im Job. Problematisch wird es erst, wenn auch das Denken verschwindet. Eine Studie zeigt: Arbeit bleibt sinnstiftend, solange Menschen weiter selbst abwägen, entscheiden und Verantwortung tragen. Nimmt KI nur Routineaufgaben ab, stärkt sie den Job – übernimmt sie alles, verliert er für viele seinen Sinn.

Die Untersuchung stammt von Forschern der Universität Hohenheim. Sie wollten wissen, was mit dem Sinngefühl im Job passiert, wenn KI Aufgaben übernimmt. Die Ergebnisse widersprechen einfachen Erwartungen: Weder mehr, noch weniger Technik entscheidet über Bedeutung. Maßgeblich sind zwei andere Punkte – ob eine Aufgabe als gesellschaftlich nützlich erlebt wird und wie viel eigenes Denken sie verlangt.

Konkret getestet wurde das in einem Experiment mit 677 Teilnehmern. Sie sollten einen Spendenaufruf für Kinder verfassen. Einige schrieben den Text vollständig selbst, andere griffen auf fertige KI-Vorschläge zurück. Eine dritte Gruppe nutzte diese Vorschläge als Grundlage und überarbeitete sie eigenständig.

Gesellschaftlicher Nutzen schlägt Effizienz

Am Ende bewerteten die Teilnehmer, wie sinnvoll sie die Aufgabe fanden und welchen Beitrag sie selbst geleistet hatten. Das auffälligste Ergebnis: Der empfundene soziale Nutzen überlagerte alle technischen Unterschiede. Doktorandin Mateja Vodiškar sagt: „Wenn sie die Arbeit als gesellschaftlich wirkungsvoll ansahen, bewerteten die Teilnehmenden sie als besonders sinnstiftend“.

Neben dem Zweck spielte ein weiterer Aspekt eine zentrale Rolle. Aufgaben wirken bedeutsamer, wenn sie geistig fordern. Wer nachdenken muss, abwägt und Verantwortung trägt, empfindet seine Arbeit als wertvoller. Das zeigte sich besonders deutlich bei den Teilnehmern ohne technische Unterstützung.

Wann geistige Anstrengung Arbeit aufwertet

Diese Gruppe stufte die Aufgabe als anstrengender ein und zugleich als sinnvoller. Das bedeutet nicht, dass KI automatisch schadet. Sie verändert jedoch die Wahrnehmung. „Je höher der kognitive Anspruch, desto höher wird auch die Bedeutung einer Aufgabe eingeschätzt“, erklärt Prof. Dr. Caroline Ruiner.

KI kann diesen Effekt abschwächen, wenn sie zu viel übernimmt. Sie kann ihn jedoch auch erhalten, wenn sie unterstützt, statt ersetzt. Entscheidend bleibt die Balance zwischen Entlastung und eigener Denkleistung.

Hybride Intelligenz: Wann KI Arbeit sinnvoll unterstützen kann

Besonders anschaulich wird das Prinzip bei der sogenannten hybriden Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Dabei übernimmt die Technik vor allem Routinen, Auswertungen oder Vorarbeiten. Menschen konzentrieren sich auf Entscheidungen, Kommunikation und Einordnung.

In einer ergänzenden Befragung schilderten Ärzte und Anwälte ihre Erfahrungen. Viele berichteten von spürbarer Entlastung. Gleichzeitig gewannen sie Zeit für Tätigkeiten, die sie als Kern ihres Berufs empfinden.

Was hybride Zusammenarbeit im Alltag bringt

Typische Beispiele aus der Praxis zeigen den Effekt klar:

  • KI wertet große Datenmengen oder Fachliteratur aus
  • Standardprozesse laufen schneller und verlässlicher
  • Fachkräfte gewinnen Zeit für Gespräche, Beratung und Strategie

„Die abgestimmte Zusammenarbeit zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz ermöglicht es, die jeweiligen Stärken optimal zu nutzen“, fasst Vodiškar den Ansatz zusammen.

Warum zu viel Automatisierung Motivation kostet

Die Studie macht auch deutlich, wo die Risiken liegen. Wird Automatisierung zu dominant, sinkt das Gefühl eigener Wirksamkeit. Besonders im medizinischen Bereich äußerten Fachkräfte Sorgen. Sie befürchten, dass Urteilsfähigkeit und Erfahrung an Bedeutung verlieren, wenn Systeme Entscheidungen vorstrukturieren.

Prof. Dr. Ruiner warnt deshalb: „KI kann den wahrgenommenen Sinn einer Aufgabe nicht nur fördern, sondern auch beeinträchtigen“. Werden Aufgaben vollständig entkernt, leidet das Engagement. Arbeit wirkt austauschbar, Motivation bricht weg. Für Unternehmen ergibt sich daraus eine klare Gestaltungsaufgabe. Technik darf Prozesse erleichtern. Sie sollte aber nicht jene Teile verdrängen, die Denken, Abwägen und Verantwortung erfordern.

Kurz zusammengefasst:

  • KI nimmt Arbeit nicht automatisch den Sinn. Entscheidend sind der gesellschaftliche Nutzen einer Aufgabe und die geistige Anstrengung, die Menschen dabei erleben.
  • Arbeit wirkt besonders sinnvoll, wenn sie fordert. Die Studie der Universität Hohenheim zeigt, dass Aufgaben mit höherem Denk- und Verantwortungsanteil als bedeutsamer empfunden werden – auch mit KI-Unterstützung.
  • KI stärkt Motivation, wenn sie unterstützt statt ersetzt. Sinn entsteht vor allem dort, wo Technik Routinen übernimmt und Menschen Zeit für Denken, Entscheiden und Verantwortung behalten.

Übrigens: In der Krebsforschung setzen Wissenschaftler zunehmend auf einen anderen Ansatz – KI erkennt, wann Tumorzellen ihr Wachstum einstellen, statt sie aggressiv zu bekämpfen. Warum das Nebenwirkungen verringern könnte und welche Rolle dabei der natürliche Alterungsprozess von Zellen spielt, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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