KI warnt vor Unfällen, bevor sie geschehen – und macht Verkehr sicherer denn je
Eine neue KI analysiert Verkehrsdaten in Echtzeit und trägt so entscheidend zur besseren Verkehrssicherheit in Städten bei.
Die neue KI analysiert Verkehrsströme und erkennt Risiken frühzeitig – für mehr Sicherheit auf den Straßen. © Unsplash
Tausende Kameras überwachen täglich Kreuzungen, Straßen und Ampeln. Sie zeichnen ununterbrochen auf, speichern Unmengen an Daten und bleiben doch meist ungenutzt. Denn die Auswertung dieser Aufnahmen überfordert Verkehrsbehörden weltweit. Forscher der NYU Tandon School of Engineering haben nun eine Lösung entwickelt, die genau dieses Problem angeht: Eine KI für Verkehrssicherheit, die riskante Situationen erkennt, bevor es kracht.
Das System heißt SeeUnsafe und die Studie dazu wurde im Fachjournal Accident Analysis and Prevention veröffentlicht. Die Arbeit erhielt den Vision Zero Research Award der Stadt New York, der jährlich für Projekte vergeben wird, die zur Senkung von Verkehrsunfällen beitragen. Laut den Forschern könnte ihre Entwicklung den Umgang mit Verkehrsdaten grundlegend verändern und Städte sicherer machen, ohne dass neue Kameras oder teure Sensorik nötig wären.
KI-System zeigt hohe Trefferquote bei Verkehrsanalyse
SeeUnsafe nutzt neueste multimodale KI-Modelle, die gleichzeitig Bilder und Sprache verstehen. Dadurch kann die Software nicht nur Bewegungen erkennen, sondern auch deren Bedeutung einschätzen. Sie analysiert tausende Stunden Videomaterial aus bestehenden Verkehrskameras und erstellt daraus automatische Sicherheitsberichte. Diese beschreiben, wann und wo Beinahe-Unfälle passieren, wie Wetter und Verkehrsaufkommen das Risiko beeinflussen und welche Bewegungen besonders gefährlich waren.
Das Team testete die Technologie mit dem Toyota Woven Traffic Safety Dataset, das 249 reale Verkehrsszenen umfasst. Dabei erreichte das System eine Treffsicherheit von 76,7 Prozent bei der Einordnung von Verkehrssituationen in Kategorien wie „Kollision“, „Beinahe-Unfall“ oder „normaler Verkehr“. Bei der Erkennung der beteiligten Verkehrsteilnehmer – etwa Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer – lag die Trefferquote bei 87,5 Prozent.
KI lässt sich ohne spezielles Fachwissen direkt einsetzen
„Tausende Kameras laufen 24 Stunden am Tag. Eine manuelle Analyse ist schlicht unmöglich“, sagt Professor Kaan Ozbay, der die Studie leitete. Genau hier setzt SeeUnsafe an: Es wertet vorhandene Daten automatisiert aus und ermöglicht Behörden, auf Basis klarer Ergebnisse zu handeln.
„Behörden müssen keine Computer-Vision-Experten sein – sie können die Technologie sofort nutzen, ohne eigene Daten zu sammeln oder zu beschriften“, ergänzt Associate Professor Chen Feng, Co-Direktor des Center for Robotics and Embodied Intelligence.

Präventive KI-Analyse schafft Verkehrssicherheit
Traditionell reagieren Städte auf Unfälle erst, wenn sie passiert sind. Mit SeeUnsafe könnte sich das ändern. Die KI erkennt nicht nur, dass ein Risiko besteht, sondern auch warum. Sie analysiert Muster – etwa gefährliche Abbiegesituationen oder Kreuzungen, an denen sich Radfahrer und Autos regelmäßig zu nahe kommen. Diese Informationen helfen, Kreuzungen neu zu gestalten, Ampelschaltungen anzupassen oder Beschilderungen zu optimieren – lange bevor ein Unfall geschieht.
Diese Form der präventiven Verkehrssicherheitsanalyse kann ein entscheidender Schritt sein, um Städte wie New York oder Berlin sicherer zu machen. Statt reaktiv auf Schadensereignisse zu antworten, ermöglicht die Technologie vorausschauendes Handeln.
KI soll künftig auch Autofahrer in Echtzeit warnen
Auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, bleibt das System nicht ohne Einschränkungen. Bei schlechten Lichtverhältnissen oder unklarer Sicht kann die Genauigkeit sinken. Zudem hängt die Leistung stark von der Qualität der Videoaufnahmen ab. Dennoch sehen die Entwickler großes Potenzial – vor allem, weil die KI ohne neue Hardware funktioniert und auf vorhandene Überwachungssysteme zurückgreift.
Das Team plant, SeeUnsafe künftig auch für Dashcams in Fahrzeugen nutzbar zu machen. Damit ließen sich Risiken in Echtzeit während der Fahrt erkennen. Das System könnte Warnungen ausgeben, sobald es riskante Situationen erkennt – ein möglicher Fortschritt für individuelle Verkehrssicherheit.
Kurz zusammengefasst:
- KI verbessert Verkehrssicherheit nachhaltig: Die von der NYU Tandon School of Engineering entwickelte KI SeeUnsafe erkennt Gefahren im Straßenverkehr frühzeitig und hilft Städten, Unfälle zu verhindern.
- In Tests klassifizierte die KI Verkehrsszenen mit rund 76 Prozent Trefferquote und identifizierte beteiligte Verkehrsteilnehmer mit bis zu 87 Prozent Genauigkeit.
- Städte können durch SeeUnsafe gefährliche Kreuzungen erkennen, bevor Unfälle geschehen – ein Schritt hin zu vorausschauender, effizienter und sichererer Verkehrsplanung.
Übrigens: Ein Tempolimit von 120 km/h könnte deutlich mehr Sicherheit bringen – die Zahl tödlicher Unfälle würde laut Studie um rund ein Drittel sinken. Mehr dazu in unserem Artikel.
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