Verborgene Kammer entdeckt: Münchner Forscher finden möglichen Geheimeingang in der Pyramide von Gizeh
Neue Messungen enthüllen zwei Hohlräume in der Mykerinos-Pyramide. Radar- und Ultraschallbilder stützen die Theorie eines verborgenen Eingangs in Gizeh.
Hinter der glatt polierten Ostfassade der Mykerinos-Pyramide zeigen neue Messungen zwei Hohlräume – Hightech-Blicke ins Gestein lassen auf einen verborgenen Eingang in der Pyramide von Gizeh schließen. © Wikimedia
Seit Jahrtausenden steht die Pyramide des Pharaos Mykerinos im Schatten ihrer gewaltigeren Schwestern – und bewahrt doch ihre eigenen Geheimnisse. Nun zeigen zerstörungsfreie Messungen an ihrer Ostseite: Hinter den glatt polierten Granitblöcken verbergen sich zwei Hohlräume, die auf einen bislang unbekannten Eingang hinweisen könnten.
Die Entdeckung gelang einem Team der Universität Kairo und der Technischen Universität München (TUM) im Rahmen des ScanPyramids-Projekts. Mit drei hochauflösenden Messverfahren – elektrischer Widerstandstomografie (ERT), bodendurchdringendem Radar (GPR) und Ultraschallprüfung (UST) – untersuchten die Forscher eine rund sechs Meter breite Fläche der Fassade. So gelang erstmals ein präziser Blick in das Gestein, ohne auch nur einen Block zu bewegen.
Zwei Hohlräume hinter polierten Granitblöcken
Alle drei Verfahren zeigten an nahezu identischen Positionen zwei deutliche Anomalien:
- Anomalie A1 befindet sich hinter einem auffälligen, trapezförmigen Granitblock, in rund 1,35 Meter Tiefe. Sie misst etwa 1,5 Meter in der Breite und 1 Meter in der Höhe.
- Anomalie A2 liegt etwas höher versetzt, beginnt in 1,13 Meter Tiefe und misst rund 0,9 × 0,7 Meter.
Beide Strukturen zeigen physikalische Eigenschaften, die auf luftgefüllte Hohlräume schließen lassen. „Die Hypothese eines zweiten Eingangs ist sehr plausibel“, erklärte Projektleiter Christian U. Grosse, Professor für zerstörungsfreie Prüfung an der TUM. „Unsere Daten deuten klar auf Hohlräume direkt hinter der Granitverkleidung hin.“

Wie Radarbilder das Unsichtbare sichtbar machen
Die Forscher kombinierten die Messdaten aller drei Verfahren mithilfe einer sogenannten Image Fusion. Dadurch konnten sie Reflexionen, Materialdichten und elektrische Leitfähigkeiten zu einem einheitlichen 3D-Bild verrechnen – ein Verfahren, das auch in der Materialprüfung von Flugzeug- oder Brückenstrukturen eingesetzt wird.
Das Ergebnis war eindeutig: In einem Meter Tiefe beginnt hinter der polierten Fassade ein schmaler, luftgefüllter Raum, der sich leicht schräg in das Mauerwerk hineinzieht. Ein zweiter, kleinerer Hohlraum liegt versetzt darüber. Simulationen bestätigten, dass diese Messwerte am ehesten mit echten Voids, also Hohlräumen, übereinstimmen – nicht mit bloßen Fugen oder dichteren Gesteinszonen.
Pyramide von Gizeh: Hinweise auf zweiten Eingang an der Ostseite
Bereits 2019 hatte der belgische Forscher Stijn van den Hoven vermutet, dass die ungewöhnlich glatten Granitblöcke an der Ostseite einen verborgenen Zugang markieren könnten. Die neue Studie liefert nun erstmals physikalische Belege, die diese Theorie stützen.
Ob die Hohlräume tatsächlich zu einem zweiten Eingang oder einem Korridor führen, bleibt jedoch offen. Die eingesetzten Verfahren reichen nur rund 3,5 Meter in die Tiefe – weiter ins Innere dringen Radar und Ultraschall nicht vor.

Wie weit die Hohlräume reichen, ist unklar
Das Team plant deshalb eine zweite Messkampagne mit ergänzenden Methoden wie Infrarot-Thermografie, Mikrogravimetrie und Myon-Tomografie, die bereits 2023 eine verborgene Kammer in der Cheops-Pyramide sichtbar gemacht hatte. Erst solche kombinierten Daten könnten zeigen, ob die entdeckten Voids Teil einer größeren Struktur sind.
„Unsere Ergebnisse müssen nun gemeinsam mit Ägyptologen bewertet werden“, heißt es in der Publikation. „Sie liefern aber den bisher stärksten Hinweis auf eine architektonische Besonderheit an der Ostseite der Mykerinos-Pyramide.“
Kurz zusammengefasst:
- Forscher der Universität Kairo und der TU München haben mit Radar-, Ultraschall- und Widerstandsmessungen zwei luftgefüllte Hohlräume entdeckt – ein möglicher Hinweis auf einen verborgenen Eingang in der Pyramide von Gizeh.
- Die präzisen Daten stützen die Hypothese, dass sich dort ein bislang unbekannter Eingang oder Korridor befinden könnte – bestätigt ist das jedoch noch nicht.
- Die Untersuchung zeigt, wie moderne, zerstörungsfreie Messtechnik unser Wissen über alte Bauwerke erweitert, ohne sie zu beschädigen – ein wichtiger Fortschritt für Archäologie und Denkmalschutz.
Übrigens: Unter dem Wüstensand von Gizeh verbirgt sich offenbar mehr, als bislang bekannt war – Forscher entdeckten dort eine rätselhafte, L-förmige Struktur tief unter dem westlichen Friedhof. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Vincent Brown via Wikimedia unter CC BY 2.0
