Hammerhaie jahrelang verschwunden – nun gelingt Nachweis im Meerwasser, ohne Sichtung der Tiere

Forscher der Florida International University haben ein neues Testverfahren entwickelt, mit dem sich seltene Hammerhaie nachweisen lassen, ohne sie direkt zu sehen.

Rückkehr der Hammerhaie – neuer Nachweis per DNA

Im kolumbianischen Nationalpark Uramba/Bahía Málaga konnten erstmals drei stark bedrohte Hammerhai-Arten durch DNA-Spuren im Meerwasser eindeutig nachgewiesen werden. © Pexels

Lange galten sie als verschwunden. In Mexiko wurden sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet, in Fischereistatistiken tauchten sie kaum noch auf. Doch ein neuer Nachweis belegt: Kleine Hammerhaie wie der Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna corona) leben noch – versteckt in abgelegenen Küstengewässern Kolumbiens. Ein Tropfen Meerwasser reicht aus, um das zu belegen.

Ein Forschungsteam hat dort eine neue Methode angewandt, die selbst minimale DNA-Spuren im Wasser nachweist. Entwickelt wurde der Test vom Meeresbiologen Diego Cardeñosa von der Florida International University.

Nachweis für Hammerhaie gelingt mit modernster Technik

Im Fokus der Studie standen drei seltene Arten: Sphyrna corona, S. media und S. vespertina. Sie alle gehören zu den kleinwüchsigen Vertretern der Hammerhaie. Aufgrund ihrer Größe leben sie bevorzugt in flachen Küstenzonen – genau dort, wo Netze häufig zum Einsatz kommen.

Zwei der Arten stuft die Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht ein. In Mexiko gelten sie regional bereits als verschwunden. Umso bedeutsamer ist der Nachweis, dass sie in Kolumbien noch existieren.

Seltene Arten im Nationalpark entdeckt

Die Wasserproben stammten aus dem Uramba/Bahía Málaga Nationalpark, einem Schutzgebiet an der Pazifikküste. An fünf Messstellen filterten die Wissenschaftler je zehn Liter Meerwasser. Die Auswertung erfolgte im Labor – unter strengen Kontrollen, um Verunreinigungen auszuschließen. Die Resultate:

  • Sphyrna corona wurde in vier von fünf Proben identifiziert.
  • S. media und S. vespertina tauchten in drei Proben auf.
  • Die südlichen Standorte zeigten mehr Funde als der nördlichste Messpunkt.

„Alle Nachweise basieren auf 100-prozentiger Übereinstimmung mit den DNA-Sequenzen der jeweiligen Art“, so Cardeñosa. Für ihn ist das ein klares Ergebnis.

Neue Methode macht bedrohte Arten sichtbar

Bisher war kaum bekannt, wo diese Hammerhaie überhaupt noch leben. Ihre geringe Körpergröße, ihr scheues Verhalten und die trüben Küstengewässer erschwerten herkömmliche Suchmethoden wie Netzfänge oder Videoüberwachung erheblich. Die neue eDNA-Methode schafft hier Abhilfe: Sie kommt ohne Fang aus, stört die Tiere nicht, liefert innerhalb kurzer Zeit verlässliche Ergebnisse und lässt sich auch in abgelegenen, schwer erreichbaren Gebieten anwenden.

„Wenn man mit einer einzigen Wasserprobe feststellen kann, ob ein Hai dort gewesen ist – das ist faszinierend“, sagt Cardeñosa.

Rückzugsorte lassen sich gezielt schützen

Besonders häufig entdeckten die Forscher Sphyrna corona – in einigen Proben sogar in sieben von acht Wiederholungen. Das spricht für eine hohe Standorttreue. Diese Tiere bleiben offenbar in bestimmten Küstenbereichen, solange keine Störung erfolgt.

Doch genau das macht sie verwundbar. „Wenn in diesen Regionen weiterhin mit Netzen gefischt wird, können ganze Bestände verschwinden“, warnt Cardeñosa. Für den Schutz sei es entscheidend, diese Rückzugsräume frühzeitig zu erkennen.

Umwelt-DNA liefert verlässliche Ergebnisse

Die Methode nutzt kleinste DNA-Reste aus Haut, Schleim oder Ausscheidungen, die sich nur wenige Stunden bis Tage im Wasser halten. Der Nachweis weist daher auf eine aktuelle Präsenz hin – nicht auf historische Sichtungen. Gerade für trübe, schwer befahrbare Regionen bietet sich der Einsatz an – ohne Netze, ohne Risiko für die Tiere.

Küstenbewohner liefern wichtige Hinweise

Auch aus den umliegenden Dörfern kamen Informationen. Fischer aus La Barra, Puerto España und Juan Chaco berichteten, dass Sphyrna corona dort regelmäßig vorkommt. Diese Berichte decken sich mit den Laborergebnissen – ein wichtiges Signal.

Die Wissenschaftler arbeiten bereits daran, das Verfahren auf weitere Küstenregionen auszuweiten. Ziel ist ein besseres Frühwarnsystem für den Zustand gefährdeter Haiarten.

Kurz zusammengefasst:

  • Forscher der Florida International University haben mithilfe von Umwelt-DNA im Meer genetische Spuren dreier extrem seltener Hammerhai-Arten entdeckt – ein klarer Hinweis, dass diese Tiere in Kolumbien noch leben.
  • Die Methode erlaubt einen Nachweis für Hammerhaie, ohne die Tiere zu fangen oder zu stören, und liefert innerhalb weniger Stunden präzise Ergebnisse über ihre aktuelle Präsenz im Wasser.
  • Diese Entdeckung schafft eine neue Grundlage für den zielgerichteten Schutz bedrohter Meeresarten, denn sie zeigt erstmals, wo sich ihre letzten Rückzugsorte befinden.

Übrigens: Orcas greifen junge Weiße Haie offenbar strategisch an – mit dem alleinigen Ziel, ihre Leber zu fressen. Neue Aufnahmen aus dem Golf von Kalifornien zeigen ein wiederkehrendes Jagdmuster. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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