Erstmals berechnet: Der CO2-Hufabdruck von Fleisch – ein Steak belastet das Klima stärker als ein Jahr Strom

Der Fleischkonsum in den USA hat einen enormen CO2-Hufabdruck – so nennen Forscher den Klimaeffekt von Rindfleisch, das mancherorts mehr Emissionen verursacht als ein Jahr Stromverbrauch.

CO2-Hufabdruck: Ein Steak belastet das Klima wie ein Jahr Strom

Der CO2-Hufabdruck von Fleisch variiert stark zwischen den US-Städten – besonders Metropolen wie New York und Los Angeles verursachen enorme Emissionen durch ihren Fleischkonsum. © Pexels

Wie groß ist der CO2-Abdruck eines Steaks? Eine neue Studie zeigt: Der Fleischkonsum in Städten kann ähnlich viel Treibhausgas verursachen wie ein ganzes Jahr Strom für den eigenen Haushalt – je nachdem, wo das Fleisch herkommt.

Rind, Schwein oder Hühnchen – ihr Beitrag zum Klimawandel ist messbar. Forscher der University of Michigan und der University of Minnesota haben erstmals berechnet, welchen Anteil Städte in den USA am sogenannten „carbon hoofprint“, also am CO2-Hufabdruck von Fleisch, haben.

Das Ergebnis: Der jährliche Fleischverzehr in den USA verursacht rund 329 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht in etwa dem gesamten Energieverbrauch der amerikanischen Haushalte – und übersteigt sogar die jährlichen Emissionen von Italien.

Rindfleisch dominiert den CO2-Hufabdruck

Der neue Ansatz zeigt, dass Fleisch nicht überall gleich klimaschädlich ist. Entscheidend ist, wo und wie Tiere gefüttert und gehalten werden. Regionen, in denen Rinder mit klimaschädlichem Futter aufgezogen werden oder offene Güllebecken nutzen, schneiden deutlich schlechter ab als Städte, deren Fleischlieferanten nachhaltigere Produktionsmethoden anwenden.

Insgesamt stammt fast drei Viertel des gesamten CO2-Hufabdrucks aus der Rindfleischproduktion. Schwein und Geflügel spielen eine deutlich kleinere Rolle. „Rindfleisch ist der mit Abstand größte Faktor“, sagt Studienleiter Benjamin Goldstein von der University of Michigan.

Die Berechnungen zeigen, dass Städte wie Los Angeles oder New York enorme Mengen Fleisch aus hunderten Landkreisen beziehen. Allein das Rindfleisch für Los Angeles stammt von Tieren aus 469 Landkreisen, deren Futter aus 828 verschiedenen Regionen kommt. Jeder dieser Orte trägt auf eigene Weise zum Gesamtausstoß bei – durch Dünger, Futteranbau, Transport und Tierhaltung.

Der sogenannte CO2-Hufabdruck pro Kopf unterscheidet sich in den Städten der USA deutlich – je nach Fleischkonsum. © B. P. Goldstein et al., Nature Climate Change 2025
Der sogenannte CO2-Hufabdruck pro Kopf unterscheidet sich in den Städten der USA deutlich – je nach Fleischkonsum. © B. P. Goldstein et al., Nature Climate Change 2025

Diese fünf US-Städte haben den größten CO2-Hufabdruck durch Fleischkonsum

  1. New York City – größter CO2-Hufabdruck in den USA
  2. Los Angeles – bezieht Rindfleisch aus 469 Landkreisen, Futter aus 828 Regionen
  3. Chicago – hoher Pro-Kopf-Verbrauch, stark belastete Lieferketten
  4. Miami – überdurchschnittlich hohe Emissionen durch Fleischimporte
  5. Dallas-Fort Worth – weiträumige Lieferwege, entsprechend hoher Ausstoß

Die größte Belastung entsteht beim Futter

Besonders klimaschädlich ist der Futteranbau. Für Hühner und Schweine stammen bis zu 70 Prozent der Emissionen aus der Produktion von Mais, Weizen und Soja. Dabei spielen Stickstoffdünger und Landnutzung eine zentrale Rolle.

Bei Rindern kommt ein weiterer Faktor hinzu: die Methanbildung bei der Verdauung. Das erklärt, warum Rindfleisch – trotz ähnlicher Transportwege – im Durchschnitt viermal klimaschädlicher ist als Schwein oder Geflügel. In Städten, die Fleisch aus intensiven Viehzuchtregionen wie Texas oder Missouri beziehen, ist der CO2-Hufabdruck besonders groß.

Warum gleiche Mengen Fleisch unterschiedlich belasten

Trotz ähnlichem Konsum pro Kopf – im Schnitt rund 79 Kilogramm Fleisch pro Jahr – unterscheiden sich die Emissionen stark: Von 500 bis 1.700 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Person. Der Grund liegt in der Lieferkette. Städte, die Fleisch aus nachhaltiger Produktion beziehen, schneiden deutlich besser ab.

„Es gibt keinen einheitlichen Emissionswert für das Fleisch, das wir essen“, sagt Rylie Pelton von der University of Minnesota. „Die Lieferketten unterscheiden sich von Ort zu Ort – und die Produktionsbedingungen ebenfalls.“

Kleine Änderungen mit großer Wirkung

In mehreren Szenarien zeigen die Berechnungen, wie sich der CO2-Fußabdruck des Fleischkonsums deutlich senken lässt. Der größte Effekt entsteht, wenn Rindfleisch teilweise durch Geflügel ersetzt wird: Schon eine Halbierung des Rindfleischanteils kann den Ausstoß um bis zu ein Drittel senken. Hinzu kommt der Umgang mit Lebensmitteln – allein durch weniger Verderb und Abfälle ließen sich weitere 16 Prozent der Emissionen einsparen.

Würden beide Maßnahmen kombiniert, könnte der gesamte CO2-Hufabdruck der US-Städte um etwa 40 Prozent schrumpfen. In Zahlen entspricht das rund 140 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr – ohne dass der Fleischkonsum vollständig eingestellt werden müsste.

Selbst kleine Schritte wie ein fleischfreier Tag pro Woche („Meatless Monday“) hätten laut Studie bereits spürbare Effekte und zeigen, wie stark alltägliche Ernährungsentscheidungen zur Klimabilanz beitragen.

Städte können ihre Lieferketten aktiv gestalten

Laut Goldstein haben Städte ähnliche Möglichkeiten zur Emissionsminderung wie beim Energiesparen. „Wenn du die Hälfte deines Rindfleischs weglässt, kannst du je nach Wohnort genauso viel CO2 einsparen wie mit Solarpanels auf dem Dach“, erklärt er.

Die Studienautoren schlagen vor, dass Städte gezielt mit Landkreisen zusammenarbeiten, aus denen sie ihr Fleisch beziehen. Technische Unterstützung für nachhaltige Tierhaltung oder Investitionen in Gülleaufbereitung könnten helfen, Emissionen zu senken – ohne Landwirte wirtschaftlich zu gefährden.

Die Studie zeigt auch, wie eng Stadt und Land verbunden sind. Der Fleischkonsum in Metropolen beeinflusst direkt, wie ländliche Regionen wirtschaften und mit Ressourcen umgehen. „Wir sind alle miteinander verbunden“, sagt Jennifer Schmitt, Mitautorin der Studie. „Wenn Städte und ländliche Gemeinden zusammenarbeiten, können sie Lösungen finden, die ökologisch und wirtschaftlich tragfähig sind.“

Kurz zusammengefasst:

  • Der Fleischkonsum in den USA verursacht rund 329 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr – mehr als ganz Italien. Entscheidend ist, wo und wie Tiere gehalten und gefüttert werden.
  • Rindfleisch steht für etwa drei Viertel des gesamten CO2-Hufabdrucks. Besonders stark wirkt sich der Futteranbau mit Düngern und Landnutzung aus, gefolgt von Methan aus der Verdauung.
  • Schon eine Halbierung des Rindfleischverzehrs und weniger Lebensmittelverschwendung könnten die Emissionen der Städte um bis zu 40 Prozent senken – ohne völlig auf Fleisch zu verzichten.

Übrigens: Nicht nur Fleisch belastet das Klima – auch Lebensmittel, die im Müll landen, haben einen hohen CO2-Fußabdruck. Weltweit wächst die Verschwendung rasant und gefährdet Ernährungssicherheit und Umwelt – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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