Deutsche KI schlägt Bauern beim Säen – und erntet mehr als die Profis, schwächelt aber beim Wetter

Eine deutsche KI fährt auf dem Acker Spitzen­erträge ein – präzise und effizient, doch beim Wetter hat sie noch viel zu lernen.

Landwirtschaft KI

Hightech auf dem Acker: KI zeigt Bauern, wann sie säen, düngen und ernten sollen. © Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Dülmen, Dernekamp, Strohballen -- 2015 -- 7838” / CC BY-SA 4.0

Wann gesät, gedüngt oder geerntet wird, entscheidet in Zukunft womöglich kein Landwirt mehr, sondern ein Algorithmus. Ein neues Projekt der Technischen Universität München (TUM) zeigt, wie weit KI in der Landwirtschaft bereits ist – und wo sie noch an ihre Grenzen stößt.

An der Versuchsstation Dürnast bei Freising wird getestet, ob Computer die Arbeit erfahrener Bauern übernehmen können. Das Programm „Smartfield“ wertet Millionen Datenpunkte aus: Bodentyp, Wetter, Sorten und Erträge. Es berechnet daraus den optimalen Zeitpunkt für Aussaat, Düngung und Ernte – und liegt damit erstaunlich oft richtig.

Wenn Algorithmen auf Erfahrung treffen

Die Grundlage dafür bildet eine gewaltige Datenbank, die aus unzähligen Versuchsdaten zusammengestellt wurde – etwa aus Landessortenprüfungen, Düngungs- und Pflanzenschutzversuchen sowie aktuellen Wetter- und Bodeninformationen. Insgesamt fließen Daten von über 100.000 Versuchsparzellen ein, erhoben von Landwirtschaftskammern und Landesämtern in ganz Deutschland.

Diese Informationen wurden in maschinenlesbare Formate übertragen, damit die KI präzise Strategien für jeden Standort entwickeln kann. „Man kann sich das im Prinzip wie eine sehr große Excel-Datei vorstellen, die sämtliche Parameter für einen Standort beinhaltet“, erklärt Projektleiter Malte von Bloh laut topagrar.

KI erzielt Spitzen­erträge – und übertrifft viele erfahrene Landwirte

In den ersten Feldversuchen erzielte die KI Erträge, die zu den besten fünf Prozent der Landwirte zählen. Auch die Qualität des Weizens überzeugte. „Wir wissen heute sehr viel über unterschiedliche Anbausysteme. Daraus lässt sich ableiten, welche Strategie an einem bestimmten Standort optimal ist“, sagt von Bloh laut BR.

Doch ganz ohne menschliches Gespür geht es nicht. Landwirt Tom Koller aus Niederbayern testet das System auf seinem eigenen Feld – halb mit, halb ohne KI. Schnell zeigt sich, dass der Computer zwar präzise analysiert, aber keine Intuition kennt. „Ich glaube nicht alles, was die KI sagt. Man muss das schon noch hinterfragen“, sagt Koller im BR.

Der Algorithmus orientiert sich am langjährigen Mittel – er weiß, wann es im Schnitt ideal ist zu säen, nicht aber, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickelt. Für den Moment bleibt das der entscheidende Unterschied zwischen Mensch und Maschine: Koller sieht die Wolken am Himmel, die KI nur Zahlen auf dem Bildschirm.

KI soll Landwirtschaft nachhaltiger machen

Das Projekt hat auch eine ökologische Dimension: Eine präzise Steuerung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln könnte helfen, Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen. Von Bloh will die Technik weiter verfeinern. Kameras am Traktor könnten künftig Schädlinge oder Unkraut automatisch erkennen und Daten direkt an das System senden – die KI würde dann sofort reagieren.

Was das langfristig bedeutet:

  • Landwirte könnten präziser und sparsamer wirtschaften
  • Verbraucher profitieren von stabileren Preisen und nachhaltigerer Produktion
  • Die Landwirtschaft wird digitaler – bleibt aber auf menschliche Erfahrung angewiesen

Noch urteilt das Wetter selbst – nicht die Maschine. Doch der Wettlauf zwischen Bauernwissen und künstlicher Intelligenz auf deutschen Feldern hat längst begonnen.

Kurz zusammengefasst:

  • An der TU München entwickelt das Projekt „Smartfield“ eine KI, die Ackerbauentscheidungen wie Saat, Düngung und Ernte eigenständig berechnet.
  • Die Algorithmen basieren auf über 100.000 Versuchsdatensätzen und erzielen Erträge, die mit den besten fünf Prozent der Landwirte mithalten können.
  • Trotz hoher Präzision bleibt menschliche Erfahrung wichtig – vor allem beim Wetter und bei spontanen Entscheidungen auf dem Feld.

Übrigens: Nicht nur Computer auf dem Acker verändern den Pflanzenbau – auch winzige Nanodrohnen helfen schon beim Erkennen von Schädlingen und Trockenstress. Wie sie Bauern weltweit unterstützen, mehr dazu unserem Artikel.

Bild: © Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Dülmen, Dernekamp, Strohballen — 2015 — 7838” / CC BY-SA 4.0

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