Klimawandel kostet ein Viertel des Welt-Wohlstands – Cambridge-Studie warnt vor Mega-Wirtschaftseinbruch
Bis 2100 droht ein Rückgang des weltweiten Pro-Kopf-Einkommens um 24 Prozent. Arme und heiße Länder tragen die größten Wohlstandsverluste.

Steigende Temperaturen gefährden nicht nur Umwelt und Gesundheit – bis 2100 könnte fast ein Viertel des weltweiten Wohlstands verloren gehen. © Pexels
Während Donald Trump bei der UN-Vollversammlung in New York erneut erklärte: „Der Klimawandel – das ist der weltweit größte Betrug aller Zeiten“, haben Ökonomen der Universität Cambridge nüchterne, aber dramatische Zahlen veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Erderwärmung nicht nur Gletscher schmelzen und Ernten gefährden wird – sondern bis zum Ende des Jahrhunderts auch unseren Wohlstand massiv angreift.
Denn Klimapolitik entscheidet nicht nur über die Zukunft der Natur, sondern auch über das Einkommen von Milliarden Menschen. Wenn die Temperatur weiter so steigt wie bisher, könnte das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen weltweit bis 2100 um fast ein Viertel sinken.
Cambridge-Forscher rechnen Szenarien bis 2100 durch
Die Studie untersucht 174 Länder und berechnet, wie sich unterschiedliche Klimapfade auf das Wachstum auswirken. Basis sind Temperaturtrends von 1960 bis 2014. Schon in diesem Zeitraum haben ungewöhnlich warme Jahre das weltweite Einkommen um rund zwei Prozent gedrückt – etwa 1,6 Billionen US-Dollar.
Für die Zukunft entwerfen die Forscher mehrere Szenarien:
- +0,04 Grad pro Jahr: Verluste von 10–11 Prozent bis 2100
- mit stärkerer Klimavariabilität (z. B. El Niño, La Niña): Verluste von 12–14 Prozent
- im Extremfall ohne Anpassung: bis zu 24 Prozent weniger Einkommen
Ohne erhebliche Maßnahmen könnten die weltweiten Pro-Kopf-Einkommen bis 2100 um bis zu 24 Prozent sinken.
Ungleichheit verschärft sich dramatisch
Besonders stark betroffen sind Länder, die schon heute unter großer Hitze leiden. Dort fallen die Einbußen um 30 bis 60 Prozent höher aus als im weltweiten Schnitt. Für arme Staaten bedeutet das sinkende Staatseinnahmen, mehr Hunger und steigende Abhängigkeiten von internationalen Hilfen. Das verschärft globale Ungleichheit – und damit auch politische Spannungen und Migrationsbewegungen.
Aber auch reiche Länder in kühleren Regionen sind nicht geschützt. Sie erwärmen sich schneller als viele tropische Gebiete und kämpfen dann mit Hitzewellen, Produktionsausfällen und steigenden Energiekosten.
Branchen geraten unter Druck
Lange galt der Klimawandel als Risiko für Landwirtschaft und Fischerei. Die neuen Berechnungen zeigen: betroffen sind auch Industrie, Dienstleistungen, Handel und Transport. Wenn Fabriken in Hitzeperioden ihre Produktion drosseln müssen, wenn Lieferketten häufiger reißen oder wenn Arbeitnehmer an immer mehr Tagen nicht arbeiten können, dann schlägt sich das direkt in der Wirtschaftsleistung nieder.
Den Forschern zufolge kann Anpassung – etwa bessere Kühlung, stabilere Netze, veränderte Arbeitszeiten – die Schäden mindern, aber nie ganz verhindern.
Paris-Abkommen bringt wirtschaftlichen Vorteil
Im Gegensatz zu Szenarien des „Weiter so“ rechnen die Wissenschaftler auch den Weg, den das Pariser Klimaabkommen vorgibt: Wird der Temperaturanstieg auf nur +0,01 Grad pro Jahr gebremst, dann fallen die Verluste kaum ins Gewicht. Stattdessen ergibt sich sogar ein kleiner Gewinn: Im Vergleich zu weiter steigenden Temperaturen könnte das weltweite Einkommen bis 2100 um rund 0,25 Prozent höher liegen.
Das zeigt: Klimaschutz ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Jeder vermiedene Bruchteil eines Grads spart Kosten, steigert die Produktivität und erhält die Kaufkraft.
Durch Klimawandel verursachter Wirtschaftseinbruch trifft auch Deutschland
Deutschland liegt nicht in den Tropen, ist aber stark verwundbar. Hitzewellen belasten Arbeitskräfte, Bahnen und Straßen. Kühlbedarf treibt den Stromverbrauch nach oben. Versicherungen müssen nach Stürmen und Überschwemmungen höhere Schäden regulieren. Zugleich hängt die exportorientierte Wirtschaft an stabilen Lieferketten, die weltweit ins Wanken geraten.
Für ein Industrieland bedeutet das: Sinkende Produktivität, steigende Kosten und geringere internationale Wettbewerbsfähigkeit. Wer heute Entscheidungen über Investitionen, Stadtplanung oder Energieversorgung trifft, muss den Klimawandel einkalkulieren – sonst drohen langfristige Verluste.
Risiken für Stabilität und Versorgung
Die Studie weist ausdrücklich auf die politischen und sozialen Folgen hin. Wenn Einkommen in ganzen Weltregionen einbrechen, wächst die Gefahr von Instabilität. Mehr Menschen werden ihre Heimat verlassen, um bessere Lebensbedingungen zu suchen. Auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen könnte schwieriger werden.
Damit sind die Zahlen nicht nur ein Thema für Ökonomen, sondern für Regierungen weltweit. Sie müssen Klimapolitik als Teil der Wirtschaftspolitik verstehen – und als Versicherung gegen Wohlstandsverluste.
Kurz zusammengefasst:
- Bis 2100 könnte das weltweite Pro-Kopf-Einkommen durch den Klimawandel um bis zu 24 Prozent sinken – auch Industriestaaten wie Deutschland wären betroffen.
- Ärmere und heiße Länder erleiden die größten Verluste, dort liegen die Einbußen 30 bis 60 Prozent über dem globalen Durchschnitt.
- Nur wenn die Ziele des Pariser Abkommens eingehalten werden, lassen sich die Schäden stark begrenzen – und es entsteht sogar ein kleiner wirtschaftlicher Vorteil.
Übrigens: Hinter den Rekordtemperaturen der letzten Jahre steckt nicht nur der Klimawandel an sich – eine neue Studie weist klar auf große Energiekonzerne als Mitverursacher hin. Mehr dazu in unserem Artikel.
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