Dark Patterns: Wie uns Websites mit Psychotricks und versteckten Klickfallen manipulieren

Als sogenannte „Dark Patterns“ bezeichnet man Tricks von Apps und Websites, mit denen Nutzer im Internet manipuliert werden sollen.

Dark Patterns: So manipulieren Firmen im Internet ihre Kunden

Die Mechanismen hinter Dark Patterns sind simpel, aber wirkungsvoll: Viele Webdesigner greifen auf Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie zurück, um Nutzer zu manipulieren. © Unsplash

Dark Patterns: Hinter diesem Begriff verbergen sich manipulative Tricks im digitalen Design. Sie sollen Menschen dazu bringen, mehr als nötig von sich preiszugeben, länger gebunden zu bleiben oder Produkte zu kaufen, die gar nicht auf dem Einkaufszettel standen.

Simple Psychologie mit starken Auswirkungen

Die Mechanismen hinter Dark Patterns sind laut der deutschen Verbraucherzentrale simpel, aber wirkungsvoll. Webdesigner greifen dazu auf Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie zurück: Farbige Buttons, vertraute Symbole oder auffällige Hinweise bedienen sich an gelernten Mustern, um Entscheidungen zu beeinflussen.

Wer regelmäßig Online-Shops oder Apps besucht, kennt das Prinzip: Ein grüner, leuchtender Button führt weiter. Daher platzieren viele Anbieter bei ihren Cookie-Bannern die Option „Alle Cookies akzeptieren“ sehr prominent, mit einem großen Button und farblich hervorgehoben. Der Link zum Ablehnen wird hingegen gerne mal klein und unscheinbar zwischen Fließtext versteckt.

Bereits in den 1950er-Jahren stellten Kognitionsforscher fest, dass Menschen Entscheidungen meiden, wenn sie zu viele Optionen haben. Digitale Plattformen nutzen diesen Effekt gezielt. Bei komplexen Cookie-Bannern wählen viele daher lieber die Voreinstellung, statt mühsam jede Option zu prüfen. So geben sie allerdings mehr preis, als ihnen bewusst ist.

Typische Maschen arbeiten mit Druck

Manipulation zeigt sich besonders in Online-Shops. Countdown-Timer oder Hinweise wie „Nur noch drei Stück verfügbar“ erzeugen künstliche Knappheit. Auch wenn die Lagerbestände gefüllt sind, entsteht das Gefühl, sofort handeln zu müssen und es kommt häufiger zu impulsiven Käufen.

Ein weiteres Beispiel für Manipulation ist „Confirmshaming“. Wer einen Newsletter ablehnen möchte, klickt etwa nicht ein simples „Nein“, sondern Sätze wie „Ich möchte keine Angebote erhalten“ an. Formulierungen wie diese spielen mit Schuldgefühlen und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit einer Zustimmung.

Gängige Tricks im Warenkorb und bei Kündigungen

Oft tauchen im Warenkorb zusätzliche Produkte auf, die nie ausgewählt wurden – etwa Versicherungen oder Premium-Optionen. In der Hektik der Bestellung fallen sie leicht unter den Tisch. Ebenso problematisch ist das Versteckspiel bei Kündigungen. Optionen zum Vertragsende oder zur Konto-Löschung sind oft schwer auffindbar. Teilweise ändern sie im Prozess sogar ihre Bezeichnung, was den Ausstieg unnötig kompliziert macht.

Die Verbraucherzentrale stellt klar, dass diese Muster nicht zufällig entstehen: Sie dienen klar wirtschaftlichen Interessen. Mal geht es um Daten, mal um Vertragsbindungen. So laufen zum Beispiel einige Abonnements vor allem deswegen weiter, weil Kündigungen erschwert werden. Oder Menschen stimmen einer Datenweitergabe zu, ohne es bewusst zu wollen, da Checkboxen absichtlich unklar formuliert sind.

Psychologische Hebel werden bewusst eingesetzt

Allen Beispielen liegt ein gemeinsames Muster zugrunde: Sie nutzen Grundinstinkte. Sie wecken Angst, etwas zu verpassen, oder bauen auf Routinen, die sich im digitalen Alltag verfestigt haben.

Dazu kommt die gezielte Überlastung: Wer mit Informationen überflutet wird, entscheidet automatisch und greift zu schnellen, unreflektierten Klicks. Anbieter gestalten ihre Designs so, dass genau diese Mechanismen greifen.

Gesetze setzen Grenzen – Umsetzung bleibt lückenhaft

Der Digital Services Act (DSA) verbietet die Nutzung von Dark Patterns auf EU-Ebene. Plattformen dürfen Nutzer weder täuschen noch behindern. Ob diese Vorgaben wirken, prüfte der Verbraucherzentrale-Bundesverband drei Monate nach Inkrafttreten im August 2023. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Alle untersuchten Anbieter nutzten die Tricks weiter.

Neben dem DSA greifen auch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Beide verlangen, dass Entscheidungen freiwillig und ohne Druck getroffen werden.

So schützt man sich vor Dark Patterns

Die Verbraucherzentrale gibt fünf Tipps, um Dark Patterns in Zukunft nicht mehr so leicht nachzugeben:

  1. Buttons prüfen: Nicht vorschnell klicken, sondern Optionen genau durchlesen.
  2. Checkboxen kontrollieren: Formulierungen aufmerksam prüfen, vor allem bei Verneinungen.
  3. Warenkorb durchsehen: Vor dem Kauf jeden Eintrag im Warenkorb überprüfen, unerwünschte Produkte entfernen.
  4. Kaufentscheidungen nicht überstürzen: Sich nicht von vermeintlicher Knappheit unter Druck setzen lassen.
  5. Kein schlechtes Gewissen beim Ablehnen: Confirmshaming sollte auf keinen Fall ernst genommen werden.

Auch wenn die rechtlichen Vorgaben strenger werden, liegt die Verantwortung im Alltag oft bei den Verbrauchern selbst. Wer im Internet aufmerksam bleibt, reduziert das Risiko, Dark Patterns zu erlegen, deutlich. Denn: Dark Patterns wirken nur unbewusst. Sobald die Tricks erkannt werden, verlieren sie ihre Kraft. 

Kurz zusammengefasst:

  • Dark Patterns sind manipulative Designtricks, die Entscheidungen unbewusst steuern und Nutzer zu Datenfreigabe, Käufen oder Abos drängen.
  • Sie nutzen psychologische Mechanismen wie Informationsüberflutung, künstliche Knappheit oder Confirmshaming, um Druck aufzubauen.
  • Aufmerksamkeit, das Prüfen von Buttons, Checkboxen und Warenkörben sowie Ruhe bei Kaufentscheidungen schützen am besten vor diesen Fallen.

Übrigens: Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle können nicht nur dazu führen, dass man anfälliger für Dark Patterns wird, sondern auch zu einer regelrechten Internetsucht führen. Mehr dazu gibt es in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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