Unentdeckt bis heute: 3.000 Jahre alte Baumriesen der Art Tessmannia princeps gefunden

Im Udzungwa-Gebirge in Tansania wurde mit Tessmannia princeps eine neue Baumart entdeckt – einige Exemplare sind über 3.000 Jahre alt.

3.000 Jahre alte Baumriesen der Art Tessmannia princeps entdeckt

Ein Forscher umarmt den neu entdeckten Baum Tessmannia princeps im Udzungwa-Gebirge in Tansania – bis zu 40 Meter hoch, mit mächtigen Stützwurzeln und einem Stamm von 2,7 Metern Durchmesser. © Andrea Bianchi / Phytotaxa

Tief im ostafrikanischen Regenwald sind Forscher auf eine Baumart gestoßen, die bislang niemand kannte – und die riesig wird. Tessmannia princeps, so der Name des neu beschriebenen Baums, wächst bis zu 40 Meter hoch. Der Stamm kann bis zu 2,7 Meter Durchmesser erreichen, die Wurzeln spreizen sich wie Stützpfeiler bis zu eineinhalb Meter weit aus. Nur 101 ausgewachsene Exemplare wurden bisher gefunden – alle in zwei benachbarten Tälern im Udzungwa-Gebirge in Tansania.

Einige der rund 100 bekannten Bäume könnten extrem alt sein. Laut den Forschern ist es möglich, dass manche Exemplare bereits seit über 3.000 Jahren an ihrem Standort stehen – so lange wie keine andere bislang bekannte Art in der Region.

Der Baum gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und unterscheidet sich deutlich von seinen bekannten Verwandten. Die Blätter von Tessmannia princeps bestehen aus 36 bis 48 schmalen Fiederblättchen. Die Blüten sind weiß und eher zierlich – ein klarer Unterschied zur rot blühenden Schwesterart Tessmannia densiflora, die zudem nur halb so groß wird.

Tessmannia princeps wächst auffallend hoch und bleibt lange unverzweigt

Das Forschungsteam um Andrea Bianchi vom Naturkundemuseum MUSE in Trient dokumentierte die Art bereits 2019 bei einer Feldexpedition. In Zusammenarbeit mit tansanischen Botanikern kartierten sie die Bäume präzise – mithilfe von Drohnen, Kletterseilen, Lasermessgeräten und Digitalmikroskopen. Die ersten Ergebnisse liegen nun in der Fachzeitschrift Phytotaxa vor.

Tessmannia princeps ist ein beeindruckender Urwaldriese ohne Dornen oder andere Abwehrstrukturen. Der Stamm bleibt über 15 bis 20 Meter unverzweigt und trägt erst danach eine weit ausladende Krone – typisch für sogenannte „emergente“ Baumarten, die über das Kronendach des Regenwaldes hinausragen. Der lateinische Artname princeps („der Erste“, „der Höchste“) spielt genau darauf an.

Die wichtigsten Maße im Überblick:

  • Höhe: Bis zu 40 Meter
  • Stammdurchmesser: Bis zu 2,7 Meter
  • Stammumfang: Etwa 8,5 Meter
  • Unverzweigter Stammabschnitt: 15–20 Meter hoch
  • Brettwurzeln: Bis zu 15 Meter hoch, 1,5 Meter weit ausladend
  • Blätter: 36–48 kleine Fiederblättchen pro Blatt
  • Blütenfarbe: Weiß

Neue Baumart nur in zwei kleinen Wäldern nachgewiesen

Die genaue Verbreitung ist extrem eingeschränkt. Beide bekannten Populationen liegen in Waldreservaten des sogenannten Udzungwa-Korridors – einem 75 Quadratkilometer großen Wiederaufforstungsgebiet. Dort wächst die Art auf einer Höhe zwischen 1300 und 1500 Metern. „Die Art ist auf zwei benachbarte Täler beschränkt und kommt sonst nirgends vor“, erklären die Autoren. Intensive Suchen in benachbarten Wäldern blieben erfolglos.

Auch lokale Experten berichten, dass sie die Art nur in diesen beiden Regionen kennen. „Sollte das Schutzprojekt enden, wäre die Art unmittelbar vom Aussterben bedroht“, heißt es in der Studie. Auf der Roten Liste der IUCN gilt Tessmannia princeps deshalb als „verletzlich“. Ohne aktiven Schutz müsste die Gefährdung hochgestuft werden.

Früchte explodieren – und helfen der Art, sich zu verbreiten

Besonders auffällig ist die Art auch durch ihre Fortpflanzung: Die harten Hülsenfrüchte platzen bei Reife auf und schleudern die Samen explosionsartig fort – ein Effekt, der in der Gattung eher selten ist. Die meisten anderen Arten haben biegsame, sich nicht öffnende Schoten. Die Samen von Tessmannia princeps hingegen sind klein, trockenresistent und werden durch Wind und Schwerkraft verteilt.

Die Blütezeit liegt im Dezember, die Samen reifen von Oktober bis November. Laut den Forschern könnten diese Eigenschaften erklären, warum die Art in zwei nah beieinanderliegenden Tälern vorkommt – aber nicht darüber hinaus.

Bäume wurden mit Hightech und Muskelkraft untersucht

Um die Pflanzen exakt zu vermessen, nutzte das Team unter anderem:

  • eine digitale Schieblehre mit 0,03 Millimeter Genauigkeit
  • Stereomikroskope und Makroobjektive
  • Drohnenbilder zur Kartierung
  • Laserdistanzmesser zur Höhenbestimmung
  • Seilklettertechnik zur Vermessung großer Exemplare

Die Herbarproben wurden unter offizieller Genehmigung gesammelt und in mehreren afrikanischen und europäischen Sammlungen hinterlegt. So ist die neue Art auch für künftige Forschungen gesichert dokumentiert.

Warum die Art kaum noch existiert

Die Forscher diskutieren auch, warum sich Tessmannia princeps so stark zurückgezogen hat. In den letzten 120 Jahren wurden große Teile der umliegenden Bergwälder abgeholzt – oft gezielt nach wirtschaftlich verwertbaren Hölzern. Viele dieser Arten zeigen heute nur noch schwache Erholung. Tessmannia princeps hingegen wurde offenbar nie kommerziell genutzt – ein möglicher Grund, warum die Art in abgelegenen Reservaten überleben konnte.

Gleichzeitig gibt es keine Hinweise darauf, dass sie in benachbarten, ebenfalls geschützten Wäldern existiert. Das deutet darauf hin, dass sie schon immer nur in einem kleinen Areal vorkam – und daher besonders anfällig ist für Veränderungen in ihrem Lebensraum.

Kurz zusammengefasst:

  • Tessmannia princeps ist eine neu entdeckte Baumart aus Tansania, die bis zu 40 Meter hoch wird und nur in zwei kleinen Regenwaldtälern vorkommt.
  • Es existieren lediglich 101 bekannte Exemplare, einige davon sind vermutlich über 3.000 Jahre alt – der Baum gilt daher als stark gefährdet.
  • Die Art unterscheidet sich deutlich von verwandten Bäumen und wurde mithilfe moderner Technik genau vermessen und dokumentiert.

Übrigens: Manche Bäume wirken auch bei fast 40 Grad wie eine natürliche Klimaanlage – und liefern mehr Kühlung, als bisher gedacht. Welche Arten Städte besonders effektiv vor Hitze schützen, zeigt eine neue Messstudie aus der Schweiz. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Andrea Bianchi / Phytotaxa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert