Gold-Recycling aus Elektroschrott: Schwimmbad-Substanz ersetzt hochgiftige Verfahren

Australische Forscher gewinnen Gold aus Elektroschrott – ohne giftige Chemikalien, dafür mit einem umweltfreundlichen, wiederverwendbaren Verfahren.

Wie man aus Elektroschrott Gold gewinnt

Alte Computerplatinen und Handybauteile enthalten winzige Mengen Gold – in Elektroschrott schlummern wertvolle Rohstoffe, die oft ungenutzt bleiben. © Freepik

In Schubladen, Kellern und Werkshallen stapeln sich alte Elektrogeräte – ausgediente Handys, kaputte Laptops, veraltete Serverteile. Was für viele nur Elektroschrott ist, enthält in Wahrheit etwas extrem Wertvolles: winzige Mengen Gold, verborgen in Leiterplatten, Kontakten und Chips. Doch bisher war es kaum möglich, dieses Edelmetall nachhaltig und sicher zu recyclen. Ein Forscherteam der Flinders University in Australien hat nun eine neue Methode entwickelt, die die Rückgewinnung von Gold umweltfreundlich macht. Ohne giftiges Quecksilber und Cyanid – dafür mit einer wiederverwendbaren Substanz, die normalerweise zur Wasserdesinfektion im Schwimmbad eingesetzt wird.

Neues Verfahren trennt Gold – ohne Quecksilber

Das neue Verfahren kommt ohne giftige Chemikalien aus und zielt darauf ab, Gold aus Elektroschrott umweltfreundlich und effizient zurückzugewinnen. Der Prozess basiert auf zwei entscheidenden Komponenten:

  • Trichlorisocyanursäure
    Diese Chemikalie wird normalerweise zur Wasserdesinfektion in Pools und Schwimmbädern eingesetzt. Im neuen Verfahren löst sie das Gold aus dem Altmaterial.
  • Ein speziell entwickeltes Polymer
    Es bindet gezielt das gelöste Gold und trennt es von anderen Bestandteilen wie Kupfer oder Zinn.
  • Wiederverwendbarkeit des Polymers
    Nach der Anwendung lässt sich das Polymer in seine Grundbausteine zurückverwandeln. Es kann dadurch mehrfach genutzt werden, was den Prozess besonders nachhaltig macht.

Dank diesem Verfahren bracht man für die Goldrückgewinnung keine hochgefährlichen Stoffe wie Quecksilber und Cyanid mehr – und schont so Umwelt und Gesundheit gleichermaßen.

Wir sind in einen Berg von Elektronikschrott eingetaucht und mit einem Goldbarren wieder herausgekommen!

Dr. Harshal Patel

Elektroschrott wächst weltweit – Recyclingquote bleibt erschreckend niedrig

Der Bedarf an Alternativen zur klassischen Goldgewinnung ist groß. Weltweit wurden im Jahr 2022 rund 62 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Doch nur etwa 22 Prozent davon wurden recycelt. Der Rest landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt – oft unter gefährlichen Bedingungen, besonders in ärmeren Ländern. Beim Zerschlagen alter Geräte entstehen Dämpfe, die gesundheitsschädlich sind. Im informellen Bergbau ist Quecksilber weit verbreitet – etwa ein Drittel der Arbeiter zeigt laut Studien Anzeichen einer chronischen Vergiftung.

Das neue Verfahren könnte solche Belastungen künftig vermeiden. Es funktioniert sowohl bei elektronischen Bauteilen als auch bei Golderz – und es hinterlässt kaum gefährliche Rückstände.

Wiederverwendbares Polymer sorgt für sauberes Gold und weniger Abfall

Auch bei der Herstellung des Polymers achtete das Team auf Umweltfreundlichkeit. Das Material entsteht unter Einsatz von UV-Licht – ganz ohne giftige Nebenprodukte. Es reagiert sehr gezielt mit Gold, während andere Metalle unangetastet bleiben. So entsteht am Ende ein besonders reines Produkt.

„Das neu entwickelte Gold-Sorptionsmittel wird mit einem nachhaltigen Ansatz hergestellt, bei dem UV-Licht zur Herstellung des schwefelhaltigen Polymers verwendet wird. Durch das Recycling des Polymers nach der Goldgewinnung wird die Umweltfreundlichkeit dieser Methode noch weiter erhöht“, erklärt Dr. Thomas Nicholls.

Methode zeigt Potenzial für den industriellen Einsatz

Die Forscher haben das Verfahren bereits erfolgreich getestet – nicht nur im Labor, sondern auch mit echten Materialien wie alten Computerplatinen, Metallmischungen und Erz. Dabei zeigte sich: Das Verfahren lässt sich skalieren und eignet sich auch für den industriellen Einsatz.

Nun wünschen sich die Wissenschaftler internationale Kooperationen – vor allem mit Recyclingunternehmen. Denn während Länder wie Australien oder Deutschland Elektroschrott zunehmend regulieren, sieht es in vielen Regionen noch anders aus. Gerade dort könnten mobile Anlagen mit der neuen Technik helfen, Umweltbelastungen zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich zu arbeiten.

Dr. Max Mann, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt war, gibt sich optimistisch: „Diese Arbeit zeigt, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig ist, um die großen Probleme der Welt beim Umgang mit den wachsenden Elektroschrott-Beständen zu lösen.“

Kurz zusammengefasst:

  • Die neue Methode der Flinders University ermöglicht eine umweltfreundliche Goldgewinnung aus Elektroschrott, indem sie auf giftige Stoffe wie Quecksilber und Cyanid verzichtet und stattdessen eine Wasserdesinfektions-Chemikalie sowie ein wiederverwertbares Polymer nutzt.
  • Weltweit wächst der Elektroschrott-Berg rasant, doch nur rund ein Fünftel wird recycelt – das neue Verfahren könnte dabei helfen, Gold aus diesen Altgeräten sicher und effizient zurückzugewinnen, ohne Mensch und Umwelt zu gefährden.
  • Umweltfreundlich und effektiv: Das Polymer wird mit UV-Licht hergestellt und kann mehrfach verwendet werden, was das Verfahren zur Goldgewinnung besonders nachhaltig macht.

Übrigens: Auch tief im Inneren unseres Planeten schlummert Gold – verborgen im Erdkern und nur durch Vulkanausbrüche messbar an der Oberfläche nachweisbar. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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