Gefahr aus dem Wasserhahn: Arsen im Trinkwasser kann das Geburtsgewicht senken und Frühgeburten auslösen

Schon geringe Mengen Arsen im Trinkwasser erhöhen das Frühgeburtsrisiko und senken das Geburtsgewicht, selbst unterhalb der Grenzwerte.

Arsen im Trinkwasser: Wie das Gift das Geburtsgewicht senkt.

Die Columbia University untersuchte fast 14.000 Mutter-Kind-Paare: Schon unterhalb von 10 Mikrogramm Arsen pro Liter zeigten sich Risiken. © Pexels

Arsen im Trinkwasser ist insbesondere in Asien ein großes Thema. Doch auch in westlichen Ländern wie Deutschland oder den USA kann das giftige Halbmetall im Leitungswasser stecken – oft unbemerkt, oft unterschätzt. Eine neue Studie der Columbia University zeigt: Schon geringe Mengen Arsen können das Geburtsgewicht senken und das Risiko für Frühgeburten erhöhen – selbst dann, wenn der gesetzliche Grenzwert eingehalten wird.

Die Forscher analysierten Daten von fast 14.000 Mutter-Kind-Paaren in den USA. Besonders alarmierend: Die Belastung stammte nicht aus Krisengebieten, sondern aus ganz normalem, öffentlichem Trinkwasser. Die Arsenwerte lagen meist unter dem offiziell erlaubten Höchstwert von 10 Mikrogramm pro Liter – einem Grenzwert, der auch in der EU gilt.

Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht – Folgen von Arsen im Trinkwasser

Arsen gelangt durch natürliche Prozesse aus Böden und Gestein ins Wasser – etwa durch Verwitterung oder ehemalige Bergbauaktivitäten. Hinzu kommt industrielle Verschmutzung und der Einsatz arsenhaltiger Mittel in der Landwirtschaft. Die Folgen zeigen sich oft erst Monate später: Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft belastetes Wasser tranken, kamen häufiger zu früh zur Welt oder waren zu klein für ihr Schwangerschaftsalter. Besonders betroffen waren Kinder schwarzer, hispanischer, indigener und asiatisch-pazifischer Eltern.

Die Analyse stützt sich auf regionale Wasserdaten und Wohnorte der Schwangeren. Obwohl keine Blut- oder Urinproben genommen wurden, ist der Zusammenhang deutlich. „Selbst niedrige Konzentrationen im Trinkwasser waren mit negativen Auswirkungen auf Neugeborene verbunden“, erklärt Anne Nigra von der Columbia Mailman School of Public Health.

Auch Mineralwasser kann Arsen enthalten

Was viele nicht wissen: Selbst abgefülltes Mineralwasser ist nicht automatisch arsenfrei. Laut der deutschen Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) dürfen bis zu 10 Mikrogramm Arsen pro Liter enthalten sein. Nur bei Wasser, das ausdrücklich für die Zubereitung von Säuglingsnahrung gekennzeichnet ist, gilt ein strengerer Grenzwert von 5 Mikrogramm. Gerade für Schwangere ist dieser Unterschied entscheidend – denn schon geringe Belastungen können Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben.

Bangladesch: Wenn Arsen und Kinderehen zusammenwirken

In anderen Studie richteten die Forscher ihren Blick auf Bangladesch – ein Land mit besonders hoher Frühgeburtenrate. Dort zeigte sich: Auch soziale Faktoren wie Kinderehen und zu geringe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft können das Risiko erhöhen. Frauen, die im zweiten und dritten Trimester weniger als ein halbes Kilo pro Woche zulegten, hatten ein doppelt so hohes Risiko für Frühgeburten. Besonders betroffen waren junge Frauen, die schon als Mädchen verheiratet worden waren.

Die Arsenbelastung ließ sich dort auch direkt im Körper nachweisen – etwa über Rückstände in den Fußnägeln. Das zeigt, wie lange die Belastung anhält und wie dringend Gegenmaßnahmen sind.

Ungeborene besonders gefährdet

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass selbst aktuell zulässige Arsenwerte nicht ausreichen könnten, um ungeborene Kinder zuverlässig zu schützen. Denn was heute als „sicher“ gilt, schützt offenbar nicht ausreichend – besonders in sensiblen Phasen wie der Schwangerschaft. Für werdende Eltern heißt das: Wer in Regionen mit bekannter Arsenbelastung lebt oder Wasser aus unsicheren Quellen nutzt, sollte das Risiko ernst nehmen.

Gezielte Wasserfilter, geprüfte Produkte und ärztliche Beratung können helfen, die Belastung zu senken. Denn jedes Mikrogramm weniger zählt – besonders dann, wenn ein neues Leben heranwächst.

Kurz zusammengefasst:

  • Schon geringe Mengen Arsen im öffentlichen Trinkwasser können das Geburtsgewicht senken und das Risiko für Frühgeburten erhöhen.
  • Die Belastung betrifft viele Bevölkerungsgruppen – unabhängig vom sozialen Hintergrund – und tritt auch unterhalb gesetzlicher Grenzwerte auf.
  • Arsen und soziale Faktoren wie Kinderehen führen oft zu zu geringer Gewichtszunahme in der Schwangerschaft – ein zentraler Risikofaktor für Komplikationen bei der Geburt.

Übrigens: Nicht nur Umweltgifte wie Arsen gefährden ungeborene Kinder – auch extreme Hitze und Stürme können Spuren im Gehirn hinterlassen. Wie das Wetter während der Schwangerschaft die emotionale Entwicklung des Kindes beeinflusst, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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