Ohne Klimaanlage und teuren Strom: Wie Eisbatterien Häuser günstiger und leiser kühlen

Eisbatterien nutzen Nachtstrom, um Gebäude tagsüber leise zu kühlen. Sie senken Stromkosten und entlasten Haushalte bei extremer Sommerhitze.

Ohne Klimaanlage: Eisbatterien kühlen Häuser günstiger und leiser

Unter dem Eleven Madison Tower in Manhattan (links) versteckt sich ein unsichtbares Kühlsystem: Eine Eisbatterie speichert dort nachts Kälte für den nächsten Tag. © Wikimedia

Wenn draußen die Hitze flimmert, wird es für viele drinnen unerträglich. In Städten steigen die Temperaturen – und mit ihnen die Stromkosten. Besonders Menschen mit wenig Einkommen leiden darunter. Klimaanlagen sind oft unerschwinglich, Stromabschaltungen im Sommer eine reale Gefahr. In dieser Situation rückt eine innovative Lösung in den Fokus: Eisbatterien kühlen Häuser günstiger und leiser – und entlasten gleichzeitig das Stromnetz.

In New York friert ein Hochhaus gegen die Hitze

Im Herzen von Manhattan, vier Etagen unter dem bekannten Eleven-Madison-Wolkenkratzer, liegt das Herzstück eines ungewöhnlichen Kühlsystems: eine „Eisbatterie“. Wie der US-Sender CBS berichtet, produziert sie jede Nacht etwa 225 Tonnen Eis – genug, um ein ganzes Gebäude tagsüber angenehm kühl zu halten. Und das mit deutlich weniger Stromkosten.

Holly Paeper vom Hersteller Trane Technologies erklärt: „Das ist so, als ob man drei Stadtbusse komplett mit Eiswürfeln füllt – jeden Abend.“ Tagsüber fließt dann kaltes Wasser durch die Rohre des Hauses und ersetzt die klassische Klimaanlage. So lassen sich laut Trane bis zu 40 Prozent der Kühlkosten sparen.

Trane-Techniker bei der Wartung einer Eisbatterieanlage in Pueblo, Colorado – aufgenommen 2023. © Trane Technologies
Trane-Techniker bei der Wartung einer Eisbatterieanlage in Pueblo, Colorado – aufgenommen 2023. © Trane Technologies

Eisbatterien kühlen Häuser – günstiger und stabiler

Was für New York funktioniert, könnte auch andernorts helfen. Denn an heißen Tagen brauchen Klimaanlagen bis zu 70 Prozent des gesamten Stroms im Netz – das belastet nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Infrastruktur. Paeper sagt: „Während andere tagsüber teuer kühlen, hat dieses Gebäude seine Energie schon in der Nacht gespeichert.“

Der Trick: Strom ist nachts günstiger. Statt neue Kraftwerke für Spitzenzeiten zu bauen, lagert man die Kühlenergie einfach ein. Noch steckt das System in den Anfängen – erst rund 4.000 solcher Anlagen hat Trane weltweit installiert. Aber das Potenzial ist riesig.

Forscher passen Eisbatterien gezielt an Klima und Wohnort an

Was in einem Wolkenkratzer in Manhattan beginnt, könnte bald auch Privathaushalten helfen. Patrick Shamberger, Ingenieur an der Texas A&M University, arbeitet daran. Er testet neue Materialien, die Energie speichern können, ohne Wasser zu Eis gefrieren zu müssen – und damit noch effizienter sind. „Wir passen die Temperatur exakt an – zwischen null und 20 Grad“, sagt er.

Strompreise auf Rekordniveau – vor allem im Nordosten der USA

Laut der National Energy Assistance Directors Association (NEADA) steigen die Stromkosten im Sommer 2025 in den USA auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Die durchschnittliche Rechnung für das Kühlen liegt dann bei 784 Dollar (rund 730 Euro) – ein Anstieg um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen:

  • Neuengland: +20,3 Prozent auf 922 Dollar
  • Mittlerer Westen: +16,3 Prozent auf 719 Dollar
  • Durchschnitt USA: +6,3 Prozent auf 784 Dollar

Fast jeder sechste Haushalt ist im Zahlungsverzug – insgesamt belaufen sich die Schulden bei Stromanbietern auf 24 Milliarden Dollar. Und: Fast 20 Prozent der sehr einkommensschwachen Familien haben gar keine Klimaanlage.

Immer mehr Strom, immer mehr Kühlung

Die Technik der Eisbatterien trifft einen Nerv der Zeit. Denn auch der globale Stromverbrauch steigt – und das rasant. Laut dem Global Energy Review 2025 der Internationalen Energieagentur (IEA) ist die weltweite Stromnachfrage im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent gestiegen – fast doppelt so stark wie das Wirtschaftswachstum. Haupttreiber: mehr Klimaanlagen, mehr E-Autos, mehr KI-Anwendungen.

Besonders an heißen Tagen geraten Stromnetze an ihre Belastungsgrenzen. In Indien und China liefen Klimageräte zuletzt tagelang ununterbrochen. Doch auch in deutschen Städten verzeichnen Versorger im Sommer neue Verbrauchsrekorde. Eisbatterien könnten helfen, genau diese Spitzen abzufedern – mit gespeicherter Kälte statt zusätzlichem Stromverbrauch zur falschen Zeit.

Hitze ist längst tödlicher als Hurrikane oder Überschwemmungen

Laut CBS war der Sommer 2024 der heißeste, den die NASA jemals gemessen hat. Und es wird weiter heißer. Schon jetzt sterben in den USA mehr Menschen an extremer Hitze als an jeder anderen Wetterkatastrophe. In Arizona etwa starben im Sommer 2023 fast 470 Menschen – 100 mehr als im Jahr davor.

Gleichzeitig schrumpft die staatliche Unterstützung. Das US-Programm LIHEAP, das armen Haushalten bei Stromkosten hilft, wurde stark gekürzt – von 6,1 auf 4,1 Milliarden Dollar. Im Sommer 2025 bieten nur 26 Bundesstaaten überhaupt Hilfe beim Kühlen an. 33 Staaten erlauben Stromabschaltungen auch bei extremer Hitze. Arizona ist eine der wenigen Ausnahmen, die inzwischen einen Abschaltschutz im Sommer eingeführt haben.

Kurz zusammengefasst:

  • Eisbatterien kühlen Häuser mit Eis, das nachts bei günstigerem Strompreis erzeugt wird – das spart Energie und Kosten.
  • In den USA steigen die Strompreise für Sommerklimatisierung auf Rekordhöhe – besonders einkommensschwache Haushalte sind betroffen.
  • Extreme Hitze ist lebensgefährlich, doch viele Menschen haben keine Klimaanlage und nur unzureichenden staatlichen Schutz vor Stromabschaltungen.

Übrigens: Während Eisbatterien Häuser leiser und günstiger kühlen, arbeiten Forscher auch an Lösungen für die Energieversorgung selbst – etwa mit Solarfarbe, die sich wie Tapete aufsprühen lässt. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Beyond My Ken via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert