Wenn Hunde baden gehen – Flohmittel belasten Gewässer bis zu vier Wochen lang
Eine neue Studie warnt: Flohmittel für Hunde verunreinigen Gewässer stärker als gedacht. Rückstände bleiben bis zu 28 Tage lang schädlich für Wasserlebewesen.

Schon ein einziger Hund reicht, um einen Teich mit Pestiziden zu belasten. © Pexels
An warmen Tagen zieht es viele Hunde ans Wasser – sie springen in Seen, tollen durch Bäche, schütteln sich am Ufer. Was wie ein harmloser Sommertag wirkt, kann weitreichende Folgen haben. Denn mit dem Bad im kühlen Nass gelangen Hunde-Flohmittel ins Gewässer. Diese enthalten Pestizide, die eigentlich Flöhe und Zecken abwehren sollen – aber oft dort wirken, wo sie gar nicht hingehören: im natürlichen Ökosystem.
Eine neue Studie der University of Sussex zeigt jetzt: Noch bis zu 28 Tage nach der Anwendung geben Hunde beim Schwimmen giftige Rückstände ab. Die chemischen Stoffe gelangen aus Haut und Fell direkt ins Wasser und schädigen dort nicht nur Insekten, sondern auch Fische, Amphibien und sogar Vögel, die davon leben.
Ein einziger Hund reicht aus, um einen kleinen Teich zu belasten
In der Studie haben die Forscher 49 Hunde mit den häufig eingesetzten Wirkstoffen Fipronil und Imidacloprid behandelt. Danach tauchten sie die Tiere an verschiedenen Tagen in Wasser – fünf Minuten lang, nur bis zu den Schultern. Selbst 28 Tage nach der Behandlung gaben die Tiere noch so viel Pestizid ab, dass in einem kleinen Teich mit 100 Kubikmetern Volumen die gesetzlich erlaubten Grenzwerte überschritten wurden.
„Die wichtigste Erkenntnis ist, dass ein Risiko besteht, wenn Ihr Hund innerhalb dieses Zeitraums schwimmen geht“, sagt die leitende Tierärztin Rosemary Perkins laut New Scientist. Sie war schockiert über die Ergebnisse: „Wir haben erstaunlich hohe Werte gefunden.“ Auch größere Seen können belastet werden – nämlich dann, wenn viele Hunde kurz nacheinander ins Wasser springen.
Die Gefahren entstehen schleichend. Je mehr behandelte Hunde regelmäßig baden, desto mehr reichern sich die Stoffe im Wasser an. Sie bauen sich nur langsam ab und können über die Nahrungskette bis zu Vögeln und anderen Wildtieren gelangen.
Die 48-Stunden-Regel ist ein Mythos
Bislang lautete der gängige Rat: Nach der Behandlung zwei Tage warten, bevor der Hund wieder ins Wasser darf. Diese Empfehlung galt jahrelang – auch unter Tierärzten. Doch sie basiert auf keinerlei wissenschaftlichen Daten. „Ich konnte absolut keine Beweise dafür finden“, erklärt Perkins. „Es ist einfach eine aus der Luft gegriffene Zahl.“ Erst jetzt wurde zum ersten Mal untersucht, wie lange die Pestizide tatsächlich über Haut und Fell abgegeben werden.
Spot-on oder Tablette – Hunde-Flohmittel in jeder Form problematisch für Gewässer
Statt Spot-on-Pestiziden, die auf die Haut oder das Fell der Tiere aufgetragen werden, gibt es inzwischen Tabletten, die innerlich wirken und ebenfalls gegen Parasiten schützen sollen. Sie gelten als bequemer, doch auch hier gibt es noch keine Entwarnung. „Wir haben einfach keine Ahnung, welche Auswirkungen sie haben“, sagt Perkins. Denn auch diese Wirkstoffe verlassen den Körper – über den Kot. Wie viele Rückstände dadurch in Böden und Gewässer gelangen, ist bisher kaum erforscht.
Deshalb lautet der dringende Rat der Forscher: Hunde nur dann behandeln, wenn es wirklich notwendig ist. Wer jedes Jahr vorsorglich Flohmittel aufträgt, obwohl keiner der Parasiten in Sicht ist, riskiert Umweltschäden im Gewässer – auch dann, wenn der Hund nur kurz ins Wasser geht.
Kurz zusammengefasst:
- Hunde geben bis zu 28 Tage nach einer Behandlung mit einem Flohmittel Rückstände ins Gewässer ab – ein einziger Hund kann dadurch schon einen kleinen Teich über die gesetzlichen Grenzwerte hinaus belasten.
- Die bisherige Empfehlung, Hunde nur 48 Stunden vom Wasser fernzuhalten, ist nicht wissenschaftlich belegt – die Belastung hält viel länger an und gefährdet Insekten, Fische und Vögel.
- Auch Tabletten als Alternative sind problematisch, weil ihre Rückstände über den Kot in die Umwelt gelangen können.
Übrigens: Flohmittel für Hunde sind nur ein Teil des Problems – auch Futter, Exkremente und Duftmarken belasten Klima, Gewässer und Wildtiere erheblich. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels