Die Pressefreiheit ist so gefährdet wie noch nie – auch Deutschland rutscht ab und verliert seinen Platz in den Top 10
Die Pressefreiheit wankt weltweit. Jetzt verliert auch Deutschland seinen Platz in der Spitzengruppe.

Die neue RSF-Rangliste warnt: Die weltweite Pressefreiheit ist so bedroht wie nie zuvor. © Vecteezy
Die Pressefreiheit steht weltweit unter Druck – und Deutschland ist keine Ausnahme. Reporter ohne Grenzen (RSF) hat die neue Rangliste für 2025 veröffentlicht. Das Ergebnis ist deutlich: In 90 von 180 Ländern stuft RSF die Lage als „schwierig“ oder „sehr ernst“ ein. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt laut dem Bericht inzwischen in Ländern mit einer „repressiven Medienlandschaft“.
Auch in Deutschland verschlechtern sich die Bedingungen. Die Bundesrepublik rutscht von Platz 10 auf Platz 11 – und fällt damit erstmals seit Jahren aus den Top Ten. Die Organisation spricht von einem „zunehmend feindlichen Arbeitsumfeld“ für Journalisten.
Gewalt, Druck, Recherchestress
Hinter dem Ranking verbirgt sich ein ernstes Signal. Medienschaffende in Deutschland werden laut RSF vermehrt bedroht – insbesondere aus dem rechtsextremen Spektrum. Zudem werden bei heiklen politischen Themen wie dem Nahostkonflikt zunehmend „Recherchemöglichkeiten erschwert“.
Auch strukturelle Entwicklungen verschärfen die Lage. Immer mehr Landkreise in Deutschland gelten als sogenannte Einzeitungskreise – also Regionen, in denen nur noch ein einziges Presseorgan erscheint. Gleichzeitig geraten Lokalredaktionen finanziell unter Druck. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht laut RSF „politisch wie finanziell unter Druck“. Die geplante Beitragserhöhung wurde ausgesetzt – ein Signal, das Unsicherheit schafft. Die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit gerät damit in Gefahr.
Zusätzlich dominieren digitale Plattformen wie Google, Facebook und Instagram den Werbemarkt im Netz und ziehen einen Großteil der Einnahmen sowie die Aufmerksamkeit auf sich – vor allem bei jungen Nutzergruppen, die Nachrichten fast ausschließlich über soziale Medien konsumieren.
RSF fordert klare Maßnahmen von der Politik
Reporter ohne Grenzen fordert deshalb Reformen. Die Organisation spricht sich aus für „steuerliche Anreize für gemeinnützige Medien“, eine Reform des Medienkonzentrationsrechts sowie einen besseren Schutz vor sogenannten Slapp-Klagen – strategischen Einschüchterungsklagen, die sich gezielt gegen kritische Berichterstattung richten.
Die Pressefreiheit darf nicht dem Markt oder dem politischen Opportunismus geopfert werden.
RSF
Laut der NZZ steht Deutschland „vor strukturellen Problemen“. Es gehe nicht mehr nur um einzelne Vorfälle – sondern um systemische Veränderungen.
Weltweiter Überblick: Norwegen top, China am Ende
An der Spitze der weltweiten Rangliste steht erneut Norwegen – bereits zum neunten Mal. Es folgen:
- Estland auf Platz 2.
- Niederlande auf Platz 3.
- Die Schweiz bleibt stabil auf Platz 9 und ist damit das einzige deutschsprachige Land in den Top Ten.
Am unteren Ende der Skala:
- China auf Platz 178 – laut RSF sitzen dort „mindestens 113 Medienschaffende“ im Gefängnis – ein globaler Negativrekord.
- Nordkorea auf Platz 179.
- Eritrea auf Platz 180.

2024: Gefährlichstes Jahr seit Beginn der Erhebungen
Besonders besorgniserregend ist die Gewalt gegen Medienschaffende. Laut dem Committee to Protect Journalists (CPJ) wurden 2024 „mindestens 124 Journalistinnen und Journalisten getötet“ – mehr als je zuvor seit Beginn der Statistiken vor über 30 Jahren.
Fast 70 Prozent der Todesfälle ereigneten sich bei Einsätzen des israelischen Militärs im Gazastreifen und im Südlibanon. Das CPJ spricht vom „gefährlichsten Jahr für Medien weltweit seit Beginn seiner Aufzeichnungen“.
Kurz zusammengefasst:
- Die Pressefreiheit hat sich weltweit verschlechtert – auch Deutschland fällt in der Rangliste von Reporter ohne Grenzen zurück und liegt nur noch auf Platz 11.
- Journalisten sehen sich zunehmend Bedrohungen, eingeschränkter Recherchefreiheit und wirtschaftlichem Druck ausgesetzt – besonders im Lokaljournalismus und bei heiklen Themen.
- Reporter ohne Grenzen fordert Reformen wie steuerliche Anreize für gemeinnützige Medien, besseren Schutz vor Einschüchterungsklagen und eine Reform des Medienkonzentrationsrechts.
Übrigens: Übergriffe auf Medienschaffende haben sich im vergangenen Jahr verdoppelt – viele berichten von körperlicher Gewalt bei der Arbeit. Mehr dazu in unserem Artikel.
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