Billig-Parken und „Brötchentaste“ – Günstige Gebühren bremsen die Verkehrswende in Städten aus

Parkgebühren bleiben vielerorts niedrig – laut DUH bremst das die Verkehrswende und blockiert Raum für Bus, Bahn, Fuß- und Radverkehr.

Billige Parkgebühren in den Städten bremsen die Verkehrswende

Autos dominieren den Straßenrand: Billige Tarife fördern den Individualverkehr und schaden Verkehrswende, Grünflächen und freien Wegen. © Unsplash

Parkplätze mitten in der Stadt – oft nur ein Euro pro Stunde oder sogar kostenlos. In über 60 deutschen Städten reicht das, um das Auto bequem abzustellen. Besonders günstig ist es in Koblenz und Frankfurt (Oder): Dort kostet eine Stunde gerade einmal 25 Cent. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlägt Alarm. Denn: Solche Tarife machen den Umstieg auf Bus, Bahn oder Fahrrad unattraktiv – und blockieren die Verkehrswende. Nach einer aktuellen DUH-Abfrage unter 105 Kommunen zeigt sich: Noch immer setzen viele Städte auf extrem niedrige Parkgebühren. Und: 35 Städte nutzen die sogenannte „Brötchentaste“ – ein Knopfdruck und dann ein paar Minuten kostenlos parken, etwa um zum Bäcker zu gehen oder zum Kiosk. Städte wie Bremen, Essen oder Stuttgart machen dabei mit.

Städte verschenken wertvollen Platz

Die DUH sieht darin ein strukturelles Problem und Hindernis für die dringend benötigte Verkehrswende. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch kritisiert, dass öffentlicher Raum verschwendet werde. „Je mehr Fläche in unseren Städten blockiert wird, desto weniger Platz bleibt für Stadtnatur, öffentliche Verkehrsmittel, Fußgänger und Radwege.“ Er warnt:

Öffentlicher Raum ist viel zu wertvoll, um ihn weiterhin kostenlos für immer größere Autos bereitzustellen.

Jürgen Resch, DUH

Vor allem in Ballungszentren drängen sich Fahrzeuge an Straßenrändern, blockieren Wege für Kinderwagen, Rollatoren und Radfahrer. „Das Billigparken muss endlich gestoppt werden“, fordert Resch.

Solange ein Parkschein billiger ist als ein Busticket, bleibt das Auto die erste Wahl. Die DUH verlangt deshalb: Keine Parkgebühren unter dem Preis einer Einzelfahrt mit dem Nahverkehr. Nur so können Städte ihre Flächen besser nutzen – etwa für Grünflächen, Radwege und sicheren Fußverkehr.

Zwischen 6 Euro und Gratis-Ticket

Ein Blick auf Heidelberg und Osnabrück zeigt, dass es anders geht: Beide Städte verlangen durchgehend drei Euro pro Stunde. Darmstadt liegt mit sechs Euro sogar an der Spitze, Stuttgart nimmt 5,50 Euro – aber jeweils nur in bestimmten Zonen. Wer ein paar Straßenzüge weiter parkt, zahlt wieder deutlich weniger.

Insgesamt bieten 21 Städte Tarife von 50 Cent oder weniger. Homburg und Sankt Ingbert gehen noch weiter: Die erste Stunde bleibt kostenlos. Genau das aber kritisiert Robin Kulpa von der DUH. Wer nichts zahlt, blockiert oft Kreuzungen und Gehwege. „Ohne Gebühren gibt es auch weniger Kontrollen“, sagt Kulpa. Für Menschen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Gehhilfe wird das schnell zum Hindernis.

Parkgebühren und Kontrollen als Schlüssel zur lebenswerten Stadt

Die Lösung sieht Kulpa in digitaler Kontrolle. Mit sogenannten Scan-Cars könnten Städte den Parkraum effizient überwachen – ohne viel Personal. Doch dafür fehle bisher eine gesetzliche Grundlage. Die DUH fordert von der Bundesregierung einen schnellen Kurswechsel. Denn wenn Parken gratis ist, wird es auch nicht reguliert. Gleichzeitig könnten die Einnahmen aus Parkscheinen sinnvoll eingesetzt werden: für Bus und Bahn, Radwege, barrierefreie Bürgersteige. All das kostet – aber es bringt Bewegung in verstopfte Innenstädte.

Ein Blick nach Paris zeigt, wie stark Parkpreise wirken können. Wer dort mit einem SUV unterwegs ist, zahlt bis zu 18 Euro – pro Stunde. Die Botschaft ist klar: Wer viel Raum braucht, zahlt auch entsprechend dafür. In Deutschland dagegen bleiben viele Städte zurückhaltend – oft aus Sorge vor Protesten. Doch genau diese Zurückhaltung verhindert Fortschritt. Die DUH macht deutlich: Nur wer Parkraum konsequent bewirtschaftet, schafft Platz für die Zukunft – mit sauberer Luft, sicherem Verkehr und echten Alternativen zum Auto.

Kurz zusammengefasst:

  • Niedrige Parkgebühren in deutschen Städten fördern den Autoverkehr und behindern laut Deutscher Umwelthilfe die Verkehrswende.
  • Kostenloses oder sehr günstiges Parken blockiert öffentliche Flächen und benachteiligt Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
  • Die DUH fordert flächendeckend höhere Gebühren, mindestens auf dem Niveau eines Nahverkehrstickets, sowie digitale Überwachungssysteme.

Übrigens: In Paris möchte die Stadt mit einem anderen Konzept die grüne Mobilität vorantreiben – eine neue Umweltspur sorgt dabei für hitzige Debatten. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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