Lichtgeschwindigkeit statt Raketen: Europa testet Laserwaffen gegen Drohnen
Europa testet Laserwaffen, die Drohnen und Raketen mit Lichtgeschwindigkeit zerstören. TALOS-TWO soll bis 2030 einsatzbereit sein.

Europas TALOS-TWO: Hochleistungslaser sollen Drohnen und Raketen blitzschnell zerstören – einsatzbereit bis 2030. © European Defence Agency
Europa entwickelt hochmoderne Laserwaffen zur Abwehr von Drohnen und Raketen. Bis 2030 sollen diese Systeme mit einer Leistung von 100 Kilowatt einsatzbereit sein. Das ambitionierte Projekt TALOS-TWO startete im Dezember 2024 und wird mit 25 Millionen Euro aus dem Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) finanziert. 21 Partner aus acht Ländern, darunter führende Rüstungskonzerne wie CILAS (Frankreich), Leonardo (Italien) und Rheinmetall, DLR (Deutschland), arbeiten daran.
Laserwaffen aus Europa rücken in greifbare Nähe
Die neue Technologie könnte die Art der Luftabwehr grundlegend verändern. Laserwaffen wie das britische DragonFire-System zeigen bereits ihre Präzision: Sie treffen Ziele mit der Genauigkeit eines Ein-Pfund-Stücks aus einem Kilometer Entfernung. Der große Vorteil liegt in den niedrigen Betriebskosten. Der britische Verteidigungssektor rechnet vor: Eine zehnsekündige Laserabgabe kostet so viel wie eine Stunde Heizbetrieb – etwa 12 Euro pro Schuss. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Raketenabwehr kostet oft Hunderttausende pro Einsatz.
Ziele in Sekunden neutralisiert
Laserwaffen arbeiten mit Lichtgeschwindigkeit. Statt ein Projektil abzufeuern, senden sie einen hochenergetischen Strahl aus, der die Struktur des Ziels durchtrennt oder im Idealfall direkt den Sprengkopf zerstört. Anders als konventionelle Waffen sind sie nicht auf Munition angewiesen, sondern nur auf Strom. Das macht sie nicht nur effizient, sondern auch nahezu unerschöpflich einsetzbar.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Raketen- oder Geschossabwehrsystemen, die Flugzeiten von mehreren Sekunden oder sogar Minuten haben, wirkt ein Hochleistungslaser sofort. Sobald das Ziel erfasst ist, feuert der Laserstrahl mit einer Geschwindigkeit von knapp 300.000 Kilometern pro Sekunde – also mit Lichtgeschwindigkeit. Diese extrem schnelle Reaktionszeit ist ein entscheidender Vorteil, insbesondere gegen agile Bedrohungen wie Drohnen oder Raketen.
Europäische Rüstungskonzerne bauen Hochleistungslaser
TALOS-TWO konzentriert sich auf zwei Demonstratoren mit Laserquellen von 1 Mikrometer Wellenlänge. Zusätzlich wird ein virtueller Demonstrator für 2-Mikrometer-Laser entwickelt, um diese augenfreundlicher zu machen. Ziel ist es, eine komplett europäische Lieferkette für Hochleistungslaser zu etablieren und die Abhängigkeit von ausländischen Komponenten zu reduzieren.
Britische Tests zeigen bereits Erfolge
Großbritannien hat mit dem DragonFire-System bereits erfolgreich getestet, wie ein Laser gegen Luftziele eingesetzt werden kann. Bei einem Versuch auf dem Hebriden-Testgelände des britischen Verteidigungsministeriums wurde erstmals ein Hochleistungslaser gegen ein bewegliches Luftziel abgefeuert. Die Reichweite bleibt geheim, doch als Sichtlinienwaffe kann DragonFire jedes sichtbare Ziel treffen.
Das TALOS-TWO-Projekt baut auf den Ergebnissen des TALOS-Vorgängers auf, das im April 2023 abgeschlossen wurde. Damals entwickelten Forscher kompakte Lasersysteme zur gezielten Neutralisierung von Drohnen und Raketen. Die aktuelle Entwicklung geht einen Schritt weiter: Neben der Technologie zur Zielerfassung wird auch eine 3D-Visualisierung der Gefahrenzone eingeführt, um ein präziseres und kontrollierteres Schießen zu ermöglichen.
Europas Antwort auf moderne Bedrohungen
CILAS, der französische Projektkoordinator, betont: „Laserwaffen sind neue Systeme für Militärkräfte, um aufkommenden Bedrohungen in modernen Konflikten zu begegnen.“ Die Unabhängigkeit europäischer Streitkräfte von nicht-europäischen Technologieanbietern sei ein entscheidender Faktor für das Projekt.
Das Konsortium sieht in TALOS-TWO eine Blaupause für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa. Neben militärischen Vorteilen könnten europäische Rüstungskonzerne weltweit eine führende Rolle bei Laserwaffen übernehmen. Bereits jetzt zeigen Versuche, dass diese Technologie eine kosteneffiziente Alternative zur konventionellen Luftabwehr sein könnte. Europa macht sich bereit für eine neue Ära der Verteidigung – mit Lichtgeschwindigkeit.
Kurz zusammengefasst:
- Europa entwickelt mit TALOS-TWO Laserwaffen, die Drohnen und Raketen mit Lichtgeschwindigkeit zerstören und bis 2030 einsatzbereit sein sollen.
- Im Gegensatz zu Raketenabwehrsystemen wirken Laserwaffen sofort, sind präzise und kosten pro Schuss rund 12 Euro.
- Das Projekt stärkt Europas technologische Unabhängigkeit, baut eine eigene Lieferkette auf und nutzt britische Tests wie DragonFire als Vorbild.
Bild: © European Defence Agency