Zurück zum alten Arbeitgeber – eine kluge Entscheidung?

Zurück zum alten Arbeitgeber? Viele erwägen es, doch nur wenige kehren zurück. Wann sich der Schritt lohnt und welche Fallstricke es gibt.

Viele erwägen, zurück zum alten Arbeitgeber zu gehen, doch Unsicherheit und fehlende Angebote halten viele davon ab.

Viele erwägen, zurück zum alten Arbeitgeber zu gehen, doch Unsicherheit und fehlende Angebote halten viele davon ab. © Pexels

Ein neuer Job soll die Karriere voranbringen, mehr Gehalt oder bessere Perspektiven bieten. Doch nicht immer erfüllt der Wechsel die Erwartungen. Plötzlich erscheint der alte Arbeitgeber wieder in einem neuen Licht – und lockt mit besseren Konditionen. Ein Zurück zum alten Arbeitgeber kann verlockend sein, aber ist der Schritt auch klug?

Mehr Menschen denken über eine Rückkehr nach

Laut einer Umfrage der Königsteiner Gruppe denkt fast jeder zweite Beschäftigte über eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber nach. Genauer gesagt: 43 Prozent der Befragten können sich vorstellen, in ihr früheres Unternehmen zurückzukehren. Doch aktiv eine Bewerbung einzureichen, zieht nur eine Minderheit in Betracht – lediglich 17 Prozent spielen mit diesem Gedanken.

Mehr Arbeitnehmer warten hingegen darauf, dass der ehemalige Arbeitgeber von sich aus auf sie zukommt. Ganze 21 Prozent wären offen für eine Rückkehr, wenn sie ein konkretes Angebot erhielten. In der Praxis passiert das jedoch selten. Tatsächlich haben nur 5 Prozent der Befragten den Schritt zurück bereits vollzogen. Hier verschenken Unternehmen offenbar Potenzial, um vakante Stellen mit qualifizierten, erfahrenen Kräften zu besetzen.

Unternehmen nutzen das Potenzial kaum

„Der Anteil der sogenannten Boomerang-Bewerber ist derzeit noch gering“, erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe. „Vor dem Hintergrund des aktuellen Arbeitskräftemangels tut sich hier aber ein spannender Talentpool für suchende Arbeitgeber auf, der aktuell von diesen offenbar noch nicht genutzt wird.“

Dabei signalisiert jedes zweite Unternehmen durchaus Bereitschaft für ein Wiedersehen. Doch von diesem Versprechen wird nur selten Gebrauch gemacht.

Boomerang-Karriere: Mitarbeiter wechselt gezielt – und kehrt überzeugt zurück

Maximilian Van Poele hat diesen Weg bereits beschritten, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Er wechselte aus einer Kommunikationsagentur in die Strategieberatung, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Doch die neue Position entsprach nicht seinen Erwartungen. Als ihn sein ehemaliger Chef kontaktierte und eine neue Aufgabe anbot, musste Van Poele nicht lange überlegen. „Rückblickend würde ich das wieder genauso machen“, sagt er heute.

Warum ist man damals gegangen?

Wer eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber in Erwägung zieht, sollte zunächst kritisch hinterfragen, warum er das Unternehmen verlassen hat. War es das Gehalt? Die Unternehmenskultur? Der Chef? Karrierecoach Bastian Hughes rät laut FAZ dazu, die damaligen Gründe genau zu analysieren. Haben sich diese inzwischen geändert, oder könnte man sich in wenigen Monaten mit den gleichen Problemen konfrontiert sehen?

Angela Di Pinto machte genau diese Erfahrung. Sie wechselte von einer Personalberatung in eine klassische Personalabteilung, stellte dort aber schnell fest, dass Prozesse deutlich langsamer und bürokratischer liefen. „Ich habe es dann bereut, überhaupt weggegangen zu sein“, sagt sie laut FAZ. Als ihr ehemaliger Arbeitgeber sie erneut ansprach, nahm sie das Angebot an – und fühlt sich dort heute wohler denn je.

Wie reagiert das alte Team?

Neben den eigenen Beweggründen spielen auch zwischenmenschliche Faktoren eine große Rolle. Gab es Unstimmigkeiten mit Kollegen oder Vorgesetzten? Sind persönliche Konflikte vielleicht noch ungelöst? In solchen Fällen kann eine Rückkehr problematisch sein.

Van Poele betont, dass es „keine Störgefühle auf personeller Ebene“ geben sollte. Wer im Guten geht und seinen Abschied professionell gestaltet, hat es später leichter. Auch Di Pinto rät dazu, Brücken nicht zu verbrennen. „Man weiß nie, wo man im Leben noch landet“, sagt sie.

Vorteile für beide Seiten

Aus Sicht der Unternehmen ist die Rückkehr ehemaliger Mitarbeiter ein Gewinn. Sie kennen die Abläufe, brauchen weniger Einarbeitungszeit und bringen neue Impulse mit. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nutzen viele Firmen diese Möglichkeit bewusst.

Für Arbeitnehmer bietet eine Rückkehr die Chance, mit neuer Erfahrung und frischem Blick in eine bekannte Umgebung zurückzukommen. Oft gibt es bessere Konditionen oder neue Aufgabenfelder. Allerdings sollte der Jobwechsel gut vorbereitet sein.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Hughes rät, zwischen Ausscheiden und Rückkehr mindestens ein bis drei Jahre verstreichen zu lassen. Das signalisiert, dass man sich fachlich und persönlich weiterentwickelt hat. Wer zu früh zurückkehrt, könnte bei Kollegen oder Vorgesetzten auf Skepsis stoßen.

Auch vertragliche Details sind wichtig. Wer eine Abfindung oder einen Aufhebungsvertrag erhalten hat, sollte prüfen, ob eine Rückkehr überhaupt möglich ist. Manche Verträge enthalten Klauseln, die eine Wiedereinstellung für eine bestimmte Zeit ausschließen.

Kurz zusammengefasst:

  • Viele Beschäftigte denken darüber nach, zurück zum alten Arbeitgeber zu gehen, doch nur wenige wagen den Schritt – oft aus Unsicherheit oder fehlenden Angeboten.
  • Unternehmen nutzen das Potenzial ehemaliger Mitarbeiter kaum, obwohl sie Erfahrung mitbringen und schnell wieder produktiv sind.
  • Eine Rückkehr kann sich lohnen, wenn sich die damaligen Gründe für den Wechsel geändert haben und man mit besseren Bedingungen rechnen kann.

Übrigens: Einsamkeit am Arbeitsplatz betrifft nicht nur Angestellte, sondern vor allem Führungskräfte – im Top-Management fühlt sich sogar jeder Vierte isoliert. Warum gerade Chefs besonders betroffen sind und welche Folgen das für Unternehmen hat, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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