Yellowstone-Supervulkan: Wie gefährlich ist der schlafende Riese wirklich?
Neue Bewegungen im Yellowstone-Vulkan entdeckt: Trotz gewaltiger Magmamengen ist ein verheerender Ausbruch eher unwahrscheinlich.
Der Yellowstone-Nationalpark, bekannt für seine spektakulären Geysire und heißen Quellen, birgt ein Geheimnis tief unter der Oberfläche: Eines der größten aktiven Vulkansysteme der Welt schlummert hier. Der schlafende Riese, der als einer der gefährlichsten Vulkane der Welt gilt, könnte theoretisch einen Ausbruch der Stärke 8 verursachen – ein Ereignis, das katastrophale Folgen für die Erde hätte. Doch wie groß ist die Gefahr wirklich? Eine neue Studie dazu liefert spannende Antworten. Wissenschaftler haben das Magma im Yellowstone-Supervulkan mit modernsten Techniken untersucht – und kommen zu überraschenden Ergebnissen.
Magma unter dem Yellowstone-Supervulkan präzise kartiert
Mit fortschrittlichen magnetotellurischen Methoden kartierten Forscher das Magma unter Yellowstone. Die Ergebnisse zeigen: Das Magma ist in mindestens sieben isolierte Regionen aufgeteilt, die sich in Tiefen von 4 bis 47 Kilometern befinden. Insgesamt umfasst das Magma beeindruckende 388 bis 489 Kubikkilometer – genug, um den Grand Canyon zu füllen. Doch diese Menge allein reicht nicht aus, um eine Eruption auszulösen.
„Nirgendwo in Yellowstone haben wir Regionen, die zu einer Eruption fähig sind“, betont die Studienleiterin Ninfa Bennington vom Hawaiian Volcano Observatory laut der Washington Post. Das Magma sei fragmentiert und nicht ausreichend verbunden, um den benötigten Druck für einen Ausbruch aufzubauen.
Zwei Magmatypen, keine unmittelbare Gefahr
Unter Yellowstone existieren zwei Magmatypen: basaltisches und rhyolithisches Magma. Basaltisches Magma, das weltweit die meisten Vulkanausbrüche verursacht, liegt hier tief in der Erdkruste und hat durch seine Dichte kaum die Chance, die Oberfläche zu erreichen. Rhyolithisches Magma hingegen ist zähflüssiger und würde bei einem Ausbruch extrem explosiv reagieren. Doch auch hier beruhigen die Forscher: Der Druck im Yellowstone-Vulkan reicht bei Weitem nicht aus, um solch ein Szenario auszulösen.
„Yellowstone ist nicht ‚reif für eine Eruption‘“, erklärt Erik Klemetti Gonzalez, Professor für Geowissenschaften an der Denison University, laut der Washington Post. Zwar könne es irgendwann wieder zu einem Ausbruch kommen, aber das werde voraussichtlich noch Tausende von Jahren dauern.
Vulkanische Aktivität verschiebt sich nach Nordosten
Ein weiteres spannendes Ergebnis der Studie: Die vulkanische Aktivität im Park verschiebt sich langsam in Richtung Nordosten. Ursache dafür ist die Bewegung der nordamerikanischen Erdplatte über den darunterliegenden Hotspot. Diese Verschiebung verändert die geologische Dynamik des Parks, wird aber die Erfahrung von Besuchern nicht beeinflussen, betonen die Forscher.
„Diese Entwicklung passt zu den langfristigen geologischen Prozessen, die wir erwarten“, ergänzt Klemetti Gonzalez laut dem Bericht. Trotz der kontinuierlichen Verschiebung bleibt der Yellowstone-Nationalpark eines der am besten überwachten Vulkansysteme der Welt.
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Modernste Technik durchleuchtet den Supervulkan
Um das Magma unter Yellowstone zu untersuchen, nutzten die Forscher die magnetotellurische Methode. Dabei wird das elektromagnetische Feld der Erde analysiert, um die Struktur tief im Inneren sichtbar zu machen. Im Gegensatz zu herkömmlichen seismischen Messungen bietet diese Technik genauere Einblicke in die Magmastruktur.
Michael Manga, Geowissenschaftler an der University of California, lobt die Studie: „Die Forscher haben eine überzeugende Geschichte darüber zusammengestellt, wie sich vergangene und zukünftige vulkanische Aktivitäten unter Yellowstone entwickeln könnten.“
Was du dir merken solltest:
- Der Yellowstone-Supervulkan enthält gigantische Magmamengen, die in isolierten Reservoirs lagern, was einen baldigen Ausbruch nahezu ausschließt.
- Zwei Magmatypen, basaltisch und rhyolithisch, befinden sich tief im Vulkan, doch der notwendige Druck für eine Eruption ist nicht vorhanden.
- Die vulkanische Aktivität verschiebt sich langsam Richtung Nordosten, bleibt aber gut überwacht, ohne Auswirkungen auf die Sicherheit der Besucher.
Übrigens: Ein anderer Supervulkan, weit entfernt von Yellowstone, löste 1815 weltweite Klimaveränderungen und Hungersnöte aus. Warum die Menschheit auf einen Ausbruch dieser Größenordnung dennoch kaum vorbereitet ist, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Yellowstone National Park (WY, USA), Grand Prismatic Spring — 2022 — 2519” / CC BY-SA 4.0