Hitzestress im Regenwald – Einige Bäume wenden einen Kühltrick an, um zu überleben
Tropische Bäume reagieren unterschiedlich auf Hitze: Manche kühlen ihre Blätter aktiv, andere verlieren an Widerstandskraft im Klimawandel.

In den Wet Tropics erforschten Wissenschaftler, wie tropische Bäume ihre Blätter kühlen – oder ohne Anpassung langfristig aussterben. © Wikimedia
Im Regenwald herrscht drückende Hitze. Blätter erreichen dort oft Temperaturen, die deutlich über der Luft liegen. Wird es zu heiß, bricht die Photosynthese ab – der zentrale Antrieb des Baumlebens verstummt. Einige tropische Bäume haben überraschende Strategien entwickelt, um ihre Blätter zu kühlen. Andere bleiben der Hitze schutzlos ausgeliefert.
Eine Studie mehrerer australischer Universitäten zeigt nun, welche Arten im Klimawandel die besseren Karten haben.
Blätter regulieren ihre Temperatur unterschiedlich gut
Das Forscherteam untersuchte drei Baumarten in den Wet Tropics von Queensland: den Blauen Quandong (Elaeocarpus grandis), die Silbereiche (Darlingia darlingiana) und die Bulleneiche (Cardwellia sublimis). Die Fundorte lagen zwischen Meereshöhe und über 1300 Metern – mit Durchschnittstemperaturen von 18,6 bis 25,8 Grad im Jahr.

Einige Arten hielten ihre Blätter näher an der Lufttemperatur – ein klarer Vorteil bei zunehmender Hitze. Die Unterschiede waren deutlich:
- 6,0 °C Temperaturdifferenz bei Cardwellia sublimis
- 5,1 °C bei Darlingia darlingiana
- 4,2 °C bei Elaeocarpus grandis
Zwei Baumarten zeigen echte Anpassung an Hitze
Vor allem Darlingia darlingiana und Elaeocarpus grandis reagierten aktiv auf die Erwärmung. Bei der Silbereiche sank die Temperaturdifferenz pro Grad Erwärmung um 0,26 °C, beim Blauen Quandong um 0,19 °C – also: Je heißer, desto besser reguliert.
Beide Arten veränderten ihre Blattstruktur: Schmalere Formen und erhöhte Verdunstung halfen, Wärme abzuleiten.
Ein wichtiger Maßstab dafür, wie hitzestabil eine Pflanze ist, heißt T50 – die Temperatur, bei der die Photosyntheseleistung der Blätter auf die Hälfte sinkt. Ein höherer Wert bedeutet: Die Pflanze hält mehr aus.
Bei beiden Arten stieg der T50-Wert um 0,48 °C je Grad Erwärmung.
Gewächshausversuche bestätigen: Herkunft prägt Hitzetoleranz
Um kurzfristige Effekte auszuschließen, zogen die Forscher 59 Jungpflanzen des Blauen Quandong im Gewächshaus auf – aus verschiedenen Höhenlagen, mit variierenden Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten.
57 Pflanzen überlebten – mit eindeutigem Ergebnis: Die Herkunft bestimmte die Hitzetoleranz. Pflanzen aus wärmeren Regionen hielten ihre Blätter generell kühler – unabhängig von den Bedingungen im Versuch. Entscheidend waren wieder zwei Merkmale: schmalere Blätter und effektive Verdunstungskühlung.
Tropenwälder reagieren nicht einheitlich auf den Klimawandel
Nicht alle Baumarten sind anpassungsfähig. Die Bulleneiche zeigte weder kühlere Blätter noch höhere Toleranzwerte – sie könnte schon bei mäßiger Erwärmung an ihre Grenzen stoßen.
Die Folge: Arten mit geringer Anpassungsfähigkeit tragen ein deutlich höheres Risiko für lokales Aussterben. Das betrifft nicht nur einzelne Bäume, sondern das gesamte Ökosystem. Tropenwälder sichern Artenvielfalt, binden CO2 und stabilisieren das globale Klima. Wenn empfindliche Arten schwächeln, leidet ihre gesamte Schutzfunktion.
Wärmeanpassung entscheidet über Erfolg von Aufforstung
Die Ergebnisse sind auch für Wiederaufforstung und Schutzprojekte entscheidend. Samen von wärmeangepassten Bäumen können gezielt gesammelt und verwendet werden – das erhöht die Chance, dass Wälder in Zukunft überleben.
Denn selbst innerhalb einer Art gibt es große Unterschiede. Beispiel:
- Bei Darlingia darlingiana stieg die Sicherheitsmarge gegen Hitzeschäden um 0,93 °C pro Grad Erwärmung.
- Beim Blauen Quandong waren es 0,69 °C.
Tropische Regenwälder sind keine fernen Kulissen. Sie beeinflussen das Weltklima direkt. Verliert dieses System seine Stabilität, steigen die CO2-Werte, Wetterextreme häufen sich, und Arten sterben aus.
Die Studie zeigt: Anpassung ist möglich – aber nicht für alle. Oder wie es die Forscher ausdrücken:
Arten mit begrenzter Fähigkeit, ihre Sicherheitsmargen anzupassen, könnten ein deutlich höheres Risiko haben, lokal zu verschwinden.
Kurz zusammengefasst:
- Einige tropische Bäume können ihre Blätter aktiv kühlen und steigern so ihre Hitzetoleranz, andere Arten bleiben verletzlich.
- Herkunft und genetische Anpassung bestimmen, ob Pflanzen ihre Blätter bei Erwärmung kühler halten können.
- Für die Wiederaufforstung sind wärmeangepasste Samen entscheidend, um Wälder in Zukunft stabil zu erhalten.
Übrigens: Nicht nur im Regenwald entscheidet die Hitzetoleranz über das Überleben – auch Stadtbäume leiden unter Klimastress. Welche Arten bei 40 Grad noch kühlen, lesen Sie in unserem Artikel.
Bild: © Vanbasten 23 via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0