Schwarze Witwe verführt mit Käsefuß-Geruch – Männchen können nicht widerstehen

Die Schwarze Witwe lockt Männchen mit einem Duftstoff an, der an Käsefüße erinnert – ein Pheromon macht ihn für Spinnen unwiderstehlich.

Schwarze Witwe verführt mit Käsefuß-Pheromon

Eine weibliche Schwarze Witwe (Latrodectus hesperus) verteilt in ihrem Netz Pheromone mit käseartigem Geruch, um paarungsbereite Männchen anzulocken. © Andreas Fischer

Was für Menschen nach alten Turnschuhen riecht, wirkt auf Spinnenmännchen wie ein Liebesduft. Die Schwarze Witwe nutzt genau diesen Geruch gezielt – erzeugt durch ein spezielles Pheromon, das im Netz über mehrere Tage reift und immer intensiver wirkt. Forscher der Universität Greifswald und der Simon Fraser University haben nun in einer Studie entschlüsselt, wie präzise die Tiere ihre Duftsignale an Umweltbedingungen und Paarungszeit anpassen.

Duftcode geknackt: Netz wird zur chemischen Falle

Schwarze Witwen nutzen ihr Netz nicht nur zum Beutefang, sondern auch als Duftbühne. Statt flüchtiger Reize setzen sie auf Langzeitwirkung. Das Pheromon, das sie dort ablagern, verändert sich mit der Zeit – es zerfällt schrittweise, setzt dabei Isobuttersäure frei und entfaltet genau den Duft, der auf Männchen so anziehend wirkt.

„Besonders spannend fand ich, dass die Weibchen die Intensität ihrer Signale an die Jahreszeit anpassen“, sagt Studienleiter Dr. Andreas Fischer von der Universität Greifswald. Im Sommer, bei langen Tagen und hohen Temperaturen, war die Konzentration der Duftstoffe besonders hoch.

Mit dieser ausgefeilten Mischung aus Geschmacks- und Geruchsstoffen erhöhen die Weibchen offenbar ihre Chancen auf Fortpflanzung.

Chemischer Liebescode: Zwei Pheromone bringen Spinnenmännchen in Paarungsstimmung

Im Zentrum der Studie standen zwei Verbindungen, nämlich N-3-methylbutanoyl-O-methylpropanoyl-L-serin-methylester und N-3-methylbutanoyl-O-methylpropanoyl-L-serin. Beide setzen Isobuttersäure frei – den eigentlichen Lockstoff. Schon kleinste Mengen reichten im Labor aus, um 15 von 20 Spinnenmännchen in Paarungsstimmung zu bringen. Proben ohne den Wirkstoff zeigten keine Wirkung.

Am Centennial Beach in Kanada prüften die Forscher, ob der Lockstoff auch unter natürlichen Bedingungen funktioniert. In mit Duft behandelten Fallen landeten sechs Spinnenmännchen. Kontrollfallen blieben leer. Selbst Weibchen wurden von dem Duft angezogen – ein Hinweis auf eine mögliche breitere Wirkung.

Duft mit System: Spinnen sparen bei Regen

Die Tiere produzieren den Lockstoff offenbar nicht wahllos. Bei Regen war deutlich weniger Pheromon im Netz nachweisbar. In warmen, trockenen Perioden dagegen stieg die Konzentration deutlich an. Das spricht für eine gezielte Regulierung – die Tiere sparen Energie, wenn die Umweltbedingungen eine Paarung ohnehin unwahrscheinlich machen.

„Die Schwarzen Witwen zeigen ein überraschend ausgeklügeltes Kommunikationssystem“, sagt Andreas Fischer. „Mit ihrer Duftstrategie erhöhen sie ihre Fortpflanzungschancen erheblich.“

Duftstoffe als Schädlingsbremse?

Schwarze Witwen zählen zu den wenigen Spinnenarten, deren Biss für Menschen gefährlich sein kann. In Nordamerika kommt es regelmäßig zu Begegnungen. Duftfallen könnten helfen, Populationen gezielt zu steuern – ganz ohne Gifte oder andere invasive Maßnahmen.

Auch für die Landwirtschaft ergeben sich mögliche Anwendungen. Ähnliche Pheromon-Systeme könnten helfen, bestimmte Insekten zu beeinflussen – etwa zur Schädlingskontrolle.

Die Spinne beweist: Selbst unscheinbare Tiere entwickeln erstaunlich clevere Strategien – mit Potenzial für ganz neue Lösungswege.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Schwarze Witwe lockt Männchen über Wochen an, indem sich ihr Pheromon auf dem Netz zersetzt und seinen Duft zunehmend verstärkt.
  • Die Duftproduktion passt sich dem Jahresverlauf an: Im Sommer steigt die Menge deutlich, weil dann die meisten Männchen auf Partnersuche sind.
  • Diese Erkenntnisse über stabile Pheromone könnten helfen, giftige Spinnen gezielter zu kontrollieren und neue Anwendungen in Landwirtschaft und Medizin zu entwickeln.

Übrigens: Lavendelduft ist nicht nur beruhigend – er könnte auch der Schlüssel zu langlebigen, leistungsstarken Akkus sein. Forscher nutzen ein Duftmolekül aus Lavendelöl, um Natrium-Schwefel-Batterien deutlich zu verbessern. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Andreas Fischer

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