Pompeji: Es war nicht nur der Vulkanausbruch

Neue Forschung zeigt, dass beim Untergang von Pompeji nicht nur der Vulkanausbruch, sondern auch Erdbeben eine Rolle gespielt haben.

Pompeji Vulkanausbruch

Der Untergang Pompejis im Jahr 79 n. Chr. war komplexer, als bisher angenommen. © Wikimedia

Im Jahr 79 n. Chr. zerstörte ein Vulkanausbruch die zu dieser Zeit römische Stadt Pompeji, heute ist es eines der bekanntesten archäologischen Ereignisse weltweit. Forscher fanden nun jedoch heraus, dass neben dem Ausbruch des Vesuv auch Erdbeben eine entscheidende Rolle beim Untergang der Stadt gespielt haben.

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre neuen Erkenntnisse in der Fachzeitschrift Frontiers in Earth Science. Sie beschreiben die Reihenfolge der Ereignisse wie folgt: Die plinianische Eruption des Vesuv erzeugte eine Eruptionssäule, die die Stadt unter einer Schicht aus Bimsstein und Asche begrub. Die maximale Dicke der Bimssteinablagerung in der Stadt betrug mehr als 2,8 Meter, die pyroklastische Decke erreichte sogar eine Dicke von drei Metern. Erst am zweiten Tag setzte laut den Forschern die „Kollaps-Phase“ ein, die von starken Erdbeben begleitet wurde. Während der Ausbruch selbst gut dokumentiert ist, wurden die Auswirkungen syn-eruptiver Erdbeben – also Erdbeben, die mit Vulkanausbrüchen einhergehen – lange Zeit vernachlässigt.

Übrigens: Der Begriff „plinianische Eruption“ beschreibt einen außerordentlich explosiven Vulkanausbruch und geht auf einen Augenzeugenbericht von Plinius den Jüngeren zurück, in welchem er den Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. beschrieb.

Ein Augenzeugenbericht der Erdbeben

Plinius der Jüngere berichtete in seinen Briefen an Tacitus nicht nur von der Eruption, sondern auch von den Erdbeben. Damit lieferte er den Forschern wertvolle Hinweise auf das Ausmaß seismischer Aktivitäten während des Ausbruchs.

Erdbeben… diese Nacht sie wurden so intensiv, dass alles nicht nur erschüttert, sondern umzukippen schien.

Plinius der Jüngere

Seismische Aktivitäten in Pompeji neben dem Vulkanausbruch

Multidisziplinäre Untersuchungen ergaben, dass syn-eruptive Erdbeben erheblich zur Zerstörung Pompejis und zum Tod vieler Bewohner beigetragen haben. So entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen in der Insula dei Casti Amanti, einem zentralen Bereich Pompejis, Beweise für Gebäudeeinstürze, die auf Erdbeben während des Ausbruchs zurückzuführen sind.

Die Ausgrabungsstätte aus der Vogelperspektive
Die Ausgrabungsstätte aus der Vogelperspektive (Quelle: Studie)

Die stratigraphischen Begebenheiten lassen Rückschlüsse auf die Chronologie der Ereignisse zu: Diese strukturellen Einstürze konnten mit der Phase des Kraterkollapses des Vesuv in Verbindung gebracht werden, die von starken Erdbeben begleitet wurde.

Übrigens: Stratigraphie ist die Wissenschaft von der Ordnung von Gesteinsschichten nach Alter, Lage und Zusammensetzung.

Bei den Ausgrabungen in der Insula wurden auch die Überreste zweier Menschen gefunden, die die Anfangsphase des Ausbruchs überlebt und sich allem Anschein nach in zwei Ecken eines Hauses versteckt haben. Ihre Skelette wiesen schwere Kompressionstraumata auf. Ähnliche Verletzungen weisen auch viele moderne Erdbebenopfer auf.

Fundort menschlicher Überreste
Fundort menschlicher Überreste (Quelle: Studie)

Die unmittelbare Geographie der Stadt könnte ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt haben: Pompeji liegt etwa 9,5 km südöstlich des Vesuv, auf einem kleinen Hügel, der von verschiedenen Landformen wie Kraterrändern und isolierten Gipfeln geprägt ist. Diese ungleichmäßige Oberflächenmorphologie führte zu einer variablen Dicke der Bodenschichten, was die Erdbeben verstärkt haben könnte.

Was du dir merken solltest:

  • Die Zerstörung Pompejis im Jahr 79 n. Chr. wurde nicht nur durch den Ausbruch des Vesuv, sondern auch durch syn-eruptive Erdbeben verursacht.
  • Multidisziplinäre Untersuchungen belegen, dass diese Erdbeben maßgeblich zur Gebäudeeinstürzen und Todesfällen beitrugen.
  • Ein Augenzeugenbericht und geologische Analysen untermauern die Bedeutung der seismischen Aktivitäten während des Ausbruchs.

Bild: Falk2 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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