Platten aus Moorpflanzen – Innovative Dachbegrünung stoppt Hitze und Flut

Eine neue Dachplatte aus Moorpflanzen kühlt Städte, speichert Regenwasser und schützt gleichzeitig das Klima.

Neue Dachbegrünung aus Moorpflanzen stoppt Hitze und Flut

Die Nährbodenplatte „Paluboard“ des Startups Planterial besteht aus Moorpflanzen und eignet sich besonders für leichte, begrünte Dächer in Städten. © Planterial GmbH

Hitzeperioden und Starkregen belasten Städte immer stärker. Wenn sich Häuser tagelang aufheizen oder plötzliche Unwetter Straßen überfluten, zeigen versiegelte Flächen ihre Schwächen. Dabei bieten ungenutzte Dächer eine Lösung: Sie können Wasser speichern, die Luft abkühlen und das Stadtklima entlasten.

Planterial aus Kiel setzt dabei auf ein ungewöhnliches Material. Es hat eine Dachplatte entwickelt, die auch für Gebäude mit schwacher Statik geeignet ist – und verbindet Dachbegrünung mit Moorpflanzen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützt das Projekt mit 125.000 Euro.

Leichte Platte aus Moorpflanzen

Das Produkt heißt „Paluboard“. Es ist dünn, wiegt nur etwa sechs Kilogramm pro Quadratmeter und dient als Träger für extensive Dachbegrünung. Gefertigt wird es aus sogenannter Paludi-Biomasse – zum Beispiel aus Schilf, das auf dauerhaft nassen Moorflächen wächst.

Im Unterschied zu mineralischen Substraten setzt das Verfahren auf nachwachsende Rohstoffe. Die Pflanzenmasse wird mit einem biologisch abbaubaren Bindemittel verbunden und in einem energiearmen Heißpressverfahren geformt. „Das Paluboard wird mit geringem Energieeinsatz hergestellt“, erklärt Mitgründer des Kieler Startups Hannes Stuhr.

Dachbegrünung aus Moorpflanzen-Platten hilft bei Hitze und Starkregen

Die mit der Platte begrünten Dächer wirken wie kleine Wasserspeicher. Sie können:

  • bis zu 26 Liter Regenwasser pro Quadratmeter zurückhalten
  • durch Verdunstung die Umgebung kühlen
  • Überflutungen bei Starkregen dämpfen
  • und Insekten, Vögeln und Kleintieren Lebensraum bieten

Damit passen sie perfekt zum Schwammstadt-Prinzip, wie Sabine Djahanschah von der DBU ergänzt. Städte sollen dadurch künftig Regen aufnehmen und verzögert wieder abgeben.

Moore als CO2-Speicher und Rohstoffquelle

Moorflächen bedecken nur drei Prozent der Erde, speichern aber rund 30 Prozent des natürlichen Kohlenstoffs. Werden sie trockengelegt, entweichen große Mengen CO2 und Methan. In Deutschland stammen etwa sieben Prozent aller Treibhausgase aus entwässerten Mooren.

„Wir wollen die Wiedervernässung von Mooren mit Klimaanpassungen in Städten verbinden“, so Stuhr. Damit bringt Moorpflanzen-Dachbegrünung gleich zwei Vorteile: Klimaschutz durch CO2-Bindung und eine verbesserte Lebensqualität in Städten.

Kreislauf zwischen Landwirtschaft und Stadt

Die wiedervernässten Moorflächen liefern dann die Biomasse für das Paluboard. Landwirte können dort gezielt Schilf oder andere Paludi-Kulturen anbauen. Flächen, die für Ackerbau unbrauchbar sind, erhalten so eine neue Funktion. „Es könnten auch andere nachwachsende Materialien eingesetzt werden, vorzugsweise Reststoffe aus der Landwirtschaft“, so Stuhr.

In dicht bebauten Stadtteilen können begrünte Dächer ganze Straßenzüge entlasten. Je mehr Flächen bepflanzt werden, desto spürbarer sinken Temperaturen und auch die Belastungen für das Kanalsystem bei Starkregen. Stuhr verfolgt eine Vision:

Unser Ziel ist eine ökologisch herausragende und einfach zu verlegende Dachbegrünung.

Das Start-up Planterial ist der Erfinder der neuen Dachplatten aus Moorpflanzen. © Planterial GmbH via YouTube

Kurz zusammengefasst:

  • Das Paluboard, eine Platte aus Moorpflanzen zur Dachbegrünung, wiegt nur 6 Kilogramm pro Quadratmeter und eignet sich daher auch für ältere oder statisch schwache Gebäude.
  • Dachbegrünung trägt spürbar zu einem besseren Stadtklima bei, weil die Platten Regenwasser speichern, die Luft kühlen und vor Überflutungen schützen – gleichzeitig verbessert das Projekt durch die Wiedervernässung von Mooren auch den Klimaschutz.
  • Moore liefern die Rohstoffe für die neue Technik: Pflanzen wie Schilf aus nassen Böden binden CO2 und helfen, Landwirtschaft, Klimaschutz und Stadtentwicklung sinnvoll zu verknüpfen.

Übrigens: Auch Fassaden können helfen, Städte abzukühlen – und das ähnlich effektiv wie ein Wald. Die preisgekrönte Erfindung HydroSKIN aus Stuttgart speichert Regenwasser direkt in der Gebäudehülle und verwandelt Fassaden in aktive Kühlflächen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Planterial GmbH

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