Aus Süßstoff wird Krebskiller – Fermentiertes Stevia greift Tumorzellen gezielt an
Stevia liefert mehr als Süße: Eine Studie aus Hiroshima entdeckt überraschendes Potenzial des Pflanzenstoffs für die Krebsbehandlung.

Forscher entdeckten, dass ein fermentierter Stevia-Wirkstoff gezielt Tumorzellen angreifen kann – gesunde Zellen bleiben dabei weitgehend unversehrt. © DALL-E
Was bislang vor allem als Süßstoff in Diätprodukten bekannt war, könnte schon bald ganz neue Bedeutung in der Medizin gewinnen. Ein Forschungsteam der Universität Hiroshima hat sich mit einem Wirkstoff beschäftigt, der aus der Steviapflanze gewonnen und anschließend durch spezielle Bakterien fermentiert wurde. In ihrer kürzlich veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher, ob fermentierter Stevia-Extrakt Einfluss auf Krebszellen der Bauchspeicheldrüse hat. Den Forschungsergebnissen zufolge kann der Pflanzenstoff nicht nur das Wachstum dieser besonders aggressiven Tumorart hemmen, sondern löst auch gezielt deren Absterben aus – während gesundes Gewebe weitgehend verschont bleibt. Damit könnte Stevia in Zukunft zur Krebsbehandlung eingesetzt werden.
Krebsbehandlung mit Stevia – gezielt gegen Tumorzellen
So haben die Forscher den Wirkstoff aus Stevia gewonnen – und das ist dabei passiert:
- Steviablätter wurden mit Bakterien aus Bananenblättern vermischt.
- Die Mischung wurde 3 Tage lang bei 37 °C ohne Sauerstoff fermentiert.
- Dabei entstand ein neuer Stoff: CAME.
- CAME stoppte das Wachstum von Krebszellen im Labor.
- Nach 48 Stunden waren 21 Prozent der Krebszellen abgestorben (vorher: nur 4 Prozent).
- Die Zellen konnten sich nicht weiter teilen.
- CAME wirkte fast doppelt so stark wie der ursprüngliche Pflanzenstoff.
- Bereits 119 Mikrogramm pro Milliliter reichten aus, um die Hälfte der Krebszellen abzutöten.
Diese Laborergebnisse zeigen: Der bearbeitete Stevia-Extrakt wirkt deutlich stärker gegen Krebszellen als die Pflanze selbst. Erst der Prozess der Fermentation mit den richtigen Bakterien verändert die chemische Struktur der Chlorogensäuren im Extrakt. Durch diesen Schritt entsteht der Wirkstoff CAME. Er unterscheidet deutlich zwischen gesunden und kranken Zellen und wirkt gezielter als die Ausgangssubstanz.
Gesunde Zellen bleiben stabil – das spricht für gute Verträglichkeit
Auch gesunde menschliche Zellen wurden getestet. Der fermentierte Stevia-Extrakt zeigte selbst bei hoher Dosierung kaum Wirkung auf Nierenzellen. Die Funktion dieser Zellen blieb erhalten.
Der fermentierte Extrakt löste bei im Labor gezüchteten Krebszellen eine Kaskade von zellulärem Selbstmord aus, während gesunde Zellen weitgehend unversehrt blieben.
Studie
Antioxidative Wirkung überzeugt ebenfalls
Der neue Extrakt konnte nicht nur Krebszellen hemmen, sondern zeigte auch starke antioxidative Eigenschaften. In Labortests fing er bis zu 94 Prozent der freien Radikale ab – aggressive Moleküle, die Zellen schädigen und viele Krankheiten begünstigen können.
Dieser Effekt könnte die therapeutische Wirkung des Stoffes zusätzlich unterstützen. Oxidativer Stress steht im Verdacht, auch bei der Krebsentstehung eine Rolle zu spielen.
Noch kein Medikament – aber vielversprechende Aussichten
Die bisherigen Ergebnisse basieren auf Zellversuchen im Labor. Studien an Tieren oder Menschen liegen noch nicht vor. Das Forschungsteam plant nun weitere Untersuchungen, um die Wirkung im Körper zu prüfen. Auch Fragen zur richtigen Dosierung, zu möglichen Nebenwirkungen und zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollen in den nächsten Schritten geklärt werden.
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird häufig spät erkannt. In vielen Fällen hat sich der Tumor bereits ausgebreitet, bevor eine Therapie beginnen kann. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt, die Prognose oft schlecht. Neue Substanzen, die Krebszellen gezielt angreifen und gleichzeitig den Körper schonen, könnten deshalb eine wichtige Lücke schließen.
Kurz zusammengefasst:
- Fermentierter Stevia-Extrakt tötet gezielt Krebszellen der Bauchspeicheldrüse ab, während gesundes Gewebe weitgehend verschont bleibt.
- Die Kombination aus Stevia und einem speziellen Bakterienstamm liefert einen neuen Wirkstoff mit großem Potenzial für die Krebsbehandlung.
- In Zellversuchen stoppte der Wirkstoff nicht nur das Tumorwachstum, sondern zeigte auch eine starke antioxidative Wirkung – weitere Studien sind geplant.
Übrigens: Auch ein anderer Ansatz setzt aktuell Maßstäbe in der Krebstherapie – ganz ohne Zellgift. Ein internationales Forscherteam will Krebszellen gezielt aushungern, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © DALL-E