Knochen-Kleber soll Brüche in Minuten heilen – ohne Schrauben und Platten

Forscher der Universität Zhejiang entwickeln einen Knochen-Kleber aus Muscheln, der Brüche in Minuten heilt und Metallimplantate überflüssig macht.

Knochen-Kleber aus Muscheln: Brüche heilen in Minuten

Röntgenaufnahme eines gebrochenen Arms, der mit dem in China entwickelten Knochen-Kleber in wenigen Minuten behandelt werden könnte. © Pexels

Ein Knochenbruch bedeutet oft eine Operation mit Platten oder Schrauben – und danach wochenlange Genesung. Ein Forscherteam der Universität Zhejiang in China hat nun einen „Knochen-Kleber“ vorgestellt, der Frakturen in nur wenigen Minuten stabilisieren kann, meldet Global Times.

Der neue Kleber trägt den Namen „Bone-02“ und basiert auf dem Vorbild von Austern. Diese haften selbst in rauer Strömung fest an Felsen, indem sie ein spezielles Eiweiß-Sekret ausscheiden. Dieses Prinzip nutzten die Wissenschaftler, um eine Substanz zu entwickeln, die auch im blutreichen Umfeld eines Knochens zuverlässig wirkt.

Forscher entwickeln Kleber, der in Minuten aushärtet

„Bone-02“ wird direkt in die Bruchstelle injiziert. Innerhalb von zwei bis drei Minuten verbindet der Kleber die Knochenteile so fest, dass diese selbst starken Belastungen standhalten. Lin Xianfeng, leitender Orthopäde am Sir Run Run Shaw Hospital in Hangzhou, sagte: „Das Material erreicht eine präzise Fixierung in wenigen Minuten – selbst in einer blutreichen Umgebung.“

Die Werte sind beeindruckend: Der Kleber hält einer Belastung von mehr als 180 Kilogramm stand. Zudem weist er eine Druckfestigkeit von zehn Megapascal auf. Damit ist er ähnlich stabil wie gängige Metallimplantate, die bisher in Operationen eingesetzt werden.

Knochen-Kleber ersetzt Implantate und spart zweite OP

Ein weiterer Vorteil: „Bone-02“ ist biologisch abbaubar. Der Körper baut das Material während der Heilung ab, sodass keine zweite Operation nötig ist, um Schrauben oder Platten wieder zu entfernen. Das reduziert das Risiko für Infektionen und verringert die Belastung für Patienten erheblich.

Auch die Operation selbst könnte sich verändern. Kürzere Eingriffe, kleinere Schnitte und geringere Blutverluste sind denkbar. Das spart Zeit im OP-Saal und senkt Kosten im Gesundheitssystem.

Forscher ließen sich von Austern inspirieren, die selbst auf nassen Unterwasserflächen haften können, wo herkömmliche Kleber versagen. © Dr 방원장 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
Forscher ließen sich von Austern inspirieren, die selbst auf nassen Unterwasserflächen haften können, wo herkömmliche Kleber versagen. © Dr 방원장 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

Schnellere Heilung und weniger Risiken

Besonders bei komplizierten Brüchen, wie sie etwa nach Verkehrsunfällen auftreten, könnte der Kleber entscheidend sein. Eine stabile Fixierung innerhalb von Minuten reduziert das Risiko, dass Knochenteile falsch zusammenwachsen. Damit steigt die Chance auf eine vollständige Genesung ohne Folgeschäden.

Erste Tests zeigen zudem, dass die Infektionsgefahr sinkt. Metallteile können Keime anziehen, die sich schwer bekämpfen lassen. Mit dem neuen Material verringert sich auch dieses Risiko deutlich.

Klinische Studien sollen Sicherheit prüfen

Noch handelt es sich um ein Verfahren im Erprobungsstadium. Bevor der Kleber in Krankenhäusern weltweit eingesetzt wird, müssen umfangreiche klinische Studien folgen. Dabei geht es um Sicherheit, Langzeitwirkung und mögliche Nebenwirkungen.

Sollten die Tests erfolgreich verlaufen, könnte „Bone-02“ in den kommenden Jahren die orthopädische Chirurgie grundlegend verändern – und vielen Patienten lange Krankenhausaufenthalte ersparen.

Kurz zusammengefasst:

  • Der an der Universität Zhejiang entwickelte Knochen-Kleber „Bone-02“ stabilisiert Brüche in nur wenigen Minuten und macht Schrauben oder Platten oft überflüssig.
  • Er basiert auf dem Haftprinzip von Muscheln, ist biologisch abbaubar und reduziert dadurch Infektionsrisiken sowie die Notwendigkeit einer zweiten Operation.
  • Klinische Studien müssen noch prüfen, ob sich der Kleber in der Praxis bewährt und künftig Operationen schneller, sicherer und kostengünstiger macht.

Übrigens: Austern sind nicht nur Vorbild für den Knochen-Kleber, sondern könnten auch im Klimaschutz entscheidend werden. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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