Instabiler Polarwirbel in der Antarktis: Extreme Wetterereignisse weltweit möglich

Der Polarwirbel über der Antarktis zeigt Anzeichen von Instabilität. Kollabiert er, könnten weltweit extreme Wetterereignisse folgen.

Polarwirbel Antarktis

Der Polarwirbel über der Antarktis könnte sich teilen. © Wikimedia

Der Polarwirbel über der Antarktis, der sich normalerweise als stabile, kreisförmige Windströmung um die Antarktis legt, könnte in diesem Jahr zum ersten Mal seit über 20 Jahren in zwei Teile zerfallen. Dies deutet auf eine dramatische Veränderung des Wetters hin, die sowohl die Antarktis als auch die umliegenden Regionen betreffen könnte. Wie das Magazin NewScientist berichtet, haben unerwartete Temperaturanstiege in der Stratosphäre den Wirbel in eine instabile Lage versetzt.

Der südliche Polarwirbel ist eine Art Wetterwächter, der kalte Luft über der Antarktis einschließt. Normalerweise bleibt der Wirbel in den Wintermonaten der Südhalbkugel stabil und sorgt dafür, dass die Temperaturen in der Stratosphäre auf etwa -80 Grad Celsius fallen. Doch in diesem Jahr verlangsamen sich die Windgeschwindigkeiten im Wirbel dramatisch. Bereits im Juli fielen sie von 300 auf 230 Kilometer pro Stunde, was einen Temperaturanstieg um 20 Grad Celsius über den Durchschnittswert auslöste.

Polarwirbel in der Antarktis weicht ab und verursacht rasch extreme Temperaturen

Laut Steven Keates vom britischen Wetterdienst Met Office führte ein weiterer Rückgang der Windgeschwindigkeit Anfang August zu einem erneuten raschen Temperaturanstieg in der Stratosphäre. Diese Temperaturspitzen führten dazu, dass der Polarwirbel aus seiner gewohnten Position über dem Südpol verdrängt wurde. Kalte Luftmassen bewegten sich in Richtung Australien, Neuseeland und Südamerika, während warme Luft über die Antarktis strömte und dort eine Hitzewelle auslöste.

Die Gefahr besteht darin, dass bei einer weiteren Verlangsamung der Winde der Wirbel seine Richtung ändern und sich in eine gegen den Uhrzeigersinn rotierende Bewegung auflösen könnte. Das Phänomen nennt sich plötzliche stratosphärische Erwärmung. Dies wäre ein äußerst seltenes Ereignis, das zuletzt im Jahr 2002 beobachtet wurde. Damals spaltete sich der Wirbel im September und führte zu extremen Wetterbedingungen in den betroffenen Regionen.

Schwacher Polarwirbel beeinflusst Wetter drastisch

Wissenschaftler wie Simon Lee von der University of St Andrews betonen, dass selbst kleine Störungen im Polarwirbel große Auswirkungen haben können. Wenn der Wirbel schwächer wird, könnte dies zu einem heißen und trockenen Sommer in Australien und Südamerika führen. Dies liegt daran, dass die schwächeren Winde das atmosphärische System in eine negative Phase versetzen, was wiederum die Verlagerung von kalter Polarluft über Australien im Winter und heißer, trockener Luft im Sommer begünstigt.

Martin Jucker von der University of New South Wales beschreibt den Zustand dieses atmosphärischen Systems Anfang August als „wirklich extrem“. Während sich die Windgeschwindigkeiten zuletzt wieder normalisiert haben, bleibt die Lage laut NewScientist unsicher. Einige Modelle deuten darauf hin, dass sich die Winde bald wieder beschleunigen könnten, während andere ein weiteres Abflauen oder sogar einen fast vollständigen Zusammenbruch der Windgeschwindigkeiten prognostizieren.

Klimawandel als möglicher Faktor

Es gibt Hinweise darauf, dass der Klimawandel zumindest teilweise für die Schwächung des südlichen Polarwirbels verantwortlich sein könnte. Eine Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Winde in der Stratosphäre langsamer sind, wenn der Meereseisstand unter dem Durchschnitt liegt. Tatsächlich erreichte die antarktische Meereisbedeckung 2023 ein Rekordtief und blieb auch 2024 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Was du dir merken solltest:

  • Der Polarwirbel über der Antarktis ist instabil. Das könnte zu dramatischen Wetterveränderungen führen, darunter extreme Temperaturen in verschiedenen Weltregionen.
  • Eine weitere Verlangsamung der Windgeschwindigkeiten im Polarwirbel könnte eine plötzliche stratosphärische Erwärmung auslösen. Die Folge wäre eine mögliche Aufspaltung des Wirbels.
  • Der Klimawandel könnte eine Rolle bei der Schwächung des Polarwirbels spielen, da geringere Meereisstände in der Antarktis mit langsameren Windgeschwindigkeiten in der Stratosphäre verbunden sind.

Übrigens: Das Eis unter der Antarktis schmilzt, und das darunter liegende Erdreich beginnt zu steigen – ein Vorgang, der den Meeresspiegel massiv beeinflussen könnte. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © US Embassy New Zealand via Wikimedia unter Public Domain

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