Fledermäuse leuchten unter UV-Licht in geisterhaftem Grün – und niemand weiß, warum

Es gibt Fledermausarten, die grün leuchten, wenn UV-Licht auf sie trifft – warum, das bleibt für Forscher ein faszinierendes Rätsel.

Warum Fledermäuse leuchten unter UV-Licht in geisterhaftem GrünFledermäuse unter UV-Licht grün leuchten, bleibt ein Mysterium. © Unsplash (Mit ChatGPT bearbeitet)

Warum einige Fledermäuse unter UV-Licht grün leuchten, bleibt ein Mysterium. © Unsplash (mit KI bearbeitet)

In der Dunkelheit, wo Fledermäuse sonst lautlos jagen, offenbart UV-Licht ein verborgenes Schauspiel. Ihre Flügel beginnen grün zu glühen – ein Anblick, den das menschliche Auge sonst nie zu sehen bekommt.

Forscher der University of Georgia haben das Leuchten der Fledermäuse erstmals genau vermessen und Erstaunliches entdeckt. In ihrer Untersuchung, veröffentlicht im Fachjournal Ecology and Evolution, liefern sie erstmals präzise Daten zu diesem geheimnisvollen Phänomen.

UV-Licht enthüllt geisterhaftes Leuchten

Sechs Fledermausarten aus Nordamerika standen im Mittelpunkt der Studie: 

  • Große Braune Fledermaus (Eptesicus fuscus)
  • Rote Fledermaus (Lasiurus borealis)
  • Südstaaten-Rotfledermaus (Lasiurus seminolus)
  • Südöstliches Mausohr (Myotis austroriparius)
  • Graues Mausohr (Myotis grisescens)
  • Mexikanische Bulldoggfledermaus (Tadarida brasiliensis).

Untersucht wurden 60 Museumsexemplare, die in mehreren US-Bundesstaaten gesammelt wurden. Manche von ihnen sind über hundert Jahre alt. Als die Forscher sie unter einer 410-Nanometer-UV-Lampe untersuchten, stellten sie fest: Ihre Flügel, Hinterbeine und die Flughaut zwischen den Beinen – das sogenannte Uropatagium – begannen, zu leuchten.

Mit einem Spektroradiometer bestimmten die Experten den exakten Wellenlängenbereich der Lichtemission. Der Spitzenwert lag konstant zwischen 520 und 552 Nanometern, also im Bereich des sichtbaren Grüns.

Keine Unterschiede zwischen Arten und Geschlechtern

Zwischen den sechs Arten gab es keine signifikanten Unterschiede. Auch das Geschlecht der Fledermäuse spielte keine Rolle. Selbst das Alter der Präparate, das immerhin zwischen 22 und 103 Jahren lag, hatte laut Studie keinen Einfluss auf die Messergebnisse.

Das Team verglich zudem Arten, die in Bäumen schlafen, mit solchen, die sich in Höhlen oder Spalten zurückziehen. Auch hier zeigte sich kein Einfluss der Lebensweise. Tarnung durch Anpassung an das Umfeld, etwa an grüne Blätter, scheint daher unwahrscheinlich.

Gemeinsamer Ursprung wahrscheinlich

Weil Art und Geschlecht keine Unterschiede zeigten, schließen die Wissenschaftler auf eine gemeinsame chemische Basis. Sie vermuten sogenannte Luminophore – Moleküle, die bei allen untersuchten Arten in ähnlicher Form vorkommen. In der Publikation ist von einer möglichen Synapomorphie die Rede.

Dabei handelt es sich um ein Merkmal, das mehrere verwandte Arten besitzen, weil sie es von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt habe – eine neue Eigenschaft, die bei diesem Vorfahren erstmals entstanden ist und seine Nachkommen miteinander verbindet. Ein einfaches Beispiel dafür sind Federn: Alle heutigen Vögel haben welche, weil ihr gemeinsamer Vorfahr sie als Erster entwickelte.

Aufnahmen von Fledermäusen unter UV-Licht
Aufnahmen der Fledermäuse unter UV-Licht, © Ecology and Evolution

Wissen die Tiere, dass sie leuchten? – Vielleicht

Interessant ist auch, dass die gemessenen Wellenlängen genau in dem Bereich liegen, den Fledermäuse vermutlich wahrnehmen können. Frühere Arbeiten beschreiben, dass ihre mittel- bis langwellenempfindlichen Sehpigmente Licht zwischen 536 und 560 Nanometern erkennen. Damit könnten sie ihr eigenes Leuchten – und das ihrer Artgenossen – theoretisch sehen. Ob das tatsächlich geschieht, bleibt jedoch offen.

Ebenfalls unklar ist, ob in der freien Natur überhaupt genug UV-Licht vorhanden ist, um diesen Effekt auszulösen. In Höhlen dürfte dies kaum der Fall sein. Daher wollen die Forscher künftig Messungen unter natürlichen Lichtbedingungen durchführen.

Kommunikationsmittel oder chemischer Nebeneffekt?

Fledermäuse besitzen ausgeprägte soziale Strukturen, manche Arten leben in großen Gruppen. Daher prüfen die Wissenschaftler, ob das Leuchten eine Rolle in der Kommunikation spielen könnte – etwa beim Erkennen von Artgenossen in der Dämmerung. Bislang gibt es dafür jedoch keine Belege.

Chemische Prozesse gelten als weitere Erklärung. Möglicherweise entsteht das Leuchten unfreiwillig durch bestimmte Stoffwechselprodukte oder Eiweißverbindungen. Denkbar ist auch, dass mikroskopisch feine Strukturen das UV-Licht einfach streuen, sodass der grüne Schimmer ohne aktive Fluoreszenz entsteht.

Leuchten der Fledermäuse bleibt ein Mysterium

Die Ursache des Leuchtens bleibt trotz genauer Messungen unklar. Es werden weitere Experimente nötig sein, um den genauen Ursprung zu klären. Besonders spannend wäre ein Vergleich zwischen lebenden Tieren und alten Präparaten, um zu prüfen, ob das Leuchten im Alltag der Fledermäuse eine Rolle spielt – oder nur ein faszinierendes Nebenprodukt ihrer Biochemie ist.

Übrigens sind Fledermäuse nicht die einzigen Säugetiere mit dieser besonderen Eigenschaft. Erst im Jahr 2020 fanden Forscher durch Zufall heraus, dass Schnabeltiere ebenfalls unter UV-Licht leuchten. Für diese Studie wurde ebenfalls ein Museumsexemplar untersucht.

Kurz zusammengefasst:

  • Einige nordamerikanische Fledermausarten leuchten unter UV-Licht in einem grünen Farbton – unabhängig von Art, Geschlecht oder Alter.
  • Die Forscher vermuten eine gemeinsame chemische Ursache für das Phänomen, ein sogenanntes vererbtes Merkmal oder Synapomorphie.
  • Ob das Leuchten eine biologische Funktion hat oder nur ein Nebenprodukt der Fledermaus-Biochemie ist, bleibt bislang ungeklärt.

Übrigens: Fledermäuse sind auch dafür bekannt, äußerst starke Immunsysteme zu besitzen. Dadurch können ihnen viele Viren, die für den Menschen tödlich sind, nichts anhaben. Was der Mensch daraus lernen kann, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash (mit KI bearbeitet)

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