Rekordschmelze in der Arktis – Warum uns jetzt ein eisiger Winter droht
Das arktische Meereis ist so stark geschrumpft wie nie zuvor in einem Juni. Forscher warnen vor möglichen Folgen für den kommenden Winter.

Wissenschaftler schlagen Alarm: Ungewöhnlich wenig Meereis in der Arktis könnte den Polarwirbel stören – mit Folgen für das Winterwetter in Europa. © Wikimedia
Während hierzulande die Sommerhitze dominiert, verliert die Arktis still und heimlich einen ihrer wichtigsten Temperaturpuffer – mit möglichen Auswirkungen bis nach Mitteleuropa. Neue Satellitendaten zeigen: Das Meereis der Arktis ist Ende Juni 2025 auf ein historisches Tief geschrumpft. So wenig Eis wie in diesem Juni gab es seit Beginn der Messungen noch nie. Die Folge könnte ein besonders kalter Winter sein – auch in Deutschland.
Meereis in der Arktis schmilzt wie nie zuvor
Nach Angaben von Severe Weather Europe liegt die aktuelle Eisbedeckung rund 600.000 Quadratkilometer unter dem Stand von 2024 – eine Fläche, fast so groß ganz Frankreich. Vor allem an den Rändern der Arktis ist das Eis instabil, es bricht in großem Ausmaß weg. Besonders betroffen sind der Osten und Süden der Polarregion.
Auch das Volumen hat stark abgenommen:
- 2025 blieb der Höchstwert unter 20.000 Kubikkilometern – ein historisch niedriger Wert.
- Im September könnte damit ein neuer Negativrekord erreicht werden – womöglich sogar unter dem bisherigen Tiefpunkt aus dem Jahr 2012.
Warum weniger Eis mehr Kälte bedeuten kann
Was zunächst widersprüchlich klingt, ist meteorologisch gut belegt. Denn das Meereis wirkt wie ein Kühldeckel für die Arktis. Schmilzt dieser Deckel, verändert sich die Zirkulation der Luftmassen.
- Normalerweise hält ein starker Polarwirbel die Kälte rund um den Nordpol fest.
- Wird dieser Wirbel schwächer, kann die eisige Luft nach Süden vordringen – bis nach Mitteleuropa.
Das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) warnt: Ein außergewöhnlich kalter Winter 2025/2026 könnte die Folge sein – auch in Deutschland.
Ungewöhnliches Wetter verstärkt den Effekt
Bereits im Mai lagen die Temperaturen in Teilen der Arktis bis zu vier Grad über dem Durchschnitt. Ursache war eine stabile Wetterlage:
- Hochdruck über der Arktis,
- Tiefdruck über Nordamerika und Grönland,
- dadurch gelangte warme Luft bis an den Pol.
Auch für die kommenden Wochen werden überdurchschnittliche Temperaturen erwartet – ein weiterer Rückgang des Eises gilt als wahrscheinlich.
Mögliche Folgen für Alltag und Infrastruktur
Ein instabiler Polarwirbel hätte spürbare Auswirkungen – nicht nur auf das Wetter:
- Strenger Frost, Glatteis und Schneefälle auch in südlichen Regionen Europas
- Höhere Unfallzahlen im Straßenverkehr
- Gesundheitsrisiken für ältere Menschen und chronisch Kranke
- Steigende Heizkosten, vor allem in schlecht gedämmten Gebäuden
Damit würden auch das Gesundheitssystem, die Landwirtschaft und die Energiewirtschaft unter Druck geraten.
Arktis verliert ihre Kühlfunktion
Der Rückgang des arktischen Meereises schwächt nicht nur den Polarwirbel – er verändert auch die Energieverhältnisse im Nordpolarmeer:
- Weniger Eis bedeutet: weniger Reflexion, mehr Wärmeaufnahme durch den Ozean
- Das Wasser heizt sich schneller auf – und beschleunigt so das weitere Abschmelzen
- Laut NSIDC verliert die Nordhalbkugel damit einen ihrer wichtigsten Kältepuffer
Noch nie war die Juni-Ausdehnung des arktischen Meereises so gering wie in diesem Jahr. Die nächsten Wochen entscheiden, ob auch der bisherige Negativrekord im September fällt. Klar ist: Der Wandel in der Arktis betrifft längst nicht mehr nur das Eis am Pol – sondern auch das Leben in Europa.
Kurz zusammengefasst:
- In der Arktis wurde im Juni 2025 ein historisch niedriger Meereis-Stand gemessen – die Ausdehnung lag rund 600.000 Quadratkilometer unter dem Vorjahreswert.
- Weniger arktisches Meereis schwächt den Polarwirbel, wodurch kalte Luft nach Europa gelangen kann – das erhöht das Risiko für strenge Winter mit hohen Heizkosten.
- Dünne Eiskanten, überdurchschnittliche Temperaturen und stabile Hochdrucklagen beschleunigen die Schmelze weiter und lassen im September 2025 einen neuen Negativrekord erwarten.
Übrigens: Während am Nordpol historisch niedriges Meereis für Kälte in Europa sorgen könnte, zeigt sich am Südpol ein ganz anderes Extrem. Dort wird das Wasser salziger – und das Eis schwindet in alarmierendem Tempo. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pablo Clemente-Colon via Wikimedia unter CC BY 2.0