Handliches Gerät soll Wundinfektionen nach Operationen stoppen

Ein neues Therapiesystem soll Wundinfektionen ohne Antibiotika behandeln – mit UV-Licht, Magnetfeldern und Echtzeitdaten zur Heilung.

Neues kompaktes Gerät soll Wundinfektionen nach Operationen stoppen.

Chirurgische Wundinfektionen treten bei etwa 2,5 Prozent aller Operationen auf – ein neues Therapiegerät soll gezielt gegen diese gefährlichen Komplikationen helfen. © Unsplash

Eine Infektion nach einer OP – für viele Betroffene beginnt damit ein langer Leidensweg. Jede 40. Operation in Deutschland endet mit einer sogenannten chirurgischen Wundinfektion. Diese verlängert den Klinikaufenthalt oft um zehn Tage und erhöht das Risiko zu versterben, besonders dann, wenn resistente Keime im Spiel sind. Klassische Antibiotika stoßen hier zunehmend an ihre Grenzen.

Deshalb arbeiten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM an einer neuen Technologie, die ganz ohne Medikamente auskommt. Das Ziel: Wundinfektionen früh erkennen, gezielt behandeln und den Heilungsverlauf aktiv unterstützen, direkt an der Wunde, individuell abgestimmt.

Wundinfektion früh stoppen – ganz ohne Antibiotika

Im Mittelpunkt steht ein kompaktes Gerät mit dem Namen COMS©Blue. Es passt in eine Hand und wird direkt auf die Wunde gesetzt. Ein steriler Adapter sorgt für sicheren Kontakt, während die Technik im Inneren hochkomplex arbeitet. UV-nahes Licht wirkt dort antibakteriell und kann sogar resistente Keime angreifen.

Zusätzlich kommt ein pulsierendes Magnetfeld zum Einsatz. Es verbessert die Durchblutung in kleinsten Gefäßen, der sogenannten Mikrozirkulation. Damit gelangen körpereigene Abwehrzellen wieder besser in die betroffenen Gewebeschichten. Genau dort setzen sie die natürliche Heilung in Gang.

Kühlung im Fokus: Technik arbeitet direkt am Körper

Weil das Gerät in direkter Nähe zur Wunde arbeitet, darf es keine Hitze entwickeln. Die eingebauten LEDs erzeugen jedoch hohe Temperaturen, vor allem bei längerer Anwendung. Die Kühlung muss daher besonders leistungsfähig sein, ohne das handliche Design zu verändern.

Hier kommt das Fraunhofer Institut ins Spiel. Die Experten haben ein Kühlsystem entwickelt, das Wärme schnell ableitet und gleichzeitig die empfindliche Technik schützt. Diese sogenannte Aufbau- und Verbindungstechnik ist entscheidend, damit das Gerät zuverlässig funktioniert, auch im Dauerbetrieb.

Sensoren messen und liefern wichtige Daten zur Wunde

Neben Licht und einem Magnetfeld setzt die Vorrichtung auf smarte Sensorik. Eine Plattform überwacht in Echtzeit, wie sich die Bakterienlast verändert und wie gut die Behandlung anschlägt. Die Daten fließen direkt in eine Software, die Klinikpersonal eine laufende Einschätzung der Wundheilung erlaubt.

„So kann das System als zentrales Bindeglied für eine zielgerichtete und personalisierte Therapie von Wundinfektionen dienen“, erläutern die Wissenschaftler. Der Vorteil: Statt standardisierter Behandlungen können Ärzte auf den Zustand der Wunde individuell eingehen und Therapien rechtzeitig anpassen.

COMS©Blue ist in kompaktes Gerät zur Behandlung und Management von Wundinfektionen, unabhängig von Antibiotika. © Fraunhofer-Institut IZM
COMS©Blue ist in kompaktes Gerät zur Behandlung und Management von Wundinfektionen, unabhängig von Antibiotika. © Fraunhofer-Institut IZM

Vielfältige Vorteile für Patienten und Kliniken

Noch wird  das Gerät im Rahmen eines geförderten Projekts weiterentwickelt. Doch die Ergebnisse sind vielversprechend. Wenn das System in die klinische Anwendung übergeht, könnte es den Alltag vieler Patienten verändern, besonders bei chronischen oder schlecht heilenden Wunden.

Das Gerät soll nicht nur Infektionen schneller abheilen lassen, sondern auch die Abhängigkeit von Antibiotika verringern. Genau das braucht ein Gesundheitssystem, das mit multiresistenten Keimen kämpft und Menschen, die sich nach einem Eingriff vor allem eines wünschen: endlich wieder gesund werden.

Kurz zusammengefasst:

  • Eine chirurgische Wundinfektion kommt nach rund 2,5 Prozent aller Operationen vor und verlängert Klinikaufenthalte deutlich, oft mit ernsten Folgen.
  • Das System COMS©Blue behandelt Wunden mit UV-nahem Licht und Magnetfeldern, regt die Heilung an und wirkt auch bei resistenten Keimen.
  • Entwickelt vom Fraunhofer IZM, liefert das Gerät zusätzlich Echtzeitdaten zur Bakterienlast und unterstützt eine individuell angepasste Therapie.

Übrigens: Um das eigenen Immunsystem gegen Infektionen zu wappnen, spielt Tageslicht eine zentrale Rolle. Neue Forschung zeigt: Bestimmte Immunzellen besitzen eine innere Uhr, die nur mit Helligkeit richtig funktioniert. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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