Schweiß macht es möglich – Schweizer High-Tech-Uhr am Körper verrät Ihr wahres Alter
Ein neuer Sensor nutzt Schweiß, um das biologische Alter zu messen und liefert Daten zu Resilienz, Langlebigkeit und Gesundheitszustand.

Wie belastbar ist mein Körper? Künftig könnten tragbare Sensoren direkt über den Schweiß messen, wie alt wir biologisch tatsächlich sind. © Pexels
Jeder Mensch altert – aber nicht alle im gleichen Tempo. Manche laufen mit 70 noch Halbmarathon, andere fühlen sich mit 45 wie ausgebrannt. Was zählt, ist nicht das Datum im Ausweis, sondern der Zustand des Körpers. Ein neues Forschungsprojekt will diesen Zustand sichtbar machen – mit Hilfe eines Sensors, der am Arm getragen wird und über den Schweiß das biologische Alter messen kann. Damit soll erstmals im Alltag erfassbar werden, wie gesund, belastbar oder anfällig ein Körper wirklich ist – ganz ohne Blutabnahme oder Laboranalysen.
Sensor auf der Haut sammelt Gesundheitsdaten
Das Projekt trägt den Namen AGE RESIST, was für „AGE clock for RESIlience in SweaT“ steht. Es wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert und vereint wissenschaftliche Kompetenz aus vier führenden Institutionen: ETH Zürich, Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, das California Institute of Technology (Caltech) und das Universitätsspital Basel.
Ziel ist es, einen tragbaren Sensor zu entwickeln, der kontinuierlich molekulare Biomarker im Schweiß analysiert – etwa Hinweise auf Entzündungen, Stoffwechselaktivität oder Stressreaktionen.
Biologisches Alter messen: Was es über den Gesundheitszustand verrät
Das biologische Alter ist ein wichtiger Gesundheitsindikator: Er zeigt, ob der Körper jünger oder älter ist als das tatsächliche Lebensalter. Die gemessenen Werte liefern Hinweise auf:
- körperliche Belastbarkeit
- Stressresistenz
- Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselprobleme
Wer sein biologisches Alter kennt, kann gezielter auf seinen Körper eingehen und frühzeitig erkennen, wenn sich Überlastung oder Erkrankungen anbahnen.
Medizin personalisieren, Nebenwirkungen vermeiden
Das Schweizer High-Tech-Gerät könnte helfen, medizinische Behandlungen viel gezielter zu steuern. Ein tragbarer Schweißsensor liefert nicht nur Momentaufnahmen, sondern kontinuierliche Informationen über den Gesundheitszustand – ähnlich wie ein Fitnesstracker, aber viel präziser.
Für Ärzte bedeutet das:
- Medikamente können individuell angepasst werden
- Nebenwirkungen werden seltener
- Unnötige Therapien lassen sich vermeiden
Simon Annaheim von der Empa erklärt:
Dank der hohen Präzision der Sensoren auf der Haut erhalten wir kontinuierlich zuverlässige Daten über den physiologischen Zustand des Körpers.

Schweiß wird zum Frühwarnsystem
Der Sensor funktioniert wie ein stiller Beobachter: Er erkennt, wie der Körper auf Stress, Schlafmangel, Ernährung oder Bewegung reagiert. Damit wird nachvollziehbar, was dem Organismus gut tut – und was ihn belastet.
Vorteile für die Gesundheit im Alltag:
- Frühzeitige Warnzeichen erkennen
- Gesundheit aktiv beeinflussen
- Verhalten gezielt anpassen
Wer versteht, wie sich die eigene Lebensweise auf den Körper auswirkt, kann bewusster entscheiden – und Gesundheitsprobleme vermeiden, bevor sie entstehen.
Gesellschaftlicher Nutzen ist enorm
AGE RESIST könnte nicht nur Patienten helfen, sondern auch das Gesundheitssystem entlasten. Wenn Therapien passgenauer, effizienter und präventiver werden, sinken langfristig auch Kosten.
Zudem könnten ältere Menschen länger aktiv und selbstständig bleiben, wenn frühzeitig klar ist, wie belastbar ihr Körper ist. Auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder vor Operationen wäre das Wissen um das biologische Alter ein wichtiger Baustein der Versorgung.
Noch Fragen offen – doch das Potenzial ist groß
Noch befindet sich das Projekt in der Entwicklungsphase. Wann erste Prototypen auf den Markt kommen, ist offen. Auch Fragen zum Datenschutz, zur Akzeptanz in der Bevölkerung und zur praktischen Anwendung müssen noch geklärt werden.
Kurz zusammengefasst:
- Ein tragbarer Sensor soll künftig das biologische Alter messen, indem er Biomarker im Schweiß analysiert und so präzise Auskunft über die aktuelle Gesundheit und Belastbarkeit des Körpers gibt.
- Die Technologie liefert kontinuierlich physiologische Daten, die es ermöglichen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und medizinische Therapien individuell anzupassen – mit weniger Nebenwirkungen und besserer Wirkung.
- Im Alltag kann der Sensor helfen, gesundheitsförderndes Verhalten zu stärken, auf Stress, Schlaf und Ernährung besser zu reagieren und die eigene Vorsorge aktiv zu gestalten.
Übrigens: Superager sind Menschen über 80, deren Gedächtnis so leistungsfähig ist wie das von 50-Jährigen – und ihr Gehirn altert deutlich langsamer. Mehr dazu in unserem Artikel.
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