Puzzeln statt mauern: Ein Münchner Team baut Holzhaus mit Stecksystem und spart Zeit, Geld und CO2

Digital geplante Holzhäuser lassen sich dank Stecksystem schnell, kostengünstig und ohne Werkzeug bauen – für nachhaltigen Hausbau mit minimalem Aufwand.

Digital geplante Holzhäuser lassen sich dank Stecksystem schnell, leise und ohne Werkzeug bauen – für nachhaltigen Hausbau mit minimalem Aufwand.

Ein digitales Holzstecksystem ermöglicht es, passgenaue Bauteile effizient und geräuscharm vor Ort zusammenzusetzen – ganz ohne Schrauben oder schweres Gerät. © Hochschule München

Ein eigenes Haus zu bauen, bedeutet für viele: Stress, hohe Kosten und lange Wartezeiten. Wer ein Bauprojekt begleitet hat, kennt die Abläufe. Architekten entwerfen, Bauleiter koordinieren, Handwerker schieben Verantwortung hin und her. Am Ende dauert alles länger – und wird teurer als gedacht. Ein Forschungsteam der Hochschule München will das ändern – mit einem nachhaltigen Holzhaus, das sich wie ein Stecksystem zusammensetzen lässt und den Hausbau deutlich vereinfachen könnte.

Holzhaus mit Stecksystem: digital geplant, flexibel gebaut

Die Idee wirkt fast spielerisch. Statt Stein auf Stein zu setzen, entstehen Gebäude aus vorgefertigten Holzteilen, die sich wie ein Stecksystem zusammensetzen lassen. Jedes Teil plant das Team millimetergenau, fertigt es präzise per Computersteuerung und stellt sicher, dass es perfekt zusammenpasst.

Das digitale Tool der Hochschule München, das Entwurf, Planung und Fertigung für nachhaltiges Bauen miteinander verknüpft.
Das digitale Tool verknüpft Entwurf, Planung und Fertigung – und bildet so die Grundlage für ein nachhaltiges Holzhaus im Stecksystem. © Hochschule München

„Vom Anbau bis zum Einfamilienhaus lassen sich so individuelle Häuser planen und digital fertigen – jedes davon ein Unikat“, sagt Projektleiter Julian Krüger. Die Lösung unterscheidet sich von klassischen Fertighäusern, die nur wenige Varianten bieten.

Bauteile einfach zusammenstecken – ganz ohne Werkzeug

Steht der digitale Entwurf, übernimmt die Maschine. Sie schneidet alle Teile aus 24 Millimeter dicken Sperrholzplatten. Die Besonderheit: Die Kanten der Holzbausteine sind so gestaltet, dass sie ohne Schrauben oder Nägel ineinanderpassen. Das erinnert an ein dreidimensionales Puzzle – montagefreundlich, leise und ohne schweres Gerät.

Einen ersten Prototyp mit 20 Quadratmetern präsentierte das Team auf der Messe BAU 2025. Ein weiteres Testgebäude, das „Digital House“, steht seit 2022 bei Wismar und misst 3,3 mal 4,9 Meter bei 6,5 Metern Höhe.

Der Prototyp des Holzstecksystems wurde auf der BAU 2025 unter dem Motto „Zukunft des Bauens“ erstmals öffentlich präsentiert. © Julian Krüger
Der Prototyp des Holzstecksystems wurde auf der BAU 2025 unter dem Motto „Zukunft des Bauens“ erstmals öffentlich präsentiert. © Julian Krüger

Die Elemente lassen sich bei Bedarf auch wieder auseinanderbauen. Das ermöglicht sortenreines Recycling und eine flexible Nutzung. Wer später umbauen oder das Haus versetzen möchte, kann die Teile wiederverwenden – ein klarer Vorteil im Vergleich zum herkömmlichen Rohbau.

Kostenvorteile durch digitale Planung und einfaches Stecksystem

Das neue Bausystem hat nicht nur ökologische, sondern auch finanzielle Vorteile. Der Aufwand auf der Baustelle sinkt, klassische Fehlerquellen werden vermieden – und auch die Kosten lassen sich reduzieren. Die wichtigsten Gründe:

  • Weniger Materialkosten: Durch den Einsatz nachwachsender und recycelter Materialien können Rohstoffkosten gesenkt werden.
  • Weniger Arbeitskosten: Das System funktioniert ohne Spezialwerkzeug und kann auch ohne Fachkräfte montiert werden – das spart Lohnkosten.
  • Schnellere Bauzeit: Die Vorfertigung und das einfache Steckprinzip ermöglichen eine zügige Montage und senken damit die Gesamtkosten.
  • Weniger Planungskosten: Die digitale Planung ersetzt viele klassische Planungsschritte, was zusätzliche Einsparungen bringt.
  • Flexibilität und Wiederverwendbarkeit: Einzelne Teile können ausgetauscht, erweitert oder neu zusammengesetzt werden – das erhöht die Lebensdauer und senkt langfristige Investitionen.

Wohnraum in Städten effizient erweitern

Gerade in Städten wird Platz zum Wohnen knapp und klassischer Neubau scheitert oft am fehlenden Bauland. Das neue Stecksystem bietet hier eine Alternative. Es eignet sich für Aufstockungen und Anbauten, zum Beispiel auf Dächern oder brachliegenden Flächen. Die Bauelemente lassen sich direkt vor Ort montieren – und das ohne große Baustelle.

Der nächste Schritt ist der Bau eines weiterentwickelten Prototyps, der in der Stadt getestet werden soll.

Julian Krüger

Nachhaltiger Hausbau mit Holz senkt CO2-Ausstoß

Die Entwickler haben sich bewusst für Holz entschieden: Es wächst nach, speichert CO2, ist leicht zu transportieren und einfach zu verarbeiten. „Wir setzen auf Holz als nachwachsenden Baustoff, wodurch der ökologische Fußabdruck des Bauens deutlich reduziert werden kann“, erklärt Krüger.

Hinzu kommt: Holz ist wohnlich und schafft ein angenehmes Raumklima. Es lässt sich präzise bearbeiten, was die Qualität des Bauwerks verbessert. Und: Es macht das gesamte System ökologisch verträglicher als viele herkömmliche Bauweisen. Das Projekt zeigt damit eindrucksvoll, wie digitale Prozesse den Hausbau transformieren können – hin zu mehr Flexibilität, schnelleren Ergebnissen und bezahlbarem Wohnraum.

Kurz zusammengefasst:

  • Das digitale Holzstecksystem der Hochschule München ermöglicht individuell geplante Gebäude, die sich schnell, werkzeugfrei und kostengünstig zusammenbauen lassen.
  • Der Einsatz des nachwachsenden Rohstoffes Holz fördert den nachhaltigen Hausbau. Die Holzbauteile sind ohne Schrauben montierbar, vollständig recycelbar und flexibel wiederverwendbar.
  • Die digitale Planung vereinfacht die Konfiguration des Hauses und die einfache Montage vor Ort macht das System besonders attraktiv für Städte, Kommunen und private Bauprojekte.

Übrigens: Blaualgen könnten künftig nicht nur Wasser reinigen, sondern ganze Hauswände in lebende CO2-Speicher verwandeln. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Hochschule München

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