Auf der A6 lädt das Auto, während es fährt – Deutschlands erste induktive Autobahnstrecke startet

Auf der A6 bei Amberg startet Deutschlands erste Teststrecke für induktives Laden – Elektroautos können dort beim Fahren Strom aufnehmen.

Fahren und Laden auf der Autobahn: Erste induktive Strecke startet

Ein Kilometer Zukunft im Straßenbelag: Auf der A6 bei Amberg ist der Testabschnitt fertiggestellt, nun startet die Erprobung. © FAU/Harald Sippel

Auf der A6 bei Amberg wird eine Idee Realität, die Autofahrten künftig verändern könnte: Elektroautos können dort auf der Autobahn laden, während sie fahren. Unter dem Asphalt liegt ein unsichtbares Netz aus Spulen, das Strom überträgt, sobald ein Fahrzeug darüberrollt.

Die Teststrecke ist Teil des Projekts E|MPOWER, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert und von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) geleitet wird.

Wie das Laden beim Fahren auf der Autobahn technisch funktioniert

Die Idee klingt einfach, erfordert aber präzise Technik: In die Fahrbahn eingelassene Kupferspulen erzeugen ein Magnetfeld, sobald ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug über sie fährt. Eine Gegenspule im Wagen fängt diese Energie auf und leitet sie an die Batterie weiter. So entsteht ein kontinuierlicher Energiefluss, der das Fahrzeug während der Fahrt mit Strom versorgt.

Entwickelt wurde die Technologie von Electreon Deutschland, einem Spezialisten für induktives Laden. Die elektronischen Einheiten liegen etwa zwölf Zentimeter tief im Asphalt und übertragen pro Segment rund 25 Kilowattstunden. Anders als bei Oberleitungsprojekten bleibt das System unsichtbar und sicher im Straßenbelag integriert

„Wir bringen mit E|MPOWER Forschung buchstäblich auf die Straße“, sagt Prof. Florian Risch von der FAU. „Die Technologie hat das Potenzial, Reichweitenangst zu überwinden und gleichzeitig den Bedarf an Batterieimporten zu verringern.“

Kabelloses Laden auf der Autobahn ist vielversprechend

Wenn das Nachladen während der Fahrt funktioniert, könnten Fahrzeuge künftig mit deutlich kleineren Batterien auskommen. Das senkt nicht nur das Gewicht und den Rohstoffverbrauch, sondern reduziert auch die Kosten. Ein weiterer Vorteil: Fahrzeuge müssen keine längeren Stopps mehr einlegen, um an der Ladesäule Energie zu tanken. Das spart Zeit – besonders im Güterverkehr, wo Stillstand Geld kostet.

Für die Betreiber öffentlicher Straßen könnte die Technik langfristig ein wichtiger Baustein sein, um die Infrastruktur effizienter zu nutzen. Denn die induktive Energieübertragung lässt sich flexibel an- und ausschalten. Nur Fahrzeuge, die über eine autorisierte Spule verfügen, erhalten Strom – für alle anderen bleibt die Strecke passiv. Das erhöht die Sicherheit und verhindert Energieverluste.

Gegenspule im Fahrzeug. Diese nimmt die Energie auf aus den Spulen im Straßenbelag auf und leitet sie direkt in die Batterie weiter. © FAU/Harald Sippel
Gegenspule im Fahrzeug. Diese nimmt die Energie auf aus den Spulen im Straßenbelag auf und leitet sie direkt in die Batterie weiter. © FAU/Harald Sippel

Auf der A6 zeigt sich, wie alltagstauglich das System ist

Die Teststrecke zwischen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West ist derzeit voll befahrbar. Das Ladesystem selbst steht jedoch nur autorisierten Testfahrzeugen zur Verfügung. Für den normalen Verkehr bleibt die Strecke passiv – die Spulen im Asphalt bleiben abgeschaltet, solange kein registriertes Fahrzeug darüber fährt. So lässt sich prüfen, wie zuverlässig die Technik unter realen Bedingungen arbeitet, ohne den Verkehrsfluss zu stören.

Am Projekt sind mehrere Partner beteiligt: Neben der FAU arbeiten Electreon Deutschland, VIA IMC, EUROVIA, die Technische Hochschule Nürnberg und Risomat zusammen. Unterstützt wird das Vorhaben von der Autobahn GmbH des Bundes. VIA IMC sagt zur Zusammenarbeit: „Das Projekt zeigt, wie erfolgreich sich Zukunftstechnologien in den deutschen Straßenbau integrieren lassen.“

Neue Perspektiven für E-Mobilität und Industrie

Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, könnte das System auf längere Autobahnabschnitte ausgedehnt werden – später auch auf Bundesstraßen oder in Stadtverkehrsnetzen. Denkbar ist, dass zunächst bestimmte Fahrzeugflotten, etwa Busse oder Lieferdienste, von der Technik profitieren. Der Energiefluss ließe sich über eine digitale Plattform steuern, Ladezeiten und Strommengen könnten sich automatisch an den Bedarf anpassen.

Das Konsortium sieht darin einen wichtigen Schritt, um Elektromobilität massentauglicher zu machen. „Die Teststrecke auf der A6 ist ein wichtiger Schritt, um unsere Technologie unter realen Bedingungen zu validieren“, sagt Dr. Andreas Wendt, Geschäftsführer von Electreon Deutschland. „Wir sind überzeugt, dass induktives Laden entscheidend dazu beitragen wird, Elektromobilität effizienter und alltagstauglicher zu machen.“

Kurz zusammengefasst:

  • Auf der A6 bei Amberg testet Deutschland erstmals ein Stück Autobahn, auf der Elektroautos während der Fahrt induktiv laden können.
  • Unter dem Asphalt liegen Spulen, die Energie an autorisierte Testfahrzeuge übertragen und so das Nachladen ohne Stopp ermöglichen.
  • Das Projekt E|MPOWER, koordiniert von der FAU Erlangen-Nürnberg, soll zeigen, wie sich Reichweite, Batteriekosten und Ressourcenverbrauch künftig deutlich senken lassen.

Übrigens: Nicht nur auf der Autobahn wird das Laden beim Fahren getestet – auch in Städten entstehen neue Ideen. In den USA zeigen Forscher, wie Straßenlaternen selbst zu Ladestationen werden könnten – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © FAU/Harald Sippel

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