Long Covid belastet Herz und Lunge – Studie zeigt versteckte Entzündungen
Moderne Bildgebung zeigt langfristige Entzündungen von Organen und Gewebe durch Long Covid, welche Herz-Lungen-Erkrankungen begünstigen.

Bislang wurden weltweit um die 700 Millionen COVID-Infektionen gemeldet. Long Covid gilt inzwischen als medizinische Herausforderung, da es bei einigen Betroffenen noch Monate nach der akuten Infektion zu bisher kaum erforschten Beschwerden kommt. © Unsplash
Viele Menschen leiden noch Monate nach einer Corona-Infektion unter Luftnot, Engegefühl im Brustkorb oder Herzrasen. Solche Symptome sollten ernst genommen werden. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass Long Covid bleibende Schäden an Organen hinterlässt und so Herz-Lungen-Erkrankungen begünstigt, selbst wenn diese äußerlich nicht sofort erkennbar sind. Ein Forschungsteam der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York untersuchte 98 Patienten mit Langzeitbeschwerden.
Bildgebung zeigt stille Entzündungen
Die Forscher kombinierten verschiedene Verfahren, um möglichst viele Veränderungen sichtbar zu machen. Untersucht wurde mittels moderner Bildgebungsverfahren. Dazu gehörte eine spezielle Kombination aus PET- und MRT-Aufnahmen, die Entzündungen und Durchblutungsstörungen sichtbar machen kann.

(C) stärkere Wassereinlagerung bei Gewebemessung – Hinweis auf Entzündung, besonders im Herzscheidewandbereich
(E) radioaktives Kontrastmittel lagert sich verstärkt rund um die Mitralklappe ein – ein Zeichen für Entzündung © Studie
Außerdem erhielten alle eine besondere CT-Untersuchung der Lunge, bei der selbst kleinste Veränderungen im Gewebe erkennbar sind. Bei einigen Teilnehmern wurde zusätzlich das Blut auf bestimmte Eiweiße untersucht, die Hinweise auf Entzündungen oder Organschäden geben können.

(D) erhöhte Aktivität in den unteren Herzsegmenten bei seitlicher Ansicht
(F) vergrößertes extrazelluläre Volumen – typisch bei entzündetem oder geschädigtem Gewebe © Studie
Bei 57 Prozent wurden dabei Auffälligkeiten am Herzmuskel, am Herzbeutel oder an großen Gefäßen festgestellt. In der beschwerdefreien Vergleichsgruppe fehlten solche Befunde vollständig.
90 Prozent zeigen Lungenschäden in der CT
In der Dual-Energy-CT, einer erweiterten Form der Computertomografie, fanden sich bei 90 Prozent der Betroffenen Infiltrate oder Durchblutungsstörungen in der Lunge. Die Studienautoren gehen davon aus, dass hier entzündliche Prozesse weiterwirken, die sich mit klassischen Untersuchungsmethoden nicht erfassen lassen.
Auch das Blut wurde bei einem Teil der Teilnehmer untersucht. Dabei suchten die Fachleute nach bestimmten Eiweißen, die Hinweise auf Entzündungen oder Organschäden liefern können.
Die Eiweißanalysen zeigten klare Unterschiede zwischen den Long-Covid-Betroffenen und der beschwerdefreien Kontrollgruppe. Auch innerhalb der Long-Covid-Gruppe unterschieden sich die Werte, je nachdem, ob die PET/MRT auffällige Veränderungen gezeigt hatte oder nicht.
Langzeitfolgen: Mehr Herz- und Lungenprobleme
Über vier Jahre hinweg verfolgten die Forscher den Gesundheitsverlauf der Studienteilnehmer. Dabei zeigte sich: Wer bereits früh auffällige Befunde hatte, entwickelte später häufiger Herzschwäche, Mitralklappenprobleme oder Lungenhochdruck.
Diese Verläufe unterstreichen, wie wichtig eine gezielte Diagnostik und engmaschige Nachsorge sein kann, vor allem bei bleibenden Symptomen.
Merkmale der Studienteilnehmer geben Hinweise auf das Risiko:
- Durchschnittsalter der Teilnehmer: 49 Jahre
- Anteil männlicher Teilnehmer: knapp 50 Prozent
- 80 Prozent litten unter Atemnot
- viele waren zusätzlich betroffen von Erschöpfung und eingeschränkter Belastbarkeit
- 25 Prozent mussten während der akuten Infektion ins Krankenhaus
Ärzte sollten gezielt nachfragen
Die Studienautoren empfehlen, Langzeitbeschwerden nach Covid nicht zu verharmlosen. „Ärzte sollten die Vorgeschichte genau erheben und auch nach früherer Covid-Infektion fragen“, sagt Ana Devesa, Mitautorin der Studie und Gruppenleiterin am CNIC in Madrid. Besteht ein zeitlicher Zusammenhang, sollten weiterführende Untersuchungen folgen.
Kurz zusammengefasst:
- Long Covid kann selbst Monate nach der Infektion zu entzündlichen Veränderungen und dadurch zu Herz-Lungen-Erkrankungen führen, oft unbemerkt, aber messbar mit PET/MRT und DECT.
- Besonders betroffen sind Menschen um die 50 mit Luftnot, Erschöpfung oder Belastungsschwäche. Bei vielen zeigen sich Auffälligkeiten in Bildgebung und Blutwerten.
- Wer auffällige Befunde hat, entwickelt später häufiger Herzschwäche oder Lungenhochdruck – eine frühzeitige Diagnostik kann Folgeerkrankungen verhindern helfen.
Übrigens: Besonders ärmere Regionen litten während der Pandemie unter extrem hohen Sterberaten und Gesundheitsverlusten – oft völlig unsichtbar in Statistiken. Mehr dazu in unserem Artikel.
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