Krebs in Deutschland: Neue Zahlen zeigen, warum immer mehr Menschen die Diagnose überleben

Über 500.000 Krebsdiagnosen im Jahr, doch die Sterblichkeit sinkt weiter. Neue Daten für 2023 zeigen, wo medizinische Fortschritte wirken.

Jede Zahl steht für ein Schicksal: Die neuen Krebsdaten bis 2023 zeigen, wie häufig Diagnosen bleiben – und warum trotzdem immer weniger Menschen daran sterben.

Jede Zahl steht für ein Schicksal: Die neuen Krebsdaten bis 2023 zeigen, wie häufig Diagnosen bleiben – und warum trotzdem immer weniger Menschen daran sterben. © Unsplash

Krebs gehört weiter zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Allein im Jahr 2023 erhielten rund 241.400 Frauen und 276.400 Männer erstmals diese Diagnose. Doch die aktuelle Auswertung der Krebsregister zeigt: Trotz hoher Fallzahlen sterben heute deutlich weniger Menschen an Krebs als noch vor 25 Jahren. Die Statistik erzählt damit nicht nur von Krankheit – sondern auch von medizinischem Fortschritt. Die neuen Krebszahlen für Deutschland liegen bereits für das Jahr 2023 vor – früher als in früheren Berichten, die meist mehrere Jahre zurücklagen.

Rein rechnerisch bedeutet das: Mehr als eine halbe Million Menschen pro Jahr erhalten die Diagnose Krebs. Gleichzeitig ist die Zahl der krebsbedingten Todesfälle weiter gesunken. Für 2023 werden rund 228.960 Todesfälle gezählt. Entscheidend ist dabei der langfristige Vergleich. Über 25 Jahre betrachtet gingen die altersstandardisierten Sterberaten bei Frauen um 21 Prozent zurück, bei Männern sogar um 31 Prozent.

Krebs in Deutschland: Vier Tumorarten prägen die Statistik besonders stark

Ein genauer Blick auf die Verteilung der Diagnosen zeigt klare Schwerpunkte. Etwa jede zweite Krebserkrankung betrifft nur vier Organe. Dazu zählen Brustdrüse, Prostata, Lunge sowie Dick- und Enddarm. Brustkrebs macht mit rund 75.900 Neuerkrankungen den größten Anteil bei Frauen aus. Bei Männern liegt Prostatakrebs mit etwa 79.600 Fällen vorn. Lungen- und Darmkrebs folgen mit jeweils deutlich über 50.000 Diagnosen.

Die Grafik zeigt die Verteilung der Krebsarten in Deutschland nach Geschlecht. © Zentrum für Krebsregisterdaten und DKR
Die Grafik zeigt die Verteilung der Krebsarten in Deutschland nach Geschlecht. © Zentrum für Krebsregisterdaten und DKR

Diese Konzentration erklärt, warum Fortschritte bei einzelnen Krebsarten die Gesamtstatistik stark beeinflussen. Sinkt die Sterblichkeit bei häufigen Tumoren, wirkt sich das unmittelbar auf die Gesamtzahlen aus. Genau hier liegen die stärksten Rückgänge. Vor allem beim Magenkrebs und beim Darmkrebs sterben heute deutlich weniger Menschen als noch vor zwei Jahrzehnten.

Warum die Sterblichkeit sinkt – und die Diagnosen dennoch hoch bleiben

Der scheinbare Widerspruch zwischen vielen Diagnosen und sinkender Sterblichkeit lässt sich medizinisch erklären. Tumoren werden heute häufiger und früher entdeckt. Vorsorgeprogramme, strukturierte Diagnostik und eine höhere Aufmerksamkeit führen dazu, dass Krebs öfter diagnostiziert wird. Gleichzeitig verbessern moderne Therapien die Überlebenschancen spürbar.

Hinzu kommt ein demografischer Effekt. Die Bevölkerung altert, und Krebs ist vor allem eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Allein dadurch steigt die absolute Zahl der Diagnosen, auch wenn das individuelle Risiko nicht im gleichen Maß zunimmt. Deshalb sind altersstandardisierte Raten entscheidend, um Entwicklungen realistisch zu bewerten.

Was der neue Bericht erstmals sichtbar macht

Die aktuelle Ausgabe des Berichts trägt den Titel „Krebs in Deutschland“ und erscheint alle zwei Jahre. Sie wertet Registerdaten sowie die amtliche Todesursachenstatistik aus und umfasst nun bereits das Jahr 2023. Möglich wurde das durch verkürzte Meldefristen der Landeskrebsregister. Dadurch liegen die Zahlen deutlich früher vor als in früheren Ausgaben.

Neu ist zudem die räumliche Tiefe der Analyse. Erstmals gibt es Karten zur Krebsinzidenz und zur Mortalität für 38 sogenannte NUTS-2-Regionen. Diese Gliederung erlaubt regionale Vergleiche zwischen größeren Bundesländern, Regierungsbezirken und Stadtstaaten. Unterschiede werden damit sichtbar, die zuvor in bundesweiten Durchschnittswerten verborgen blieben.

Mehr Details zu Tumorarten, Stadien und Vorstufen

Der Bericht geht über reine Fallzahlen hinaus. Er zeigt, in welchen Stadien Tumoren entdeckt werden und wie sich die Überlebenschancen entwickeln. Zusätzlich fließen Auswertungen nach Histologie ein, also nach der Gewebeart eines Tumors. Gerade bei Blut- und Lymphdrüsenkrebs wurde die bisherige Einteilung erweitert. Statt grober Sammelbegriffe werden nun zwölf einzelne Diagnosen differenziert dargestellt.

Erstmals werden außerdem meldepflichtige Tumoren erfasst, die nicht als bösartig gelten. Dazu zählen fortgeschrittene Krebsvorstufen, sogenannte in-situ-Tumoren, sowie gutartige Tumoren des zentralen Nervensystems. Diese Erweiterung schärft den Blick für frühe Krankheitsstadien und für Belastungen, die bisher kaum in Statistiken auftauchten.

Warum die Daten heute aussagekräftiger sind als früher

Ein wichtiger Schritt liegt in der besseren Zusammenführung von Informationen. Seit einigen Jahren werden bundesweit auch klinische Krebsregister aufgebaut. Sie liefern Daten zu Therapien und zum Krankheitsverlauf. Diese Angaben fließen inzwischen in die Auswertungen ein, beginnend mit dem Diagnosejahr 2020.

Damit beschreiben die Zahlen nicht mehr nur, wie viele Menschen erkranken oder sterben. Sie zeigen zunehmend, wie Krebs behandelt wird und wie sich Erkrankungen entwickeln. Das erhöht den Nutzen der Statistik für Forschung, Versorgung und Planung erheblich.

Lungenkrebs bleibt besonders tödlich – trotz gegenläufiger Trends

Lungenkrebs gehört weiterhin zu den häufigsten und zugleich tödlichsten Krebserkrankungen in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden rund 58.300 Neuerkrankungen registriert. Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung zwischen den Geschlechtern. Während die Erkrankungszahlen bei Männern seit Jahren zurückgehen, steigen sie bei Frauen weiter leicht an. Diese Verschiebung folgt mit Verzögerung früheren Veränderungen im Rauchverhalten.

Die Prognose bleibt ungünstig. Nur ein kleiner Teil der Tumoren wird früh entdeckt, viele Diagnosen erfolgen erst in fortgeschrittenen Stadien. Entsprechend niedrig fallen die Überlebenschancen aus. Die Daten unterstreichen, wie stark Prävention hier wirkt. Tabakrauchen bleibt der mit Abstand wichtigste Risikofaktor, deutlich vor Umwelt- oder Berufseinflüssen.

Brustkrebs wird häufig diagnostiziert – aber immer früher erkannt

Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund 75.900 Neuerkrankungen im Jahr 2023 prägen die Statistik. Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens. Gleichzeitig zeigt sich seit Jahren ein stabiler bis leicht rückläufiger Trend bei den Neuerkrankungsraten, nachdem das Mammographie-Screening eingeführt wurde.

Entscheidend ist der Diagnosezeitpunkt. Rund 80 Prozent der Tumoren werden heute in frühen Stadien entdeckt. Die Sterblichkeit sinkt seit Ende der 1990er Jahre kontinuierlich. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt deutlich über 80 Prozent. Brustkrebs steht damit exemplarisch für den medizinischen Fortschritt durch Früherkennung und gezielte Therapien.

Prostatakrebs ist sehr häufig – aber meist gut beherrschbar

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Mit rund 79.600 Neuerkrankungen im Jahr 2023 liegt er an der Spitze der Statistik. Die Erkrankung betrifft fast ausschließlich ältere Männer. Vor dem 50. Lebensjahr tritt sie nur selten auf. Die Zahl der Diagnosen schwankt seit Jahren und ist zuletzt leicht gestiegen.

Trotz der hohen Fallzahlen bleibt die Sterblichkeit vergleichsweise niedrig. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei über 90 Prozent. Viele Tumoren wachsen langsam und werden in frühen Stadien erkannt. Die Zahlen deuten darauf hin, dass veränderte Diagnostik, etwa durch den PSA-Test, die Statistik stärker beeinflusst als eine tatsächliche Zunahme aggressiver Erkrankungen.

Die aktuellen Daten machen deutlich: Krebs bleibt eine häufige Diagnose, doch er ist immer seltener ein Todesurteil. Viele Erkrankungen lassen sich heute früher erkennen und erfolgreicher behandeln. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die lange mit oder nach einer Krebserkrankung leben.

Kurz zusammengefasst:

  • Krebs bleibt häufig, ist aber seltener tödlich: „Krebs in Deutschland 2023“ zeigt, dass trotz über 500.000 Neuerkrankungen pro Jahr die Sterblichkeit seit 25 Jahren deutlich sinkt.
  • Vier Krebsarten dominieren: Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs machen etwa die Hälfte aller Diagnosen aus – mit sehr unterschiedlichen Überlebenschancen.
  • Medizinischer Fortschritt wirkt: Früherkennung und bessere Therapien sorgen dafür, dass viele Menschen heute lange mit oder nach einer Krebserkrankung leben.

Übrigens: Während neue Krebszahlen zeigen, dass immer weniger Menschen an Tumoren sterben, wächst das Risiko für Darmkrebs im Alter weiter – weil die Schutzmechanismen der Darmschleimhaut auf Zellebene nachlassen. Warum ausgerechnet Stammzellen altern, Gene verstummen und welche Rolle Eisen dabei spielt, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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