Erste Mammographie verpasst? – Studie zeigt drastisch höheres Brustkrebs-Risiko
Frauen, die ihre erste Mammographie auslassen, sterben 40 Prozent häufiger an Brustkrebs – nicht wegen mehr Fällen, sondern späterer Diagnose.

Erste Mammographie ausgelassen – Studie belegt klar erhöhtes Risiko, später an Brustkrebs zu sterben. © Pixabay
In Deutschland erhält jede Frau ab 50 Jahren eine Einladung zur Brustkrebs-Früherkennung. Ob sie hingeht oder nicht, hat weitreichende Folgen. Eine große Studie aus Schweden belegt nun: Wer gleich beim ersten Mal nicht zur Mammographie erscheint, trägt über Jahrzehnte ein deutlich höheres Risiko, später an Brustkrebs zu sterben. Das zeigt, wie entscheidend der Startpunkt im Screening-Programm ist.
Die Forscher vom Karolinska Institutet haben fast 433.000 Frauen in Stockholm über einen Zeitraum von bis zu 25 Jahren beobachtet. Dabei ging es um die Frage, ob die Teilnahme an der ersten Untersuchung langfristig Einfluss auf die Gesundheit hat. Das Ergebnis ist eindeutig: Das erste Screening ist eine Art Weichenstellung.
Erste Mammographie entscheidet über späteres Brustkrebs-Risiko
Von den untersuchten Frauen nahmen 68,9 Prozent ihre erste Einladung an, 32,1 Prozent blieben fern. Schon dieser erste Schritt machte den Unterschied: Wer ging, kam im Durchschnitt zu fast neun von zehn möglichen Terminen. Wer die erste Mammographie verpasste, nahm später im Schnitt nur fünf Untersuchungen wahr.
Die Forscher errechneten, dass Nicht-Teilnehmerinnen beim zweiten Screening ein siebenfach höheres Risiko hatten, erneut nicht zu erscheinen. Selbst beim zehnten Termin war ihr Risiko, abzusagen oder fernzubleiben, noch dreimal höher. „Frauen, die beim ersten Screening fehlten, hatten über 25 Jahre hinweg ein um 40 Prozent höheres Sterberisiko durch Brustkrebs“, heißt es in der Studie.
Diagnose kommt später – und oft im fortgeschrittenen Stadium
Die Häufigkeit von Brustkrebs selbst unterschied sich zwischen beiden Gruppen kaum. 7,8 Prozent der Teilnehmerinnen erkrankten, bei den Nicht-Teilnehmerinnen waren es 7,6 Prozent. Der große Unterschied lag im Zeitpunkt der Diagnose.
Frauen, die das erste Screening verpassten, erhielten ihre Diagnose deutlich häufiger erst nach Symptomen – also zu einem Zeitpunkt, an dem die Krankheit meist schon weiter fortgeschritten ist. 2,6 Prozent dieser Frauen entwickelten einen Tumor nach verpassten Untersuchungen, während es bei den Teilnehmerinnen nur 0,7 Prozent waren.
Tumorstadien unterschieden sich klar
Bei Frauen, die ihre erste Mammographie ausließen, traten deutlich häufiger fortgeschrittene Tumoren auf. Im Stadium III, bei dem der Krebs bereits größer ist und Lymphknoten befallen sein können, lag der Anteil bei 4,1 Prozent – gegenüber 2,9 Prozent bei Teilnehmerinnen.
Noch gravierender war der Unterschied im Stadium IV: Dort hat der Krebs bereits Metastasen gebildet. 3,9 Prozent der Nicht-Teilnehmerinnen erreichten dieses Stadium, aber nur 1,2 Prozent der Frauen, die von Anfang an am Screening teilnahmen.
„Frauen ohne Teilnahme hatten häufiger Brustkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium.“, so das Autorenteam.
Spätere Teilnahme erhöht Brustkrebs-Sterblichkeit deutlich
Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied in der Sterblichkeit. Über den gesamten Beobachtungszeitraum von 25 Jahren starben 1.603 Frauen an Brustkrebs. Bezogen auf 1.000 Frauen lag die Sterblichkeit bei 7,0 Fällen für Teilnehmerinnen und bei 9,9 Fällen für Nicht-Teilnehmerinnen. Das entspricht einem um 40 Prozent höheren Risiko.
Zum Vergleich: Bei anderen Todesursachen lag der Unterschied nur bei 27 Prozent. Der Effekt betrifft also speziell Brustkrebs.
Nachfassen durch Praxen erhöht die Teilnahme
Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass schon einfache Erinnerungen einen großen Unterschied machen können. Schon einfache Maßnahmen wie ein automatisch vergebener Zweittermin, persönliche Nachfassschreiben oder ein kurzer Anruf mit Beratung steigern die Teilnahme spürbar.
„Wer die erste Einladung verpasst, liefert einen frühen und wichtigen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko, später an Brustkrebs zu sterben“, so die Autoren.
Mammographie-Screening bleibt umstritten
Neben den neuen Daten zur ersten Mammographie gibt es seit Jahren auch eine kontroverse Debatte über den tatsächlichen Nutzen des Screening-Programms insgesamt. Experten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung kritisieren, dass häufig mit relativen Prozentzahlen gearbeitet wird, die den Effekt überhöht darstellen.
Absolut betrachtet sinkt die Brustkrebssterblichkeit durch das Screening nur minimal: von 5 auf 4 von 1.000 Frauen. Gleichzeitig bleiben die Risiken – etwa falsche Befunde, unnötige Eingriffe oder psychische Belastungen – oft unerwähnt. Kritiker wie der Risikoforscher Gerd Gigerenzer fordern deshalb, Frauen transparenter über Chancen und Grenzen aufzuklären.
Kurz zusammengefasst:
- Wer die erste Mammographie verpasst, hat ein deutlich höheres Risiko, später an Brustkrebs zu sterben – nicht weil mehr erkranken, sondern weil Tumoren später entdeckt werden.
- Frauen ohne erste Teilnahme erscheinen auch langfristig seltener zu weiteren Screenings, was die Chancen auf eine frühe Behandlung verringert.
- Die Studie zeigt: Das erste Screening ist ein entscheidender Wendepunkt, der über frühe Diagnose und Überlebenschancen entscheidet.
Übrigens: Sport wirkt nicht nur stärkend, sondern kann bei Brustkrebs sogar den Tumor schrumpfen lassen und Chemotherapien besser verträglich machen. Mehr dazu in unserem Artikel.
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