Deutschland kennt die genaue Zahl der Long-Covid-Erkrankten nicht – Verwechslung mit Erkältung gefährlich

Die Zahl der Long-Covid-Fälle bleibt unklar. Symptome wie Erschöpfung werden oft unterschätzt. Experten warnen vor Risiken durch fehlende Tests.

Eine wachsende Anzahl an Menschen in Deutschland hat sich wegen Post-COVID-Symptomen in Reha begeben. © Pexels

Eine wachsende Anzahl an Menschen in Deutschland hat sich wegen Post-COVID-Symptomen in Reha begeben. © Pexels

Seit dem Jahr 2022 haben in Deutschland knapp 43.000 Menschen aufgrund von Long-COVID- bzw. Post-COVID-Folgen eine Rehabilitation abgeschlossen. Dies geht aus Zahlen des aktuellen Reha-Atlas 2024 der Deutschen Rentenversicherung hervor. Die Reha-Behandlungen stiegen dabei leicht: Während 2022 21.017 Maßnahmen durchgeführt wurden, haben sich 2023 21.922 Personen einer Reha unterzogen.

Diese Rehabilitationen zielen darauf ab, Betroffenen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Post-COVID-Folgen, die mindestens zwölf Wochen nach der Infektion auftreten, belasten viele Menschen schwer. Häufige Symptome wie chronische Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder Kopfschmerzen erschweren die Rückkehr in den Alltag.

Im Jahr 2023 gingen 21.922 Personen wegen Post-COVId in Reha. © DRV
Im Jahr 2023 gingen 21.922 Personen wegen Post-COVID in Reha. © DRV

Zwischen Long Covid und Post Covid: Was Experten sagen

Mediziner unterscheiden zwischen Long COVID, bei dem Symptome mindestens vier Wochen nach der akuten Krankheitsphase bestehen bleiben, und Post COVID, das Beschwerden beschreibt, die über einen Zeitraum von zwölf Wochen hinausgehen. Zu den häufigsten Beschwerden gehören Fatigue, Atemprobleme, Gedächtnisverlust und neurologische Ausfälle.

Wie viele Menschen in Deutschland tatsächlich betroffen sind, bleibt unklar. Die Bundesregierung schätzt die Zahl der Erkrankten auf einen sechsstelligen Bereich, wie sie in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion angab. Eine präzisere Erfassung existiert bislang nicht.

„Die Verwechslung von COVID mit einer Erkältung kann Menschen gefährden“

Während die Rehabilitation in Deutschland für viele Betroffene ein wichtiger Schritt ist, zeigt sich in Großbritannien eine andere Problematik: Viele Menschen verkennen die Symptome von COVID-19 als harmlose Erkältung. Dies erklärte Lana Goodwin vom Mid and South Essex NHS Foundation Trust laut BBC.

„Die Öffentlichkeit sieht [COVID-19-]Symptome als Erkältung und fühlt sich nicht veranlasst, einen Test zu machen“, sagte Goodwin. Dies sei vor allem für Hochrisikopatienten gefährlich, die bei einem positiven Testergebnis frühzeitig antivirale Medikamente erhalten könnten. Diese Therapie kann Krankenhausaufenthalte vermeiden und den Krankheitsverlauf abmildern, muss jedoch innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn eingeleitet werden.

Antivirale Medikamente: Unterschätzte Hilfe für Risikogruppen

Antivirale Medikamente stehen Menschen mit schweren Vorerkrankungen wie Krebs, neurologischen Störungen oder chronischen Atemwegserkrankungen zur Verfügung. Dennoch wissen viele Betroffene nicht, dass sie berechtigt sind, diese Mittel zu nutzen.

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Ein Beispiel aus Essex zeigt die Relevanz dieser Therapie: Joe Hall, 44, der nach einer Nierentransplantation immunsupprimierende Medikamente einnimmt, erhielt nach einer COVID-Infektion intravenöse antivirale Medikamente. Bereits am nächsten Tag verspürte er eine deutliche Besserung. „Ich mag mir gar nicht ausmalen, was ohne die Behandlung passiert wäre“, betonte Hall.

Auch für andere gefährdete Gruppen werden präventive Maßnahmen vorangetrieben. Das Mid and South Essex NHS Foundation Trust beispielsweise bietet Impfungen für obdachlose Menschen an, da diese durch Mangelernährung und schwierige Lebensbedingungen besonders gefährdet sind.

Achtsamkeit bleibt wichtig

Die Pandemie hat zwar an Brisanz verloren, doch für viele Risikogruppen bleibt COVID-19 eine ernsthafte Bedrohung. Fehlende Tests und das Bagatellisieren der Symptome können fatale Folgen haben. Es ist entscheidend, dass die Öffentlichkeit weiterhin sensibilisiert bleibt und vulnerablen Gruppen der Zugang zu Tests, Behandlungen und Impfungen erleichtert wird.

Was du dir merken solltest:

  • Long COVID und Post COVID belasten Betroffene schwer, mit Symptomen wie Müdigkeit und Gedächtnisproblemen.
  • In Deutschland bleibt die genaue Zahl der Long-COVID-Erkrankten unklar, doch Schätzungen gehen von einer sechsstelligen Zahl aus.
  • Experten warnen, dass die Verwechslung von COVID-19 mit einer Erkältung besonders für Risikogruppen gefährlich ist; fehlende Tests verhindern oft lebensrettende Behandlungen.

Bild: © Pexels

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