Liebe im Tagesverlauf – Warum Zufriedenheit in Beziehungen oft schwankt

Die Zufriedenheit in der Partnerschaft ändert sich häufiger als gedacht – selbst innerhalb eines Tages. Eine aktuelle Studie erklärt, warum das normal ist.

Stabile Partnerschaft? Warum die Zufriedenheit trotzdem schwankt

Zweisamkeit im Wechselbad der Gefühle: Selbst die stärkste Beziehung erlebt Höhen und Tiefen – oft schon zwischen Frühstück und Feierabend. © Pexels

Manchmal fühlt sich alles leicht an: Die Beziehung läuft rund, man versteht sich ohne viele Worte. Doch nur einen Tag später wirkt der Partner plötzlich distanziert, ein falscher Ton genügt und die Stimmung kippt. Solche emotionalen Auf und Abs erleben viele Paare. Und oft kommt die Frage auf: Ist das noch normal? Eine neue Studie der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz gibt nun eine klare Antwort: Ja, ist es. Die Zufriedenheit in einer Partnerschaft bleibt nicht konstant, sondern schwankt – teilweise sogar im Laufe eines einzigen Tages.

Zufriedenheit in der Partnerschaft schwankt stärker als erwartet

Für die Studie wurden Daten von insgesamt 743 Paaren ausgewertet. In der ersten Erhebung nahmen 593 Paare teil, in einer zweiten, vertiefenden Untersuchung waren es 150 Paare. Die Teilnehmer berichteten entweder täglich oder sogar mehrmals täglich, wie zufrieden sie gerade mit ihrer Beziehung waren.

Das Ergebnis: Die Beziehungszufriedenheit schwankt häufiger und stärker, als viele vermuten würden. Besonders deutlich waren diese Schwankungen über mehrere Tage hinweg, aber selbst innerhalb eines Tages konnten spürbare Veränderungen beobachtet werden.

Beide erleben Hochs und Tiefs meist gleichzeitig

Überraschend: Viele Paare durchlaufen diese Höhen und Tiefen gemeinsam. Wenn einer sich weniger verbunden fühlt, ist das beim anderen oft ähnlich. „Das lässt vermuten, dass Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit eher die aktuelle Beziehungsdynamik zwischen den Partnern widerspiegeln, als dass sie künftige Entwicklungen vorhersagen“, erklärt Erstautorin der Studie Louisa Scheling.

Mit anderen Worten: Eine schlechte Phase bedeutet nicht automatisch, dass die Beziehung grundsätzlich kriselt. Oft spiegelt sie nur wider, was gerade im Alltag passiert – Stress im Job, Missverständnisse oder zu wenig gemeinsame Zeit.

Wenn Bedürfnisse nicht gehört werden

Trotzdem sind diese Schwankungen nicht bedeutungslos. Denn sie können ein Hinweis sein: Vielleicht fühlt sich einer der Partner nicht gesehen oder verstanden. Vielleicht sind bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt.

Diese Schwankungen sind normal. Sie können aber auch auf unerfüllte Bedürfnisse in der Beziehung hinweisen.

Louisa Scheling

Wer sich immer wieder zurückgesetzt fühlt, entwickelt schneller Frust. Gerade dann ist es wichtig, hinzusehen – und vor allem: ins Gespräch zu gehen.

Zuhören stabilisiert Beziehungen spürbar

Laut der Studie spielt ein Aspekt eine besonders große Rolle: Wie gut nimmt der eine Partner wahr, was der andere braucht? Und wie bereit ist er, darauf einzugehen? Diese sogenannte Reaktionsbereitschaft wirkt sich deutlich auf die Zufriedenheit aus.

„Eine verlässliche Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse durch den Partner trägt ganz wesentlich zu einer stabilen Beziehungszufriedenheit im Alltag bei“, sagt Scheling. Wer also aufmerksam ist, zuhört und auf den anderen eingeht, kann viel zur Stabilität der Beziehung beitragen.

Emotionale Stabilität schützt vor größeren Ausschlägen

Auch persönliche Eigenschaften beeinflussen, wie stark die Zufriedenheit schwankt. Besonders bei Männern zeigte sich: Wer emotional instabil ist, empfindet stärkere Ausschläge – nach oben wie nach unten.

Andere Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Beziehungsdauer hatten im Vergleich dazu weniger Einfluss. Das heißt: Selbst langjährige Paare sind nicht vor Schwankungen gefeit, aber mit emotionaler Reife lassen sich diese besser auffangen.

Trennungsgedanken vermeiden – Bedürfnisse rechtzeitig erkennen

Kurzfristige Unzufriedenheit kann durchaus zu Trennungsgedanken führen – auch wenn die Beziehung langfristig gar nicht gefährdet ist. Viele dieser Gedanken entstehen spontan, aus einer akuten Frustsituation. Deshalb sei es so wichtig, diese Unzufriedenheit nicht zu übergehen. „Dazu sollten die Partner sich jeweils über ihre Bedürfnisse im Klaren sein und sie auch angemessen formulieren“, empfiehlt Scheling. Wer das schafft, reduziert das Risiko, dass sich kleine Missstimmungen zu einem ernsthaften Problem auswachsen.

Wer weiß, dass Schwankungen dazugehören, kann besser mit ihnen umgehen. Man muss sie nicht überbewerten, aber auch nicht ignorieren. Sie können ein Signal sein, dass etwas gerade nicht passt und zugleich ein Anlass, es zu ändern.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Zufriedenheit in einer Partnerschaft schwankt oft – sogar innerhalb eines Tages – und das ist ganz normal.
  • Entscheidend für eine stabile Beziehung ist, ob Partner einander zuhören und die Bedürfnisse des anderen wahrnehmen.
  • Wer Schwankungen erkennt und darüber spricht, kann Missverständnisse vermeiden und die Beziehung langfristig stärken.

Übrigens: Auch die Art, wie Paare die Welt sehen, beeinflusst ihre Zufriedenheit spürbar. Eine neue Studie zeigt: Wenn beide Partner Ereignisse ähnlich deuten, fühlen sie sich sicherer und verbundener – besonders in Krisenzeiten. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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