Trumps Kürzungen treffen Harvard schwer – Spitzenforschung wird um Jahre zurückgeworfen
Die Harvard-Kürzungen der Trump-Regierung stoppen wichtige Studien, gefährden Arbeitsplätze und verzögern medizinische Fortschritte.

Harvard-Präsident Alan Garber warnt: Ohne staatliche Gelder drohen harte Einschnitte in Forschung und Lehre. © Wikimedia
Was jahrzehntelang aufgebaut wurde, droht zu zerfallen: An der Harvard University stehen viele Forschungsprojekte seit Monaten still. Grund sind drastische Kürzungen staatlicher Fördermittel, die die US-Regierung unter Donald Trump verhängt hat, wie AP berichtet. Harvard-Wissenschaftler warnen, dass diese Entscheidung medizinische Fortschritte um Jahre zurückwerfen könnte.
Besonders dramatisch ist die Lage bei Professor Alberto Ascherio. Der Epidemiologe und Ernährungswissenschaftler sammelt seit über 20 Jahren Blutproben von Millionen US-Soldaten – finanziert mit Steuergeldern in Millionenhöhe. Die Proben lagern tiefgekühlt in Flüssigstickstoff-Tanks an der T.H. Chan School of Public Health und sind entscheidend für seine Forschung zu Multiple Sklerose und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Jetzt fehlt das Geld, um weiterzumachen.
Forschung liegt buchstäblich auf Eis
„Es ist, als hätten wir ein hochmodernes Teleskop gebaut, um das Universum zu erforschen – und jetzt fehlt uns das Geld, es zu starten“, sagt Ascherio. Sein Projekt verlor sieben Millionen Dollar an Fördermitteln. Laborarbeiten liegen auf Eis, Mitarbeitergehälter können nur noch bis Juni gezahlt werden. Selbst ein Jahr Verzögerung könnte die Arbeit um fünf Jahre zurückwerfen.
Insgesamt fehlen Harvard durch die Kürzungen zwischen 2,6 und 3 Milliarden Dollar an Bundesgeldern. Allein an der School of Public Health wurden 190 Stipendien gestrichen – rund 130 Wissenschaftler sind betroffen. Viele mussten Mitarbeiter entlassen oder ganze Labore schließen.
Millionenverlust stoppt Projekte von nationaler Bedeutung
Auch andere Spitzenforscher stehen vor dem Aus. Professorin Rita Hamad verlor zehn Millionen Dollar für drei große Studien – darunter die Untersuchung, wie Schulsegregation die Herzgesundheit beeinflusst, und wie Pandemie-Maßnahmen die psychische Gesundheit in über 250 Bezirken verändert haben. „Nur der Gedanke an all das Wissen, das jetzt nicht gewonnen oder sogar verloren geht… Es ist eine ständige Mischung aus Frustration, Wut und Traurigkeit“, sagt Hamad.
Die Folgen reichen weit über einzelne Labore hinaus:
- Forschungsarbeiten zu Tuberkulose an Tieren könnten eingestellt werden – teilweise droht den Versuchstieren sogar die Tötung.
- Vier große Förderungen im Wert von 24 Millionen Dollar für die Ausbildung von Doktoranden wurden gestrichen.
- Internationale Kooperationen sind in Gefahr, da Visa für ausländische Wissenschaftler unsicher werden.
Streit um Antisemitismus-Vorwürfe als Auslöser
Auslöser des Konflikts sind Forderungen einer staatlichen Antisemitismus-Taskforce. Sie verlangte von Harvard Änderungen bei Campusprotesten, Zulassungen und akademischen Programmen. Harvard erklärte, Antisemitismus zu bekämpfen, jedoch nicht seine Unabhängigkeit aufzugeben. Die Universität reichte Klage gegen die Regierung ein.
Die Trump-Regierung bestreitet, dass die Harvard Kürzungen eine Vergeltung sind. Man habe die Fördermittel bereits vor den Forderungen überprüft. Trotzdem fror Washington Gelder für medizinische, wissenschaftliche und technologische Forschung ein – auch in Projekten ohne jeden Bezug zu Antisemitismus.
Harvard versucht, Ausfälle selbst zu kompensieren
Im Mai kündigte die Universität an, mindestens 250 Millionen Dollar eigener Mittel bereitzustellen, um laufende Projekte zu retten. Doch Präsident Alan Garber warnte vor „schwierigen Entscheidungen und Opfern“. Private Gelder können die fehlenden staatlichen Zuschüsse nicht ersetzen – vor allem, weil die Forschung in den USA stark auf öffentliche Mittel angewiesen ist.
„Man kann das Team und die angesammelte Erfahrung nicht einfach durch Neueinstellungen ersetzen. Das dauert Jahrzehnte“, warnt Tuberkulose-Expertin Sarah Fortune laut AP.
Übrigens, selbst die angesehene Nachrichtenagentur AP berichtet von politischen Spannungen: Auch sie musste unter Trump Rückschläge hinnehmen, etwa den Ausschluss von Pressebriefings und wiederholte öffentliche Angriffe auf ihre Arbeit.
Uneinigkeit unter den Forschern
Nicht alle Wissenschaftler sehen den Druck aus Washington negativ. Psychobiologin Bertha Madras, die Mittel für ein Präventionsprogramm gegen Opioid-Missbrauch verlor, begrüßt manche Reformen. Einige Studienbereiche seien „wirklich aus dem Ruder gelaufen“. Dennoch kritisiert sie den Weg: „Opfer für die Wissenschaft zu bringen, ist problematisch, weil sie eine der wichtigsten Stärken des Landes ist.“
Andere wie Professor John Quackenbush, der auch Millionenverluste hinnehmen musste, sehen die Gefahr eines tiefen Bruchs zwischen Regierung und Universitäten. „Wir werden vor echten Herausforderungen stehen, um weiterhin die Welt in wissenschaftlicher Exzellenz anzuführen“, sagt er.
Gefahr für den wissenschaftlichen Vorsprung
Die Harvard-Kürzungen stehen für viele Forscher exemplarisch für eine Entwicklung, die den jahrzehntelangen Vorsprung der US-Wissenschaft gefährdet:
- Nachwuchsforscher verlieren Stipendien und verlassen das Land.
- Projekte mit langfristigem Nutzen werden ausgebremst oder ganz beendet.
- Der internationale Ruf als führende Wissenschaftsnation steht auf dem Spiel.
Für Ascherio, Hamad und viele andere geht es um mehr als nur Budgets. Es geht um die Frage, wie viele Jahre medizinische Erkenntnisse verloren gehen – und wie viele Patienten länger auf mögliche Therapien warten müssen.
Kurz zusammengefasst:
- Die Harvard-Kürzungen der Trump-Regierung entziehen der Universität Milliarden an Forschungsgeldern, stoppen wichtige Projekte und gefährden zahlreiche Arbeitsplätze.
- Betroffen sind vor allem medizinische und wissenschaftliche Studien, deren Verzögerung wichtige Fortschritte – etwa bei Multiple Sklerose – um Jahre zurückwerfen könnte.
- Der politische Streit um Antisemitismus-Vorwürfe führte zum Einfrieren der Mittel, was auch langfristig den wissenschaftlichen Vorsprung der USA bedroht.
Übrigens: Donald Trump plant, mithilfe einer eigens entwickelten DOGE-KI in nur einem Jahr rund 100.000 Bundesvorschriften zu streichen – auch bei heiklen Themen wie Umwelt- und Verbraucherschutz. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Xuthoria via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0