Mündliche Prüfung: Zu dieser Uhrzeit bestehen Studierende am häufigsten – neue Daten überraschen
Ob bestanden oder nicht, hängt auch von der Uhrzeit ab: Zwischen 11 und 13 Uhr sind die Chancen auf Prüfungserfolg laut Studie am höchsten.

Nicht nur das Wissen entscheidet: Auch die Tageszeit kann beeinflussen, wie konzentriert wir in Prüfungssituationen denken und reagieren. © Pexels
Volle Konzentration, schnelles Denken, überzeugende Antworten – mündliche Prüfungen verlangen Studierenden einiges ab. Doch ob es am Ende für ein „Bestanden“ oder ein besseres Ergebnis reicht, hängt nicht nur vom Wissen oder der Nervosität ab. Eine umfangreiche Studie der Universität Messina legt nahe: Auch die Tageszeit kann den Prüfungserfolg beeinflussen. Wer zur richtigen Uhrzeit antritt, hat spürbar bessere Chancen – ein Detail, das viele bisher kaum beachtet haben.
Prüfungserfolg folgt einem Tagesmuster
Die Analyse von über 100.000 mündlichen Prüfungen zeigt ein klares Muster: Der Erfolg hängt stark von der Uhrzeit ab. Besonders zwischen späten Vormittagsstunden und Mittag steigen die Chancen deutlich. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Gesamterfolg: 57,4 Prozent aller Prüfungen wurden bestanden.
- Früh morgens (8–9 Uhr): Erfolgsquote am niedrigsten.
- Später Vormittag (11–13 Uhr): Höchste Bestehensrate – mit dem Spitzenwert um 12 Uhr.
- Nachmittags (ab 14 Uhr): Erfolgsquote sinkt wieder spürbar.
Die Daten sprechen dafür, mündliche Prüfungen möglichst in das Zeitfenster zwischen 11 und 13 Uhr zu legen.
Körperliche Leistungsfähigkeit schwankt im Tagesverlauf
Hinter dem beobachteten Muster steckt wahrscheinlich der sogenannte zirkadiane Rhythmus. Dieser steuert unter anderem Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktionsvermögen.
„Die kognitive Leistungsfähigkeit steigt am Morgen, erreicht ihren Höhepunkt um die Mittagszeit und nimmt danach wieder ab“, erklärt Studienautor Carmelo Vicario laut Frontiers.
Auch der bekannte „post-lunch dip“ – ein Leistungstief nach dem Mittagessen – könnte die späteren Prüfungen negativ beeinflussen.
Auch Prüfer werden im Laufe des Tages müde
Nicht nur Studierende sind betroffen. Auch die geistige Belastung der Prüfer steigt im Tagesverlauf. Wer mehrere Prüfungen nacheinander führt, kann unbewusst strenger werden oder unaufmerksamer agieren.
Ein weiteres Problem: Die innere Uhr der Beteiligten tickt oft unterschiedlich. Während viele junge Studierende abends aktiver werden, bevorzugen ältere Lehrkräfte häufig die Morgenstunden. Diese Diskrepanz kann zu einer unausgeglichenen Prüfungssituation führen. Neurowissenschaftler und Mitautor Alessio Avenanti erklärt: „Biologische Rhythmen haben unterschätzte Auswirkungen auf Beurteilungen. Sie können unbemerkt zu Ungleichheiten führen.“
Prüfungsdaten wurden statistisch genau ausgewertet
Für die Studie wurden nicht einfach nur Uhrzeiten und Noten gegenübergestellt. Stattdessen haben die Forscher auch berücksichtigt, wie schwer die einzelnen Prüfungen waren – gemessen am italienischen System der „crediti formativi universitari“ (CFU). Diese „Studienleistungspunkte“ ähneln dem europäischen ECTS-System und geben an, wie viel Aufwand ein Kurs erfordert.
Auf diese Weise ließen sich äußere Einflüsse besser herausrechnen. Für die Auswertung nutzte das Team bewährte Methoden der Datenanalyse, darunter sogenannte Entscheidungsbäume. Alle Verfahren kamen zum selben Ergebnis: Der Zeitpunkt der Prüfung beeinflusst die Note deutlich.
Tageszeit beeinflusst Prüfungserfolg – Planung zwischen 11 und 13 Uhr empfohlen
Die Forscher empfehlen daher, Prüfungen möglichst zwischen 11 und 13 Uhr stattfinden zu lassen. „Wir zeigen, dass die Ergebnisse der akademischen Beurteilungen systematisch über den Tag variieren“, sagt Vicario. „Der Höhepunkt liegt um die Mittagszeit.“
Für Hochschulen lässt sich daraus eine klare Lehre ziehen: Prüfungen sollten nicht nur fachlich fair, sondern auch zeitlich gut geplant sein. Das bedeutet: ausreichend Pausen, keine endlosen Prüfungstage – und vor allem Zeitfenster, in denen Studierende und Prüfer geistig auf der Höhe sind. Denn wer den richtigen Moment wählt, schafft gerechtere Bedingungen – und sorgt dafür, dass am Ende nicht die Uhrzeit über die Note entscheidet.
Kurz zusammengefasst:
- Die Tageszeit beeinflusst den Prüfungserfolg messbar: Zwischen 11 und 13 Uhr sind die Bestehensquoten am höchsten.
- Früh am Morgen und am späten Nachmittag sinken die Erfolgschancen deutlich: Prüfungen zu diesen Zeiten sind statistisch riskanter.
- Grund sind natürliche Schwankungen der Leistungsfähigkeit: Konzentration und Urteilskraft erreichen mittags ihren Höhepunkt – bei Studierenden und Prüfern.
Übrigens: Nicht alle Kinder starten mit den gleichen Voraussetzungen ins Schulleben – noch immer hängt der Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft ab. Wie tief diese Ungleichheit im deutschen Bildungssystem verankert ist, zeigt eine neue Analyse des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. Mehr dazu in unserem Artikel.
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