Bill Gates fordert Kurswechsel im Klimaschutz – entscheidend ist nicht die Temperatur
Bill Gates fordert, Klimaschutz stärker am Wohlergehen der Menschen auszurichten – und sieht dank Innovation Grund zur Zuversicht.
Bill Gates plädiert für eine neue Klimarechnung – entscheidend ist das Wohl der Menschen, nicht die Temperatur. © Wikimedia
Klimaschutz wird meist in Zahlen gemessen: Wie viele Tonnen CO₂ können eingespart werden, um wie viele Grad darf sich die Erde noch erwärmen? Bill Gates will diese Perspektive verändern. Der Microsoft-Gründer und Philanthrop fordert, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen – nicht das Thermometer. Entscheidend sei, wie gut es gelingt, Leben zu schützen, Armut zu verringern und Gemeinschaften an den Klimawandel anzupassen.
Diese Botschaft brachte er bei einem Auftritt am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena mit. Dort sprach Gates vor mehr als tausend Studierenden und Forschern über seine Vision eines Klimaschutzes, der technologische Innovation mit sozialer Verantwortung verbindet. „Während wir die Erwärmung so weit wie möglich begrenzen, sollte die eigentliche Messgröße sein, was wir für die verletzlichsten Menschen auf dem Planeten tun“, sagte er.
Innovation als Werkzeug, Menschlichkeit als Maßstab
Gates’ Ansatz ist pragmatisch – und zugleich radikal. Er fordert, dass Klimaschutzprojekte künftig nicht allein danach bewertet werden, wie stark sie Emissionen senken, sondern wie sehr sie das Leben der Menschen verbessern. Denn für Milliarden Menschen in ärmeren Ländern bedeute Klimawandel nicht abstrakte Zahlen, sondern konkrete Not: Missernten, Dürren, Krankheiten.
Für Bill Gates gehören Klimaschutz und Menschlichkeit untrennbar zusammen – er fordert, beides als gemeinsames Ziel zu begreifen. Auch in seinem aktuellen Memo „A new lens on climate“ beschreibt er drei Prioritäten, die künftig zählen sollen:
- Klimawandel bleibt ernst, doch technischer Fortschritt hat bereits viel bewirkt und zeigt, dass Lösungen möglich sind.
- Gesundheit und Entwicklung dürfen nicht vernachlässigt werden, wenn Staaten mehr Geld in Klimaschutz investieren.
- Menschliches Wohlergehen muss ins Zentrum rücken, etwa durch günstigere saubere Energien, widerstandsfähige Landwirtschaft und bessere medizinische Versorgung.
Das Caltech, eine der führenden Forschungseinrichtungen der USA, bot dafür die passende Bühne. Hier entstehen Projekte, die Gates als „entscheidend für die Zukunft“ bezeichnet: von Solarenergie aus dem All bis hin zu Pflanzen, die Hitze und Trockenheit besser überstehen.
Hoffnung auf mildere Erderwärmung
Erstmals sprach Gates öffentlich über neue Prognosen, die Grund zur Zuversicht geben. Statt der gefürchteten vier bis fünf Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts gehen aktuelle Modelle von etwa zwei bis drei Grad aus. Innovation und politische Maßnahmen hätten die schlimmsten Szenarien abgewendet, sagte er.
Diese Einschätzung deckt sich mit Analysen des Climate Action Tracker und anderer Forschungsinstitute, die ähnliche Werte nennen – vorausgesetzt, die Länder halten ihre Klimazusagen ein. Gates sieht darin ein Zeichen, dass Fortschritt möglich ist, wenn Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten.
Wenn Wissenschaft und Moral zusammenfinden
Gates nutzte die Bühne, um an junge Wissenschaftler zu appellieren, Forschung und Ethik stärker zu verbinden. „Ich fordere euch auf, breit zu denken – über Werte, Prioritäten und Ziele“, sagte er. Wissenschaft dürfe sich nicht nur auf technische Effizienz konzentrieren, sondern müsse auch soziale Wirkung erzeugen.
Er machte klar, dass seine Stiftung in Zukunft noch mehr Geld für Klimaprojekte und Gesundheitsprogramme bereitstellen will. „Mein Geld für Eindämmung steigt. Mein Geld für Anpassung steigt. Mein Geld für globale Gesundheit steigt“, sagte er. Gleichzeitig scherzte er: „In 20 Jahren ist es aber weg. Insgesamt sind es 200 Milliarden Dollar – das ist alles, was ich habe.“
Junge Forscher sollen Verantwortung übernehmen
Zum Abschluss richtete Gates den Blick auf die nächste Generation. Er sprach über die Chancen, die sich durch künstliche Intelligenz für die Wissenschaft eröffnen. Junge Forscher hätten heute Werkzeuge, mit denen sie Probleme schneller lösen könnten als jede Generation zuvor. „Ich beneide euch“, sagte er. „Die Geschwindigkeit, mit der ihr Wissenschaft betreiben könnt, ist größer als je zuvor in der Geschichte.“
In diesem Zusammenhang betonte er erneut, dass technologische Innovation kein Selbstzweck sei. Entscheidend sei, ob sie den Menschen nütze – besonders jenen, die am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung leiden.
Optimismus trotz Krisen
Trotz Kriegen, Energiekrisen und wachsender sozialer Spannungen bleibt Gates optimistisch. Auf die Frage, wie zuversichtlich er für die Zukunft bis 2050 sei, antwortete er: „Ich bin von Natur aus sehr optimistisch. Es ist vielleicht eine gefährliche Zeit, aber ich glaube an Innovation – und daran, dass wir uns anpassen können.“ Seine spontane Bewertung:
Acht von zehn.
Kurz zusammengefasst:
- Bill Gates fordert, Klimaschutz nicht allein an sinkenden Temperaturen zu messen, sondern daran, wie sehr er das Leben der Menschen verbessert.
- Neue Prognosen zeigen: Dank technologischem Fortschritt könnte sich die Erde bis 2100 um etwa zwei bis drei Grad statt fünf Grad erwärmen.
- Forschung am Caltech verdeutlicht, wie Innovation, soziale Verantwortung und globale Gesundheit zusammenwirken können, um Klimafolgen zu mildern.
Übrigens: Auch Google sucht nach neuen Wegen, um Klimaschutz und Verantwortung zu verbinden. Der Konzern setzt auf eine uralte Methode gegen den Energiehunger seiner KI: Aufforstung im Amazonas. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © European Union, 1998 – 2025 / Philippe Buissin via Wikimedia
