Das sind die stärksten Pässe der Welt

Deutschland und die USA verlieren im globalen Henley Passport Index an Stärke – auf dem ersten Rang landet Singapur.

Öffnet nicht mehr so viele Türen: Der deutsche Reisepass verliert im Ranking. © Pexels

Öffnet nicht mehr so viele Türen: Der deutsche Reisepass verliert im Ranking. © Pexels

Im Henley Passport Index für 2025 steht Singapur mit 195 visumfreien Reisezielen an der Spitze. Auf Platz zwei landet Japan mit 193 Zielen. Die Daten des Index beruhen auf einer Analyse der International Air Transport Association (IATA) und zeigen, wie zugänglich verschiedene Länder für Reisende mit dem jeweiligen Reisepass sind.

Auf Platz drei folgen Deutschland – der Spitzenreiter aus dem Vorjahr – Frankreich, Italien und Spanien gemeinsam mit Südkorea und Finnland. Sie bieten ihren Bürgern Zugang zu 192 Ländern ohne vorherige Visumpflicht. Dicht dahinter, auf Platz vier, liegen Österreich, Dänemark, die Niederlande und Schweden mit 191 Reisezielen.

Die Dominanz europäischer Länder bleibt bestehen, doch einige Staaten haben Plätze verloren. Besonders die EU-Staaten büßen Positionen ein, während andere Regionen aufholen. Henley & Partners, das Unternehmen hinter dem Index, fasste einige der interessantesten Entwicklungen in einer Pressemitteilung zusammen.

Übrigens: Wie stark dein Reisepass ist, erfährst du auch auf der Website von Henley & Partners. Dort kannst du nicht nur sehen, wie viele Orte du ohne Visum bereisen kannst, sondern auch welche das sind.

Vereinigte Arabische Emirate steigen auf

Ein besonderes Highlight im aktuellen Ranking sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Sie sicherten sich mit 185 visumfreien Zielen den zehnten Platz. Noch 2015 lag das Land deutlich weiter unten. Seitdem konnten die VAE ihre Mobilität um 72 zusätzliche Reiseziele erweitern und haben sich kontinuierlich nach oben gearbeitet.

Im Gegensatz dazu zählen die USA und Großbritannien zu den größten Verlierern. Die USA fielen von Platz zwei im Jahr 2015 auf den neunten Platz zurück und bieten ihren Bürgern nur noch 186 visumfreie Reiseoptionen. Auch Großbritannien, das 2015 noch die Spitze des Rankings anführte, liegt nun mit 190 Zielen nur noch auf Platz fünf. Schlusslicht des Index bildet Afghanistan mit nur 26 visumfreien Zielen – zwei weniger als noch im letzten Jahr. 

Die USA fallen im Ranking zurück, China holt auf

Annie Pforzheimer, Senior Associate des Center for Strategic and International Studies, führt den Rückgang der US-Reisefreiheit auf politische Trends zurück. Sie erklärt zum Report: 

Schon vor dem Aufkommen einer zweiten Trump-Präsidentschaft waren die politischen Trends in den USA bemerkenswert nach innen gerichtet und isolationistisch geworden. Obwohl die wirtschaftliche Gesundheit der USA stark von Einwanderung, Tourismus und Handel abhängt, wurden die Wähler während des Präsidentschaftswahlkampfs 2024 mit dem Narrativ gefüttert, dass Amerika allein stehen kann (und sollte). 

Immer mehr Amerikaner investieren in alternative Staatsbürgerschaften als „politische Versicherung“. Im Jahr 2024 machten US-Bürger 21 Prozent der Anträge in Investitionsprogrammen für Zweitwohnsitze und Staatsbürgerschaften aus. Henley & Partners erwartet für 2025 eine Rekordzahl an Vermögenden, die eine neue Staatsbürgerschaft anstreben. Prognosen gehen von 142.000 Anträgen aus, was das bisher größte dokumentierte Migrationsvolumen darstellen könnte.

Gleichzeitig zum isolationistischen Kurs der USA könnte die wachsende Offenheit Chinas dazu führen, dass asiatische Staaten ihre Position in der Weltpolitik weiter stärken. Im Jahr 2015 belegte das Land noch Platz 94, inzwischen hat es Platz 60 erreicht. Allein im letzten Jahr wurden 29 weitere Staaten in die visumfreie Reiseliste des Landes aufgenommen. Dieser Trend ist auch auf Chinas wachsendes Interesse an internationalen Partnerschaften zurückzuführen. Laut Experten könnte dies zu einem Umbruch der Machtverhältnisse in der globalen Reisefreiheit führen.

Digitale Grenzkontrollen werden wichtiger

Neben geopolitischen Trends beeinflussen auch technische Neuerungen die Mobilität. Im Jahr 2025 sollen neue elektronische Reisegenehmigungen (ETIAS und ETA) eingeführt werden. Das europäische ETIAS-System, das ab Mai 2025 starten soll, ermöglicht Reisenden aus Drittstaaten den Zugang zu 30 Ländern für Kurzaufenthalte. Auch Großbritannien setzt auf ein elektronisches Reisegenehmigungssystem, das ab April 2025 für EU-Bürger verpflichtend wird.

Nick Careen von der IATA erklärte dazu: „Der Übergang zum digitalen Reisen ist mehr als nur ein technologisches Upgrade – es ist ein Paradigmenwechsel. Durch die Nutzung digitaler Identitäten und biometrischer Daten kann die Luftfahrtindustrie ein Maß an Effizienz und Personalisierung bieten, das zuvor unvorstellbar war.“

Ungleichheiten bei Schengen-Visa

Die neuen Daten aus dem Henley Global Mobility Report beleuchten auch Ungleichheiten bei der Vergabe von Schengen-Visa. Laut einer Studie von Prof. Mehari Taddele Maru werden Anträge aus afrikanischen Ländern doppelt so häufig abgelehnt wie solche aus anderen Regionen. 2023 lag die Ablehnungsrate für afrikanische Antragsteller bei 50 Prozent, während der globale Schnitt bei 16 Prozent lag.

Besonders betroffen sind Länder wie die Komoren, Guinea-Bissau und Ghana, wo über 40 Prozent der Visa-Anträge abgelehnt wurden. Maru erklärte: 

[…] die ärmsten Menschen stehen vor den größten Hürden, wenn sie in wohlhabendere Länder reisen oder umziehen möchten. Ich würde argumentieren, dass schwache Volkswirtschaften und diskriminierende Politiken, die auf Identität und Kultur basieren, die hohe Ablehnungsquote für afrikanische Schengen-Visumanträge erklären.

Was du dir merken solltest:

  • Singapur führt im Henley Passport Index 2025 mit 195 visumfreien Reisezielen, während Deutschland, die USA und Großbritannien im Ranking zurückgefallen sind.
  • Die Vereinigten Arabischen Emirate verbessern ihre Position erheblich und erreichen Platz zehn durch 72 zusätzliche Reiseziele seit 2015.
  • Geopolitische Entwicklungen und neue digitale Reisegenehmigungen wie ETIAS beeinflussen die globale Reisefreiheit zunehmend und schaffen Ungleichheiten, besonders für Antragsteller aus afrikanischen Ländern.

Übrigens: Singapur belegt auch in der aktuellen PISA-Studie den 1. Platz. Wie das Land alle anderen übertrumpfen konnte, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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