KI-Einsatz in deutschen Unternehmen: Weiterbildung fehlt, Kompetenzlücke wächst

Der KI-Einsatz in deutschen Unternehmen stockt – und 44 Prozent der Beschäftigten erhalten laut Studie keine einzige Weiterbildung.

KI-Einsatz in deutschen Unternehmen: Die Kompetenzlücke wächst

In deutschen Büros bleibt der Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT die Ausnahme – trotz ihres Potenzials, Arbeitsabläufe deutlich zu erleichtern. © Unsplash

In deutschen Unternehmen wird der Einsatz von KI im Arbeitsalltag bislang kaum aktiv genutzt – dabei steigt der Bedarf an digitalen Fachkräften deutlich. Die Unternehmensberatung McKinsey hat dafür über 1.900 Firmen und mehr als 4.000 Beschäftigte befragt. Der aktuelle „HR Monitor 2025“ zeigt, wie stark deutsche Unternehmen bei Qualifizierung, Planung und Digitalisierung zurückbleiben – mit spürbaren Folgen für Arbeitszufriedenheit, Fachkräftesicherung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Während in den USA fast die Hälfte der Beschäftigten Schulungen zu generativer KI erhalten hat, lag der Anteil in Europa bei 21 Prozent – in Deutschland noch darunter. Gleichzeitig fehlt es in vielen Unternehmen an langfristiger Planung: Nur 24 Prozent der Betriebe hierzulande denken bei der Personalentwicklung über einen Zeitraum von drei Jahren hinaus.

Unternehmen handeln oft kurzfristig – trotz absehbarer Engpässe

Die Personalplanung in Deutschland erfolgt mehrheitlich operativ – und bleibt dabei oft lückenhaft. Zwar geben 72 Prozent der Unternehmen an, zumindest grundlegende Planungen für ihren Personalbedarf vorzunehmen. Doch nur ein kleiner Teil davon bezieht alle Bereiche mit ein. Und noch seltener werden strategische Perspektiven berücksichtigt.

Besonders kritisch sieht McKinsey die mangelnde Vorbereitung auf den Bedarf an digitalen Kompetenzen. Der Anteil der Unternehmen, die Fachkräfte im Bereich Data Analytics benötigen, steigt bis 2026 auf 75 Prozent. Bei IT-Architekten wächst der Bedarf sogar auf 84 Prozent. Gleichzeitig fehlt es häufig an systematischer Qualifizierung.

Weiterbildung stagniert – fast jeder Zweite bleibt ohne Training

Fast 44 Prozent der deutschen Beschäftigten hatten laut Erhebung im Jahr 2024 keinerlei Weiterbildung. Im Schnitt kamen die Arbeitnehmer auf zwölf Trainingstage pro Jahr – deutlich weniger als von den Unternehmen geschätzt.

„Unternehmen in Deutschland berichten von einem wachsenden Trainingsdefizit“, heißt es im Bericht. Das gilt besonders bei Zukunftsthemen wie KI. Die hohe Zahl nicht weitergebildeter Mitarbeiter sei mehr als doppelt so groß wie im Vorjahr. Damit wächst nicht nur die sogenannte Kompetenzlücke – auch die Motivation leidet.

Unzufriedenheit steigt – Risiko von „Quiet Quitting“ wächst

Ein Fünftel der deutschen Beschäftigten ist unzufrieden mit dem eigenen Arbeitgeber. Dennoch planen nur sieben Prozent einen konkreten Jobwechsel. McKinsey warnt deshalb vor der Gefahr innerer Kündigungen, also dem Phänomen des „Quiet Quitting“. Dabei arbeiten Beschäftigte nur noch nach Vorschrift – ohne Engagement oder Identifikation.

Auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Einschätzungen von Mitarbeitern und HR-Verantwortlichen. Während Beschäftigte Arbeitsplatzsicherheit (39 Prozent) und Work-Life-Balance (34 Prozent) am wichtigsten finden, setzen viele Personalabteilungen weiterhin auf Boni und Gehaltserhöhungen als wichtigsten Bindungsfaktor.

KI-Einsatz in deutschen Unternehmen bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück

Im Vergleich zu den USA zeigt sich Deutschland beim KI-Einsatz deutlich zurückhaltender. Viele Firmen verzichten noch immer auf unternehmensspezifische Kompetenzmodelle oder eigene KI-gestützte Personaltools. Nur rund 31 Prozent arbeiten mit sogenannten Skill-Katalogen, die auf die eigene Struktur angepasst sind.

Gleichzeitig klaffen Anspruch und Wirklichkeit zunehmend auseinander. „Die Kluft zwischen den Anforderungen an eine effiziente, effektive HR-Funktion und der Realität in Unternehmen wird immer größer“, stellt der Bericht fest. Gerade bei der Integration neuer Technologien hinken deutsche Betriebe hinterher.

Neueinstellungen steigen – doch viele scheitern in der Probezeit

Die Zahl der Neueinstellungen stieg in Deutschland zuletzt deutlich – von 48 auf 67 Prozent. Doch 18 Prozent dieser Neueinstellungen verlassen das Unternehmen bereits in der Probezeit. Nur 48 Prozent der Neueintritte bleiben auch nach sechs Monaten im Betrieb.

Das zeigt, wie wichtig gut vorbereitete Onboarding-Prozesse und interne Entwicklungsmöglichkeiten sind. Andere Länder wie Frankreich setzen stärker auf interne Mobilität und erzielen damit deutlich höhere Erfolgsquoten.

Fachkräftemangel bleibt – vor allem bei Zukunftsberufen

Trotz steigender Arbeitslosigkeit berichten deutsche Unternehmen weiterhin über unbesetzte Stellen – insbesondere in Tech- und Digitalberufen. Auch europaweit bleiben elf Prozent aller ausgeschriebenen Stellen vakant.

Die Ursachen liegen nicht nur im Arbeitsmarkt selbst, sondern auch im internen Management. Nur rund ein Drittel der kritischen Funktionen sind mit Nachfolgeplänen versehen. Selbst auf der Führungsebene unterhalb des CEO gibt es in 68 Prozent der Fälle keine klar geregelte Nachbesetzung.

HR muss sich neu aufstellen – modern, vorausschauend, technologieoffen

McKinsey fordert, dass Personalabteilungen deutlich strategischer und technologieoffener arbeiten müssen. Der gezielte Einsatz von KI, individuelle Weiterbildungskonzepte und eine stärkere Verknüpfung von Planung und Skill-Management seien zentrale Hebel. Wer frühzeitig in diese Bereiche investiert, kann dem Fachkräftemangel entgegenwirken und Mitarbeiter langfristig binden.

„In Deutschland ist der Anteil unbesetzter Stellen trotz mehr Restrukturierungen weiter ein Thema, gerade in Zukunfts- und Engpassberufen“, heißt es im Bericht. Die Herausforderungen sind bekannt – entscheidend ist nun, ob Unternehmen auch konsequent handeln.

Kurz zusammengefasst:

  • In deutschen Unternehmen bleibt der KI-Einsatz bislang die Ausnahme – obwohl der Bedarf an digitalen Fachkräften stark wächst.
  • 44 Prozent der Beschäftigten erhielten 2024 keine Weiterbildung, was die Kompetenzlücke weiter vergrößert.
  • Personalabteilungen handeln oft kurzfristig, statt gezielt zu planen und moderne Technologien strategisch zu nutzen.

Übrigens: Während eine wachsende Kompetenzlücke in Deutschland Unternehmen unter Druck setzt, verändert sich auch unsere Sprache – leise, aber spürbar. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts zeigt, wie ChatGPT unseren Wortschatz beeinflusst. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

1 thought on “KI-Einsatz in deutschen Unternehmen: Weiterbildung fehlt, Kompetenzlücke wächst

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert