PFAS im Schnee: Altes Skiwachs belastet trotz Verbot noch immer Loipen und Seen
Obwohl sie längst nicht mehr erlaubt sind, enthalten viele Skiwachse noch immer PFAS. Schweizer Forscher fanden bei einem Rennen erneut Rückstände der Ewigkeitschemikalien.
Fluorhaltige Skiwachse hinterlassen Spuren: Schneeproben im Engadin zeigten trotz Verbot messbare PFAS-Rückstände – selbst fernab der Loipe. © Pexels
Im Profisport längst verboten, im Hobbykeller noch im Einsatz: Alte Skiwachse mit PFAS belasten selbst heute noch Schnee und Seen, wie ein Fall in der Schweiz zeigt. Obwohl sie seit zwei Jahren verboten sind, fanden Forscher bei einem Langlaufrennen erneut Spuren der langlebigen Chemikalien. Die Ergebnisse stammen von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) und zeigen, dass selbst kleine Reste alter Wachse messbare Umweltfolgen haben.
PFAS – kurz für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen – gehören zu den sogenannten „Ewigkeitschemikalien“. Sie zerfallen kaum, gelangen über Wasserläufe in Böden, Flüsse und Seen und reichern sich in Lebewesen an. So können sie am Ende auch in Lebensmitteln landen. Besonders brisant: In Wintersportregionen treffen Freizeitvergnügen und empfindliche Ökosysteme direkt aufeinander.
PFAS aus Skiwachs gelangen mit dem Abrieb direkt in Schnee und Seen
Während des Engadin Skimarathons im März 2025 nahmen Empa-Forscher Schneeproben entlang der Rennstrecke. Das Ergebnis war eindeutig: An der Startlinie, wo Läufer mit frisch gewachsten Ski losfahren, fanden sich die höchsten PFAS-Konzentrationen. Nach zwei Kilometern war die Belastung geringer, aber immer noch messbar.
„Wir haben relativ hohe Werte für die typischen PFAS aus Skiwachs gemessen“, sagt Markus Zennegg, Leiter des Empa-Analytikzentrums. „Das sind insbesondere perfluorierte Carbonsäuren mit Kettenlängen zwischen sechs und vierzehn Kohlenstoffatomen.“ Besonders kritisch sei die Lage am Silsersee, so der Umwelttechniker Stefan Reimann: „Mit der Schneeschmelze im Frühling gelangen die Ewigkeitschemikalien direkt ins Gewässer.“ Dort können sie sich in Fischen und Wasserorganismen anreichern – mit langfristigen Folgen für die Nahrungskette.
Alte Skiwachse belasten weiter – oft aus Unwissenheit
Seit der Saison 2023/2024 sind fluorhaltige Skiwachse bei allen internationalen Wettbewerben verboten. Auch viele Hersteller bieten inzwischen fluorfreie Alternativen an. Dennoch nutzen viele Hobbyläufer weiterhin alte Bestände. „Ein Wachsblock kann für mehrere Jahre reichen, und praktisch alle älteren Skiwachse enthalten PFAS“, erklärt Zennegg.
Die Forscher gehen nicht davon aus, dass Sportler absichtlich gegen das Verbot verstoßen. Häufig fehle schlicht das Bewusstsein für das Problem. Dabei zeigen aktuelle Tests: Die schnellsten zehn Skifahrer des Engadin Skimarathons nutzten ausschließlich fluorfreie Produkte. „Offenbar kann man also auch ohne Fluor schnell sein“, sagt Reimann.
Was Wintersportler jetzt beachten sollten:
- Alte Wachse mit Fluor gehören in den Sondermüll, nicht auf die Ski.
- Fluorfreie Wachse sind im Handel klar gekennzeichnet.
- PFAS bleiben über Jahrzehnte in Schnee, Boden und Wasser nachweisbar.

Chemikalien landen über Gras und Tiere in der Nahrung
Neben den Schneeproben untersuchte die Empa auch den Boden entlang der Loipe. Die Ergebnisse zeigen: PFAS setzen sich dort fest und können über Gräser in den Körper von Weidetieren gelangen. „Bei solchen Konzentrationen besteht bereits die Gefahr, dass sich PFAS im Fleisch der Rinder anreichern und Grenzwerte überschreiten“, warnt Zennegg.
Das Forschungsteam erweitert seine Analysen derzeit auf rund 30 PFAS-Typen. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie sich die Substanzen in der Umwelt verteilen und wo sie sich besonders stark ansammeln – etwa in Recyclingkreisläufen oder Abwässern.
Wer in der kommenden Saison Ski wachsen will, sollte alte Produkte prüfen und auf fluorfreie Varianten umsteigen. Sie sind laut Empa ebenso effektiv, aber deutlich umweltfreundlicher.
Kurz zusammengefasst:
- PFAS aus altem Skiwachs gelangen durch Abrieb in Schnee, Böden und Gewässer, wo sie sich über Jahre anreichern und die Umwelt belasten.
- Trotz Verbot nutzen viele Freizeitläufer noch fluorhaltige Produkte, oft aus Unwissenheit – dabei funktionieren fluorfreie Alternativen genauso gut.
- Die Empa fand im Engadin erhöhte PFAS-Werte im Schnee und Boden; die Stoffe können bis in Fische und Rinder gelangen und so in die Nahrungskette übergehen.
Übrigens: Die unsichtbaren PFAS belasten nicht nur Schnee und Seen in den Alpen – auch in Grönland sind sie ein Problem. Dort fanden Forscher extrem hohe Werte im Blut der Inuit, die ihre Gesundheit gefährden – mehr dazu in unserem Artikel.
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