Größter „moderner“ Meteoritenkrater der Welt entdeckt – er lag die ganze Zeit offen vor uns

In Südchina haben Geologen den größten bekannten Meteoritenkrater der jüngeren Erdgeschichte entdeckt – sichtbar, aber lange unerkannt.

Größter „moderner“ Meteoritenkrater der Welt in China entdeckt

Gewaltig und doch übersehen: In Südchina entdeckten Geologen einen 900 Meter breiten Krater – ein mögliches Relikt aus der Zeit nach der letzten Eiszeit. © Ming Chen

In den Hügeln der südchinesischen Provinz Guangdong, nahe der Stadt Zhaoqing, lag ein spektakuläres Zeugnis kosmischer Gewalt bis 2025 verborgen: der 900 Meter breite Jinlin-Krater. Erst jetzt erkannten Forscher, dass diese unscheinbare Senke der größte bekannte Meteoritenkrater der jüngeren Erdgeschichte ist. Weltweit sind nur etwa 200 Einschlagstellen eindeutig bestätigt – jede einzelne erweitert unser Verständnis der gewaltigen Kräfte, die die Erde geformt haben.

In Südchina herrschen tropische Bedingungen mit hoher Luftfeuchtigkeit, kräftigen Regenfällen und intensiver Erosion. Trotzdem blieb der Krater deutlich erkennbar – ein seltener Glücksfall für die Forschung. Laut der Studie des American Institute of Physics entstand er im frühen bis mittleren Holozän, also vor weniger als 10.000 Jahren. Damit gehört der Jinlin-Krater zu den jüngsten und am besten erhaltenen Einschlagsstrukturen der Erde.

Eindeutige Spuren des Einschlags im Gestein

Die Struktur wurde nahe dem Dorf Jinlin entdeckt, etwa 150 Kilometer westlich von Guangzhou. Das Gelände ist hügelig, von Granit geprägt und dicht bewachsen. Der Krater liegt an einem Hang mit rund 13 Grad Neigung, ist etwa 90 Meter tief und zeigt einen Höhenunterschied von 200 Metern zwischen der höchsten und der niedrigsten Stelle des Randes.

In Gesteinsproben aus dem Kraterboden fanden Wissenschaftler winzige Strukturen im Quarz, sogenannte planare Deformationsmerkmale. Diese entstehen nur unter extremem Druck, wenn ein Meteorit mit hoher Geschwindigkeit auf die Erdoberfläche trifft. „Auf der Erde entstehen solche Strukturen ausschließlich durch die Schockwellen eines Himmelskörpereinschlags, bei Drücken von 10 bis 35 Gigapascal“, sagte Studienleiter Ming Chen. Diese Merkmale gelten als eindeutiger Beweis für einen Meteoriteneinschlag.

Komet ausgeschlossen – Meteorit bestätigt

Die Wissenschaftler schließen aus, dass der Einschlag von einem Kometen verursacht wurde. Ein solcher hätte eine deutlich größere Struktur hinterlassen, wahrscheinlich mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern. Berechnungen zufolge war der Meteorit von Jinlin etwa 30 Meter groß und traf die Erde mit einer Geschwindigkeit zwischen 15.000 und 25.000 Metern pro Sekunde – das entspricht bis zu 90.000 km/h. Dabei wurde Gestein bis in 60 Meter Tiefe herausgerissen, größere Brocken fielen später in den Krater zurück.

Trotz des feucht-warmen Klimas blieb die Struktur in bemerkenswert gutem Zustand. In der Region regnet es jährlich mehr als 1.500 Millimeter, und Granit verwittert hier mit etwa 0,038 Millimetern pro Jahr. Wären die Gesteinsbrocken älter als 10.000 Jahre, wären sie längst zerfallen. Ihre Erhaltung zeigt, dass der Einschlag in geologisch junger Zeit stattfand.

Zwischen verwitterter Erde liegen scharfkantige Granitstücke – ihr nahezu unversehrter Zustand zeigt, wie jung der Einschlag ist. © Studie
Zwischen verwitterter Erde liegen scharfkantige Granitstücke – ihr nahezu unversehrter Zustand zeigt, wie jung der Einschlag ist. © Studie

China: Größter Meteoritenkrater des Holozäns

Der Jinlin-Krater ist der erste bestätigte Einschlagsort im Süden Chinas und der größte bekannte Krater aus dem Holozän weltweit. Zum Vergleich: Der Macha-Krater in Russland misst nur rund 300 Meter. Weltweit sind bisher etwa 200 Einschlagskrater nachgewiesen, vier davon in China. Dass nun ein weiterer in einer stark erodierenden Region entdeckt wurde, gilt als wissenschaftliche Sensation.

„Diese Entdeckung zeigt, dass die Zahl kleiner Einschläge auf der Erde im Holozän weit höher war, als bisher angenommen“, erklärt Chen. Der Fund liefert Forschern damit neue Anhaltspunkte, um die Häufigkeit und Wirkung solcher Ereignisse besser einzuordnen.

Ein Fenster in die Erdgeschichte

Der Jinlin-Krater gilt als geologisches Archiv, das einen selten klaren Blick in die jüngste Vergangenheit der Erde ermöglicht. Die Forscher sprechen von einer „objektiveren Grundlage“, um die Verteilung und Häufigkeit kleiner Himmelskörper in der Erdumlaufbahn zu verstehen. Noch ist unklar, ob der Meteorit aus Eisen oder Gestein bestand – sicher ist jedoch, dass sein Einschlag die Oberfläche dauerhaft geprägt hat.

Kurz zusammengefasst:

  • In Südchina wurde der Jinlin-Krater entdeckt – mit 900 Metern Durchmesser der größte bekannte Meteoritenkrater der jüngeren Erdgeschichte.
  • Gesteinsanalysen zeigen, dass der Einschlag vor weniger als 10.000 Jahren erfolgte und trotz tropischer Witterung außergewöhnlich gut erhalten blieb.
  • Der Fund belegt, dass Meteoriten die Erde im Holozän häufiger trafen als bisher angenommen – und liefert neue Erkenntnisse über die jüngste geologische Entwicklung unseres Planeten.

Übrigens: Nicht nur Meteoriten können gewaltige Krater hinterlassen. In Sibirien reißen Explosionen aus aufsteigendem Tiefengas riesige Löcher in den gefrorenen Boden – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Ming Chen

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