Googles Antwort auf den Energiehunger seiner KI – die älteste Klimamaßnahme der Welt

Google kompensiert den Energiehunger seiner KI-Rechenzentren mit Aufforstung im Amazonas – und setzt dabei auf die Kraft der Photosynthese.

Googles Antwort auf den Energiehunger der KI: Wiederaufforstung

Das Start-up Mombak pflanzt für Google im Amazonas neue Wälder – als natürlichen Ausgleich für den wachsenden Energiehunger der KI. © Pexels

Künstliche Intelligenz frisst Energie – und das in gigantischem Ausmaß. Die Server, auf denen Googles KI-Modelle laufen, verbrauchen so viel Strom wie ganze Städte. Allein 2024 verursachte der Konzern laut seinem Environmental Report 2025 rund 11,5 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen – ein Plus von über 50 Prozent seit 2019. Doch während der Energiehunger der Rechenzentren wächst, versucht Google, seine Klimabilanz zu verbessern – mit einer Lösung, die älter ist als jede Maschine: dem Wald.

Das Unternehmen investiert Millionen in großangelegte Wiederaufforstungsprojekte im Amazonasgebiet. Gemeinsam mit dem brasilianischen Start-up Mombak will Google dort abgeholzte Flächen wieder in tropischen Regenwald verwandeln. Ziel ist, CO₂ aus der Atmosphäre zu binden und die eigene Klimabilanz auszugleichen. Das berichte Reuters aus Belém, wo im November auch die UN-Klimakonferenz COP30 stattfindet.

Google investiert in Wiederaufforstung zur CO₂-Kompensation

Der neue Vertrag mit Mombak ist das bisher größte Projekt dieser Art für Google. Rund 200.000 Tonnen CO₂ sollen durch die Aufforstung ausgeglichen werden – viermal mehr als in der ersten Vereinbarung von 2024. Über den finanziellen Umfang schweigen beide Seiten, doch der Auftrag zeigt, wie sehr Technologieunternehmen inzwischen auf naturbasierte Lösungen setzen, um ihre Emissionen zu kompensieren.

Randy Spock, bei Google für den Bereich Kohlenstoffzertifikate zuständig, beschreibt die Entscheidung so: „Die sicherste Technologie, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen, ist die Photosynthese.“ Pflanzen wandeln mithilfe von Sonnenlicht und Wasser Kohlendioxid in Sauerstoff um – ein simpler, aber effektiver Prozess. Für Google ist er derzeit das praktikabelste Mittel, den wachsenden CO₂-Ausstoß seiner Rechenzentren abzufedern.

Warum Google auf Wälder statt auf Hightech setzt

In den vergangenen Jahren hatte der Konzern bereits laut Reuters mehr als 100 Millionen Dollar in andere Technologien zur CO₂-Entnahme investiert – etwa in Gesteinsverwitterung, Biochar oder Anlagen, die CO₂ direkt aus der Luft filtern. Doch keine Methode sei so zuverlässig und überprüfbar wie das Pflanzen von Bäumen, erklärt Spock. Der Amazonas gilt zudem als eines der wichtigsten Ökosysteme der Erde: Er speichert rund zehn Prozent des weltweit gebundenen Kohlenstoffs und beeinflusst das globale Klima erheblich.

Die Kooperation mit Mombak fügt sich in eine größere Strategie ein. Gemeinsam mit Meta, Microsoft, Salesforce und McKinsey gründete Google die Symbiosis Coalition – ein Zusammenschluss großer Unternehmen, der bis 2030 rund 20 Millionen Tonnen naturbasierter CO₂-Kompensationen einkaufen will. Diese sollen streng wissenschaftlich geprüft und langfristig wirksam sein.

Mombak bindet CO₂ mit neuen Wäldern

Mombak unterscheidet sich von vielen anderen Anbietern durch eine klare Philosophie: Statt bestehende Wälder zu schützen, wie es bei den umstrittenen sogenannten REDD-Zertifikaten üblich ist, legt das Unternehmen neue Wälder an. Denn viele dieser alten Programme waren in der Vergangenheit durch Betrugsfälle und zweifelhafte Berechnungen in Verruf geraten. Mombak setzt dagegen auf überprüfbare Aufforstung.

Das Unternehmen kauft oder pachtet ausgelaugte Weide- und Ackerflächen im Amazonasgebiet, die zuvor für Viehzucht genutzt wurden, und bepflanzt sie mit Dutzenden heimischen Baumarten. Dabei entstehen biodiverse Ökosysteme, die langfristig Kohlenstoff binden und Lebensraum für bedrohte Arten schaffen. Die Wiederaufforstung wird mit Satelliten- und Drohnendaten überwacht, die Bodenqualität regelmäßig analysiert und durch langfristige Verträge mit Landbesitzern abgesichert, damit die neuen Wälder dauerhaft erhalten bleiben.

Startup Mombak setzt auf Qualität und Transparenz

Mombak-Gründer Gabriel Silva erklärt: „Viele Käufer wussten früher gar nicht, was sie da eigentlich kaufen. Deshalb sind sie in schlechte, teilweise betrügerische Projekte geraten.“ Jetzt gehe es um Qualität, Nachweisbarkeit und dauerhafte Speicherung von CO₂.

Zusätzlich schafft das Modell neue Einkommensquellen für lokale Gemeinden, die an den Aufforstungsprojekten beteiligt sind. So entsteht ein doppelter Effekt: wirtschaftliche Stabilität für die Region und langfristiger Klimaschutz durch echten Waldbestand.

Preise steigen, Nachfrage explodiert

Dass seriöse Aufforstungsprojekte gefragt sind, spiegelt sich im Markt wider. Während klassische CO₂-Zertifikate aus Waldschutzprojekten teils weniger als zehn Dollar pro Tonne kosten, liegen die Preise für neue brasilianische Aufforstungsprojekte inzwischen bei über 50, teilweise sogar 100 Dollar pro Tonne.

Der Grund: Die Nachfrage nach überprüfbaren Projekten übersteigt das Angebot deutlich. „Unternehmen werden zwar effizienter, aber im Moment ist die Nachfrage viel größer als die verfügbare Menge“, erklärt Silva laut Reuters.

Kurz zusammengefasst:

  • Google gleicht den hohen CO₂-Ausstoß seiner KI-Rechenzentren durch großangelegte Wiederaufforstung im Amazonas aus.
  • Das brasilianische Start-up Mombak verwandelt dafür ehemalige Weideflächen in Regenwald und erfüllt strengste Klimastandards.
  • Die Nachfrage nach glaubwürdigen CO₂-Zertifikaten steigt rasant – und macht naturbasierte Lösungen wie Wälder wieder zu zentralen Klimafaktoren.

Übrigens: Forscher haben eine erstaunlich einfache Methode entdeckt, um CO₂ dauerhaft zu speichern – Holz vergraben statt Hightech. Wie viel Klimapotenzial in dieser Idee steckt, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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