UN warnt: Wir steuern auf 2,8 Grad Erderwärmung zu
Das Jahr 2024 war das heißeste seit Beginn der Messungen, die Erderwärmung beschleunigt sich: Der neue UN-Bericht rechnet mit bis zu 2,8 Grad – das 1,5-Grad-Ziel scheint kaum noch erreichbar.
Die UN rechnet mit bis zu 2,8 Grad Erderwärmung bis 2100 – das 1,5-Grad-Ziel dürfte laut UNEP schon bald überschritten sein. © DALL-E
Die Folgen von Klimapolitik gehen weit über Konferenzbeschlüsse hinaus. Sie bestimmen, ob Energie bezahlbar bleibt, Lebensmittel sicher verfügbar sind und Millionen Menschen ihre Heimat behalten können. Ein aktueller Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) zeigt, wie ernst die Lage ist: Bleibt die Welt beim jetzigen Kurs, steuert sie bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erderwärmung von rund 2,8 Grad Celsius zu.
Im besten Fall – also wenn alle derzeit angekündigten Klimaziele vollständig umgesetzt werden – würde sich die Erde laut dem Emissions Gap Report 2025 um 2,3 bis 2,5 Grad erwärmen, weit entfernt vom international vereinbarten 1,5-Grad-Ziel. Die Kluft zwischen Versprechen und tatsächlichem Handeln bleibt groß.
Mit jedem Zehntelgrad steigen die Risiken: Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren würden zunehmen, der Meeresspiegel schneller steigen, ganze Regionen unbewohnbar werden. Besonders bedroht sind Inselstaaten, Küstengebiete und Länder mit schwacher Infrastruktur. Schon 2024 war laut UNEP-Bericht das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – ein Vorbote dessen, was bevorstehen könnte.
Die 1,5 Grad sind kaum noch zu halten
Erstmals wurde die Marke von 1,5 Grad globaler Erwärmung in einem einzelnen Jahr überschritten – auch wenn das Ziel erst dann als offiziell verfehlt gilt, wenn der mehrjährige Durchschnitt über 1,5 Grad liegt. Laut UN ist ein dauerhafter Überschuss kaum noch zu vermeiden.
Um die 1,5-Grad-Grenze doch noch zu erreichen, müssten die Emissionen weltweit bis 2035 um 55 Prozent im Vergleich zu 2019 sinken. Für das 2-Grad-Ziel wären 35 Prozent nötig. Die derzeitigen Klimapläne würden aber nur rund 15 Prozent Einsparung bringen.
G20-Staaten erhöhen statt zu senken
UN-Generalsekretär António Guterres spricht von einem „Fortschritt – aber bei weitem nicht genug“. Gemeint ist: Viele Länder haben ihre Klimapläne zwar nachgeschärft, doch die großen Emittenten treten auf der Stelle. Besonders die G20-Staaten, die für den größten Teil des weltweiten Ausstoßes verantwortlich sind, haben ihre Emissionen 2024 sogar um 0,7 Prozent gesteigert.
Dabei liegt das technische Potenzial längst bereit: Wind- und Solarkraft werden ausgebaut, ihre Kosten sinken, Effizienzmaßnahmen sparen Energie und Geld. Doch politische Blockaden, fehlende Finanzierung und mangelnder Wille bremsen den Wandel.
Kipppunkte könnten unumkehrbare Prozesse auslösen
Ein besonders heikles Risiko ist das sogenannte Overshoot-Szenario. Dabei würde die Erderwärmung vorübergehend über die kritische Marke von 1,5 Grad hinausgehen – mit der Hoffnung, sie später durch CO2-Entnahme wieder zu senken.
Doch selbst wenn das technisch gelingt, wären die Folgen gravierend: Während dieser Phase könnten Kipppunkte im Klimasystem erreicht werden – etwa das Absterben tropischer Regenwälder, das Schmelzen großer Eisschilde oder das Auftauen von Permafrostböden. Diese Prozesse wären unumkehrbar und würden das Klima dauerhaft verändern. Laut UN-Bericht könnten nur drastische und sofortige Emissionssenkungen den Zeitpunkt des Überschreitens verzögern – ganz verhindern lasse es sich kaum noch.
Mit jedem weiteren Zehntelgrad steigt das Risiko – nicht nur für Umwelt, sondern auch für Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit:
- Mehr Extremwetter: Hitzetage, Starkregen, Dürreperioden
- Ernährungsrisiken: Ausfälle bei Ernten, Versorgungslücken
- Meeresspiegelanstieg: Küstengebiete geraten unter Druck
- Gesundheitsfolgen: Hitzeschäden, neue Krankheitsmuster
- Migration: Millionen Menschen könnten ihre Heimat verlieren
Je länger wir zögern, desto enger wird das Zeitfenster – jetzt braucht es mutige Entscheidungen, um die Erderwärmung zu bremsen und das Schlimmste noch abzuwenden.
Kurz zusammengefasst:
- Die Welt steuert laut Emissions Gap Report 2025 auf eine Erderwärmung von bis zu 2,8 Grad Celsius zu, wenn die aktuellen Klimapläne nicht deutlich verschärft werden.
- Um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, müssten die globalen Emissionen bis 2035 um 55 Prozent sinken – bisher geplant sind nur 15 Prozent.
- Jede vermeidbare Zehntelgrad-Erwärmung schützt Menschen, Ökosysteme und Volkswirtschaften – doch ohne mehr Tempo, Geld und politischen Willen bleiben Kipppunkte und Klimaschäden kaum vermeidbar.
Übrigens: Während sich die Welt auf die COP30 vorbereitet, wächst der Druck auf die Gastgeber im Amazonasgebiet. Ausgerechnet dort, wo der Regenwald schützen soll, fallen für neue Bauprojekte die Bäume – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © DALL-E
