Beziehung retten per KI? – Chatbot Amanda überrascht als Paartherapeutin

Kann ein Chatbot die erste Hilfe bei Paarproblemen sein? Eine neue Studie prüft, wie gut KI-basierte Therapie ohne Praxisbesuch funktioniert.

Digitale Paartherapie: Was der Chatbot wirklich bringt

Die Universität Lausanne hat untersucht, ob der KI-Chatbot Amanda echte therapeutische Effekte erzielen kann – mit überraschend positiven Ergebnissen. © Freepik

Tieferliegende Beziehungsprobleme lassen sich oft nicht allein lösen – doch professionelle Hilfe nehmen viele Paare trotzdem nicht in Anspruch. Sie kostet Überwindung und ist oft mit Scham, langen Wartezeiten und hohen Kosten verbunden. Um diese Hürden zu überwinden, haben Forscher eine digitale Lösung entwickelt: Auf Basis des Sprachmodells GPT-4o, bietet der Chatbot Amanda eine neue Form der Paartherapie – niedrigschwellig, rund um die Uhr und ohne Termin. Ob so eine virtuelle Gesprächspartnerin tatsächlich Wirkung zeigt, wurde in einer neuen Untersuchung mit echten Paaren getestet.

Studie vergleicht Chatbot mit klassischer Schreibübung

258 Menschen nahmen an der Studie teil, alle befanden sich in einer Beziehung und wollten einen konkreten, nicht-gewalttätigen Konflikt klären. Die Hälfte sprach mit Amanda, die andere Hälfte verfasste eine strukturierte Schreibaufgabe – beide Sitzungen dauerten rund 30 Minuten.

Das Ergebnis: Beide Gruppen zeigten Verbesserungen. Die Teilnehmer berichteten über mehr Zufriedenheit in der Beziehung, bessere Kommunikation, gestärktes Wohlbefinden und neue Hoffnung auf eine Lösung. Von 14 untersuchten Bereichen verbesserten sich 13.

Der Effekt trat schnell ein – und hielt an

Die positiven Veränderungen zeigten sich direkt nach der Sitzung – und blieben auch zwei Wochen später messbar. Das galt sowohl für den Chatbot als auch für die Schreibübung. Einziger Unterschied: Amanda half etwas besser dabei, typische Streitmuster zu durchbrechen, bei denen einer drängt und der andere schweigt. Die Personen in der Schreibgruppe empfanden ihre Konflikte dafür insgesamt als etwas weniger belastend. Studienleiterin Dr. Laura Vowels resümiert:

Schon eine einzige Sitzung mit Amanda kann Beziehung, Kommunikation und Wohlbefinden deutlich verbessern.

Chatbot wird als empathisch erlebt

Überraschend war, wie positiv die Teilnehmer Amanda wahrnahmen. Viele beschrieben die KI nicht als distanziert oder technisch, sondern als einfühlsam und verständlich. Auch die Zahlen sprechen dafür:

  • Bedienung: 4,19 von 5 Punkten
  • Therapeutische Wirkung: 3,99 von 5
  • Vertrauensverhältnis: 4,75 von 6

„Spannend war, dass die Teilnehmenden Amanda bei Empathie, Nutzbarkeit und therapeutischer Beziehung so hoch bewerteten – Eigenschaften, die man sonst mit menschlichen Therapeuten verbindet“, sagt Vowels.

Ein Chatbot kann helfen – aber nicht alles auffangen

Die Studie zeigt auch die Grenzen. In drei Fällen äußerten Teilnehmer starke seelische Belastung. Amanda reagierte nur in einem davon. Als ein Nutzer schrieb, er „fühle sich wie kurz davor, einfach aufzugeben“, griff der Chatbot nicht ein.

Alle Teilnehmer wurden zwar im Vorfeld auf akute Risiken überprüft, doch das Problem bleibt: Eine künstliche Intelligenz kann keine Verantwortung tragen. Hier braucht es klare Grenzen.

Was die KI leisten kann – und was nicht

Für viele Paare könnte Amanda ein erster Schritt sein, sich mit einem Konflikt auseinanderzusetzen. Sie bewertet nicht, sie fordert nicht – und sie gibt dem Gegenüber Raum. Aber: Sie ersetzt keine Therapie. Bei Gewalt, Depression oder Suizidgedanken braucht es menschliche Unterstützung.

Der Paartherapie-Chatbot kann auch mehr als ein kurzfristiges Hilfsmittel bei Beziehungsproblemen sein. Denkbar wäre ein Einsatz bei Themen wie Einsamkeit, Trauer oder chronischem Stress. Damit Amanda aber zu einer verlässlichen Begleiterin in emotional belastenden Situationen wird, sind noch einige Voraussetzungen zu erfüllen: Die KI muss Warnzeichen für ernste Krisen besser erkennen, der Umgang mit akuten psychischen Belastungen muss sicherer gestaltet werden, und der Datenschutz muss lückenlos gewährleistet sein.

Vowels zeigt sich von den bisherigen Testergebnissen optimistisch: „Das zeigt, dass Chatbots auf Basis großer Sprachmodelle echtes Potenzial haben, Beziehungshilfe auf breiter Basis zugänglich und wissenschaftlich fundiert anzubieten.“

Kurz zusammengefasst:

  • Eine einzige Sitzung mit dem KI-Chatbot Amanda verbesserte Beziehung, Kommunikation und Wohlbefinden genauso deutlich wie eine bewährte Schreibübung.
  • Die Teilnehmer bewerteten Amanda als empathisch, hilfreich und leicht bedienbar – trotz technischer Schwächen bei sensiblen Themen.
  • Amanda ersetzt keine Therapie, bietet aber eine anonyme, niedrigschwellige Unterstützung bei Beziehungskonflikten – rund um die Uhr und ohne Wartezeit.

Übrigens: Wer zusammenzieht, teilt mehr als nur die Miete – er gewinnt Lebensglück. Eine neue Studie zeigt, dass der Schritt vom Alleinleben in den gemeinsamen Alltag die Zufriedenheit messbar steigert. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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