Sonne macht sie unsichtbar – Asteroiden aus der Umlaufbahn der Venus könnten zur Bedrohung für die Erde werden

Asteroiden auf der Umlaufbahn der Venus entgehen bislang jeder Beobachtung – sie könnten die Erde treffen und ganze Städte zerstören.

Neue Studie warnt vor Asteroiden aus der Venus-Umlaufbahn

Venus-Koorbitalasteroiden teilen die Umlaufbahn der Venus, wechseln jedoch alle 12.000 Jahre ihre Bahnen und können dabei gefährlich nah an die Erde geraten (Symbolbild). © Unsplash

Asteroiden zählen zu den größten Risiken aus dem All. Eine internationale Studie der São Paulo State University warnt nun vor einer bisher unterschätzten Quelle. Es geht um Venus-Asteroiden – kleine Himmelskörper, die auf ähnlichen Bahnen wie unser Nachbarplanet unterwegs sind. Weil sie der Sonne so nahe stehen, bleiben sie von der Erde aus oft unsichtbar – und könnten trotzdem auf Kollisionskurs mit uns geraten.

Der Grund ist simpel: Gegen das gleißende Sonnenlicht haben irdische Teleskope kaum eine Chance. Die Sichtfenster sind kurz, die Objekte lichtschwach. Viele flutschen deshalb durch unser Suchnetz. Die Studienautoren warnen: Zwischen diesen kaum sichtbaren Körpern könnten gefährliche Asteroiden sein, die eines Tages die Erde treffen.

Verborgene Asteroiden auf der Bahn der Venus

Bisher kennt man 20 dieser speziellen Venus-Asteroiden. Auffällig: Nur einer davon bewegt sich auf einer „runderen“, also weniger exzentrischen Bahn. Genau solche Bahnen sind von der Erde besonders schwer zu beobachten. Die Forscher sehen darin keinen Zufall, sondern eine Beobachtungslücke: Es dürfte deutlich mehr geben, die wir schlicht noch nicht entdeckt haben.

Einschläge mit zerstörerischer Energie

Kritisch wird es in Phasen, in denen diese Körper ihre stabile Konfiguration verlassen. Im Schnitt verharren sie etwa 12.000 Jahre in koorbitalen Zuständen, wechseln dann aber in andere Bahnen – mit der Möglichkeit, der Erde näher zu kommen. Drei Brocken machen Experten besonders nervös:

  • 2020 SB – etwa 330 Meter Durchmesser
  • 524522 – etwa 300 Meter
  • 2020 CL1 – knapp 390 Meter

Würden solche Brocken mit rund 11 Kilometern pro Sekunde auf die Erde treffen, entstünden Krater von mehr als zwei Kilometern Durchmesser. Die Energie entspräche 150 bis 410 Megatonnen TNT – genug, um ganze Großstädte auszulöschen. Auf der Torino-Skala entspricht das Stufe 8: schwere Zerstörung an Land oder ein Tsunami im Meer.

Simulationen machen das Risiko sichtbar

Um die Dunkelziffer besser einzuordnen, simulierten die Forscher tausende mögliche Bahnen im inneren Sonnensystem. Ergebnis: Nicht die Himmelsmechanik sorgt dafür, dass wir so wenige „rund laufende“ Objekte sehen – es ist unser Blickwinkel. Von der Erde aus sind diese Körper im Schnitt nur etwa zehn Prozent der Zeit sichtbar.

Je niedriger die Exzentrizität, desto häufiger halten sie sich in Sonnennähe auf – genau dort, wo Bodenteleskope kaum arbeiten können. Exzentrischere Bahnen liefern zwar bessere Sichtbarkeit, sind aber nur ein Teil des Bildes. Die eigentliche Lücke liegt bei den „unauffälligen“, schwer sichtbaren Bahnen.

Selbst Großprojekte wie das Rubin-Observatorium in Chile bekommen diese Objekte nur in wenigen, kurzen Zeitfenstern ins Visier – meist in der Dämmerung. Die Bahnneigung spielt für die Sichtbarkeit vom Boden aus dagegen eine untergeordnete Rolle.

Raumsonden sollen unsichtbare Venus-Asteroiden aufspüren

Weil die Erde nur einen eingeschränkten Blick hat, sollen Weltraumteleskope die Lücke schließen. Die NASA plant nach 2027 die Mission NEO Surveyor, die auch in Sonnennähe beobachten kann – dort, wo unsere Teleskope blind sind. China geht mit der Mission CROWN noch weiter: Ein „Mutterschiff“ und sechs kleinere Teleskope sollen gemeinsam den inneren Bereich des Sonnensystems überwachen.

Berechnungen zeigen: Mehr als 94 Prozent der Objekte wären so über 100 Tage sichtbar, über 90 Prozent sogar gleichzeitig in mehreren Teleskopen. Das macht ihre Bahnen viel genauer berechenbar – und die Gefahr besser einschätzbar.

Wie wichtig diese Suche ist, zeigt ein neu entdecktes Beispiel: 2024 YR4 (größer als 20 Meter) erhielt die bislang höchste Einschlagswahrscheinlichkeit seiner Größenklasse und gilt als potenzieller „City-Killer“. Solche Fälle erinnern daran, dass auch kleinere Objekte ernst zu nehmen sind – erst recht, wenn ganze Populationen von Venus-Koorbitalasteroiden wegen der Sonnennähe systematisch übersehen werden.

Kurz zusammengefasst:

  • Venus-Asteroiden kreisen nahe der Sonne und bleiben von der Erde aus meist unsichtbar – trotzdem können sie auf Kollisionskurs mit uns geraten.
  • Einige dieser Brocken sind hunderte Meter groß und würden beim Einschlag Energien von 150 bis 410 Megatonnen TNT freisetzen – genug, um ganze Städte auszulöschen.
  • Bodenteleskope reichen nicht aus, deshalb sollen Weltraummissionen wie NEO Surveyor (NASA) und CROWN (China) die gefährlichen Objekte aufspüren.

Übrigens: Ein Harvard-Astrophysiker glaubt, dass außerirdische Technologie nicht in fernen Radiosignalen steckt, sondern in unscheinbarem Weltraumschrott. Winzige Metallsphären aus dem Pazifik sollen erste Hinweise liefern – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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