Geheimer Schutzschild – Unsere Radiosignale drängen Strahlung aus dem All zurück

Radiowellen von der Erde formen eine unsichtbare Barriere im All. Sie verschieben Strahlungsgürtel und schützen Satelliten vor Ausfällen.

Geheimer Schutzschild: Radiowellen wehren Strahlung ab

Die Raumfahrtbehörde NASA schickt Sonden aus, um Regionen unseres Sonnensystems zu erforschen – darunter auch der Van-Allen-Gürtel, der die Erde umgibt. Die donutartige Form verläuft entlang des Äquators. © Pexels

Strahlung aus dem All gilt als Gefahr für Satelliten, Kommunikation und Raumfahrt. Doch ausgerechnet menschliche Radiowellen haben einen unerwarteten Effekt: Sie bilden eine unsichtbare Barriere um unseren Planeten, die wie ein zusätzlicher Schutzschild wirkt. Laut einer Studie verschiedener amerikanischer Forschungseinrichtungen registrierten NASA-Sonden dieses Phänomen erstmals 2012 – seither gilt es als Beleg dafür, dass der Mensch nicht nur das Klima auf der Erde, sondern auch das Weltraumwetter prägt.

Radiowellen stoßen gefährliche Teilchen zurück

Im Mittelpunkt stehen sehr niederfrequente Radiowellen, die auch als VLF bezeichnet werden. Diese Strahlen entstehen vor allem durch militärische Kommunikation, die seit Jahrzehnten genutzt wird.

Die Frequenzen können beeinflussen, wie und wo sich bestimmte Teilchen im All bewegen.

NASA

Das Besondere: Die Radiowellen treffen exakt auf die Region, in der die gefährlichen Van-Allen-Gürtel beginnen. Diese Zonen bestehen aus hochenergetischer Strahlung, die Satelliten beschädigen und Astronauten gefährden kann. Durch die VLF-Wellen werden Teile der Strahlung zurückgedrängt – ein unbeabsichtigter Schutzmechanismus.

Raumfahrt profitiert von neuem Korridor

Für Raumfahrtprogramme könnte dieser Effekt große Vorteile haben. Starts finden oft in Äquatornähe statt, wo die Van-Allen-Gürtel besonders stark sind. Jede Mission benötigt aufwendigen Strahlenschutz. Der künstliche Ring im All mindert die Belastung und macht die Planungen einfacher.

Ein Querschnitt der Van-Allen-Strahlungsgürtel. © NASA/Public Domain
Ein Querschnitt der Van-Allen-Strahlungsgürtel. © NASA/Public Domain

Zudem denken Forscher über technische Anwendungen nach. Mit gezielter VLF-Technologie ließen sich möglicherweise „Korridore“ durch die Strahlung öffnen, die Raumfahrzeugen sichere Passagen ermöglichen.

Technik auf der Erde gewinnt Sicherheit

Doch nicht nur für die Raumfahrt könnte der Effekt entscheidend sein – auch auf der Erde zeigt die Barriere Wirkung. Strahlung aus den Van-Allen-Gürteln kann empfindliche Satelliten oder Messinstrumente stören. Der von Radiowellen geprägte Ring wirkt stabilisierend und senkt das Risiko von Ausfällen bei Magnetstürmen.

Das betrifft vor allem Kommunikationssysteme und Navigationssatelliten, die auf verlässliche Signale angewiesen sind. Der unbeabsichtigte Schutzschild stärkt also indirekt die Sicherheit der weltweiten Infrastruktur.

Der menschengemachte Schutzschild umgibt die Erde © NASA’s Goddard Space Flight Center/Genna Duberstein via YouTube

Die NASA bezeichnet diesen Effekt als „anthropogenes Weltraumwetter“. Er reiht sich ein in eine lange Geschichte unbeabsichtigter Eingriffe des Menschen in den erdnahen Raum.

Frühere Eingriffe hatten drastische Folgen

Der aktuelle Effekt ist kein Einzelfall – schon im 19. Jahrhundert begannen Experimente mit elektromagnetischen Wellen. In den 1960er Jahren führten die USA und die Sowjetunion Atomtests in großer Höhe durch. Diese erzeugten künstliche Strahlungsgürtel, die mehrere Satelliten zerstörten. Zusätzlich entstand ein elektromagnetischer Impuls, der in kurzer Zeit großflächige Stromnetze hätte lahmlegen können.

Neben den Atomtests gehören auch chemische Experimente in der oberen Atmosphäre und gezielte Hochfrequenz-Bestrahlungen der Ionosphäre zu den Eingriffen.

Kurz zusammengefasst:

  • Sehr niederfrequente Radiowellen von der Erde bilden im Weltall eine menschlich erzeugte Barriere, die Strahlung der Van-Allen-Gürtel zurückdrängt.
  • Diese Barriere erleichtert Raumfahrtmissionen und schützt Satelliten sowie technische Systeme vor Strahlungsschäden.
  • Der Effekt zeigt, dass menschliche Aktivitäten nicht nur die Atmosphäre, sondern auch das Weltraumwetter direkt verändern.

Übrigens: Forscher spürten im All Moleküle auf, die als Vorstufen von Leben gelten. Sie könnten unseren Ursprung erklären – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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