Fledermäuse verbreiten Coronaviren – Forscher warnen vor neuen Varianten
Junge Flughunde scheiden in bestimmten Jahreszeiten besonders viele Coronaviren aus – Forscher entdecken dabei ein überraschend klares Risiko-Muster.

Junge Flughunde verlieren nach dem Abstillen ihren Immunschutz und infizieren sich dann besonders häufig mit mehreren Coronaviren gleichzeitig. © Unsplash
Sie leben in großen Kolonien, hängen in Bäumen und fliegen nachts lautlos durch die Lüfte: Flughunde – die Tiere gehören zur Familie der Fledertiere und stehen schon lange im Verdacht, Träger verschiedener Coronaviren zu sein. Eine neue Untersuchung der Cornell University zeigt nun, dass das Risiko für neue Virusvarianten besonders dann steigt, wenn die Tiere noch jung sind – und sich viele gleichzeitig infizieren. Entscheidend sind dabei nicht nur das Alter, sondern auch bestimmte Jahreszeiten. Über 2.500 Proben aus Australien liefern erstmals ein genaues Bild.
Junge Flughunde ohne Schutz – Coronaviren vermischen sich im Körper
Besonders häufig traten Virusinfektionen bei jungen und halbwüchsigen Tieren auf. Laut den Forschern war das Risiko rund um das Abstillen am höchsten. In dieser Zeit stellen sich die Jungtiere auf feste Nahrung um. Damit verlieren sie den natürlichen Immunschutz, den sie über die Muttermilch erhalten haben. Das macht sie besonders anfällig für Infektionen.
Neues Virusrisiko durch gleichzeitige Infektionen
Viele dieser jungen Flughunde trugen gleich mehrere Coronaviren gleichzeitig in sich. Das kann gefährlich werden: Durch solche Mehrfachinfektionen können Viren im Körper genetisches Material austauschen und sich so neu kombinieren – es entstehen Varianten mit unbekannten Eigenschaften.
Solche Viren könnten in Zukunft auch auf andere Tierarten oder Menschen übergehen. Besonders problematisch ist das, wenn viele Tiere gleichzeitig infiziert sind – und genau das geschieht regelmäßig.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Coronaviren nicht zufällig ausgeschieden werden. Im Gegenteil: Die Verteilung folgt einem saisonalen Muster. Vor allem im Herbst und Winter kam es zu sogenannten „Spitzenzeiten“, in denen besonders viele Tiere gleichzeitig Viren verbreiteten.
Sechs Virusgruppen zirkulieren gleichzeitig
Insgesamt konnten sechs verschiedene Gruppen von Coronaviren nachgewiesen werden. Alle gehören zur Untergruppe Nobecovirus. Manche dieser Viruskladen zeigten klare Jahresschwankungen: Eine trat besonders im Februar und März auf, eine andere im Hochsommer. Teilweise waren sie auch auf bestimmte Flughund-Arten beschränkt. In einzelnen Fällen traten sogar mehrere Virusgruppen gleichzeitig im selben Tier auf. Junge Tiere waren dabei auffällig oft mehrfach infiziert.
Diese gleichzeitigen Infektionen bei jungen Flughunden bieten ideale Bedingungen für genetische Vermischungen.
Studie
Gerade in den Jahreszeiten mit hoher Viruslast steigt damit das Risiko für neue Varianten.
Modell hilft, kritische Zeiträume früh zu erkennen
Die Forscher entwickelten ein Modell, das Daten einzelner Tiere mit Proben aus Schlafplätzen kombiniert. So lassen sich Altersgruppen und Zeiträume besser eingrenzen, in denen das Risiko für gefährliche Virusveränderungen besonders hoch ist. Die Untersuchung zeigt: Entscheidend ist weniger der Ort, an dem sich die Tiere aufhalten, sondern die Jahreszeit.
Denn Flughunde fliegen weite Strecken, vermischen sich mit anderen Kolonien und verbreiten die Viren über große Regionen. Trotzdem blieben die Muster stabil: Dieselben Virusgruppen traten zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten auf.
Wichtige Hinweise für den Umgang mit Pandemierisiken
Dadurch lassen sich auch die Hochrisikophasen für Virusveränderungen besser vorhersagen. Eine frühzeitige Überwachung dieser Zeiträume könnte helfen, neue Erreger rechtzeitig zu erkennen – bevor sie sich weiterverbreiten. Das könnte im besten Fall eine neue Pandemie verhindern.
Unsere Daten helfen dabei, die ökologischen und biologischen Bedingungen besser zu verstehen, die die Entstehung und Entwicklung von Coronaviren beeinflussen.
Studie
Kurz zusammengefasst:
- Junge Flughunde scheiden rund um das Entwöhnungsalter besonders viele Coronaviren aus, da sie in dieser Phase ihre natürliche Immunabwehr verlieren und sich häufig mit mehreren Virusarten gleichzeitig infizieren.
- Diese Mehrfachinfektionen begünstigen die Entstehung neuer Virusvarianten, weil sich Viren im Körper der Tiere genetisch vermischen – besonders im Herbst und Winter, wenn viele Tiere gleichzeitig Viren ausscheiden.
- Ein Team der Cornell University entwickelte ein Modell zur Erkennung solcher Hochrisikophasen, um frühzeitig potenziell gefährliche Virusvarianten zu identifizieren und so gezielter Pandemien vorbeugen zu können.
Übrigens: Fledertiere sind nicht nur Überträger – einige von ihnen besitzen ein außergewöhnlich effektives Immunsystem, das tödliche Viren früh stoppt. Was wir uns als Menschen davon abschauen können, mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Unsplash
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